Von: ka
Bozen – Die Nachricht, dass es in Südtirol fast 14.000 Zweitwohnungen gibt, die für touristische Zwecke genutzt werden, erschreckt die Südtiroler Öffentlichkeit. Die Tatsache, dass in einem Landl, in dem sich Familien und junge Paare immer schwerer tun, sich den Traum vom Eigenheim zu erfüllen, touristisch genutzte Zweitwohnungen so zahlreich sind, erzürnt zu Recht viele Einheimische. Für viele Südtiroler ist es nicht mehr länger hinnehmbar, dass betuchte und zahlungskräftige Auswärtige den Einheimischen, von denen viele mit den galoppierenden Wohnungspreisen nicht mehr mithalten können, den heimischen Immobilienmarkt leerkaufen.
Aber das ist nur ein Schaden, den der Zweitwohnungstourismus anrichtet. Ganze Kondominien und Häuserblocks, deren Fenster wochen- oder gar monatelang geschlossen bleiben, verunstalten nicht wenige Südtiroler Dörfer. Da diese Touristen in ihren Ferien ihre Eigentumswohnungen aufsuchen, fehlen sie der einheimischen Tourismuswirtschaft zudem als Gäste.
Allerdings sind die touristisch genutzten Zweitwohnungen nur ein Symptom für die vielen Missstände und Fehlentwicklungen, die den Südtiroler Miet- und Immobilienmarkt plagen. Die für Normalverdiener ohne Aussicht auf elterliche Hilfe nicht mehr stemmbaren Wohnkosten sind mittlerweile das größte Problem Südtirols. Sie sorgen inzwischen dafür, dass junge Menschen das Land verlassen und gut ausgebildete Auslandssüdtiroler trotz attraktiver Arbeitsangebote nicht mehr in ihre Heimat zurückkehren.
Da das Land in diesem Bereich weitgehende Zuständigkeiten besitzt, um regulierend in den Markt einzugreifen, kann sich die einheimische Politik nicht einfach wegducken. Auch wenn einigen Lobbys auf die Füße getreten wird, ist es notwendig, endlich hart gegenzusteuern. Über Gesetze und nicht zuletzt über die Steuerpolitik besitzt Südtirol gleich mehrere Möglichkeiten, eine radikale Kehrtwende zu vollziehen. Andernfalls könnte dem Landl nach der „Abstimmung mit den Füßen“ vieler junger Einheimischer eine Zukunft als Rentnerparadies blühen.