Von: ka
Rom – Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni und Verteidigungsminister Guido Crosetto sind sich darin einig, dass Italien für seine Verteidigung mehr Geld ausgeben muss.
Allein um die italienischen Bodentruppen zu stärken, hat Italien 380 Panzer Panther KF 51 der fünften Generation und über 1.000 leichte Mehrzweckpanzer Lynx bestellt. Die 25 Milliarden Euro, die für den Kauf dieser gepanzerten Fahrzeuge notwendig sind, sollen Italien innerhalb des nächsten Jahrzehnts zur stärksten Panzermacht Europas machen. Hintergrund dieses Deals ist nicht zuletzt auch der „sanfte Druck“ aus den USA, die den Europäern damit drohen, sie über die NATO nur mehr dann zu schützen, wenn sie die Verteidigungsausgaben massiv erhöhen.
Vom 21. bis zum 23. Januar 2025 gaben sich Rüstungshersteller und Armeechefs aus aller Welt beim großen internationalen Treffen in Farnborough bei London ein Stelldichein. Die 25. jährliche International Armoured Vehicles Conference (IAVC 2025) wurde mit einer wichtigen Prämisse eröffnet. „Die Welt wird zunehmend unsicherer, woraus folgt, dass die Staaten die Entwicklung und Beschaffung moderner gepanzerter Fahrzeuge beschleunigen“, sind sich die Verteidigungsexperten einig. Für die Rüstungsindustrie bedeutet das, dass sie wie selten zuvor in der Geschichte viele neue Aufträge erhalten wird.
In diesem Zusammenhang stellte der italienische Armeegeneral Salvatore Camporeale das italienische Aufrüstungsprogramm vor. Der Plan sieht die Beschaffung einer kompletten Familie von gepanzerten Kettenfahrzeugen in so großer Stückzahl vor, dass „bis zum Jahr 2030“ eine komplette neue mechanisierte Brigade aufgestellt werden kann. Darüber hinaus verfolgt die italienische Armee das Ziel, die beiden einzigen Brigaden, die Ariete-Brigade und die Garibaldi-Brigade der Bersaglieri, zu modernisieren, die über Panzer und andere gepanzerte Kampffahrzeuge verfügen.
Geplant ist der Kauf von 1.050 gepanzerten Fahrzeugen bei der deutschen Firma Rheinmetall, mit der das staatliche Rüstungsunternehmen Leonardo im vergangenen Oktober die Joint Venture Leonardo Rheinmetall Military Vehicles (LRMV) gegründet hat. Wie Alessandro Ercolani, Geschäftsführer von Rheinmetall Italia, kürzlich erläuterte, sieht die Vereinbarung vor, noch in diesem Sommer mit dem Aufbau des neuen Unternehmens zu beginnen, um innerhalb von zwei Jahren die Produktion aufnehmen zu können.
„Ziel ist es, noch in diesem Jahr die beiden angekündigten Verträge über die Lieferung von Panther-Panzern und Lynx-Kettenfahrzeugen an die italienische Armee zu unterzeichnen“, ist Alessandro Ercolani zuversichtlich. Zwei erste Testpanzer – zwei Lynx Kf-41, die für die ungarische Armee gefertigt wurden – seien bereits am 31. Dezember ausgeliefert worden.
Um die Einsatzfähigkeit des Fahrzeugs zu testen, sollen die Testfahrer damit begonnen haben, sich mit dem „neuen Lynx“ vertraut zu machen. Es handelt sich um ein in verschiedenen Ausführungen verfügbares gepanzertes Mehrzweckfahrzeug, das für Kampfeinsätze, Truppentransporte, aber auch für Rettungseinsätze genutzt werden kann. Im Vergleich zum Rest des Arsenals, das an die italienische Armee geliefert werden wird, handelt es sich jedoch um ein „leichtes“ Fahrzeug.
Zusätzlich zu den 1.050 Lynx-Kettenfahrzeugen, für deren Erwerb nicht weniger als 16 Milliarden Euro vorgesehen sind, sieht der noch zu unterzeichnende Vertrag den Kauf von 380 Rheinmetall-Panzern auf Basis des Panther-Modells vor. Für diese italienische Version des Kampfpanzers Panther KF-51, der in Deutschland, in den ehemaligen OTO Melara-Werken von La Spezia und in einem neuen Logistikzentrum in Rom gebaut werden wird, sind im Rahmen der deutsch-italienischen Joint Venture Ausgaben von über 20 Milliarden Euro vorgesehen. Das neue Logistikzentrum in Rom, das im Frühjahr in Betrieb genommen werden soll, wird in den nächsten drei Jahren rund 1.000 Mitarbeiter beschäftigen. Die ersten Panzerfahrzeuge sollen zwischen dem nächsten Jahr und 2029 in Dienst gestellt werden.
Dank der 1.050 Lynx KF41, die – unter anderem als Truppentransporter, selbstfahrender Mörser, Panzerabwehrraketenträger oder als Aufklärungs-, Unterstützungs- und Sanitätsfahrzeug – in 16 verschiedenen Varianten verfügbar sein werden, und den angestrebten 380 neuen Panthern KF51, die langfristig die italienischen Ariete-Panzer ergänzen sollen und für die zunächst zehn Milliarden Euro veranschlagt sind, könnte die italienische Armee in rund zehn Jahren über die größte und modernste Panzertruppe Europas verfügen.
Hintergrund dieses Deals ist nicht zuletzt auch der „sanfte Druck“ aus den USA, die den Europäern damit drohen, sie über die NATO nur mehr dann zu schützen, wenn sie die Verteidigungsausgaben massiv erhöhen. Nach der NATO-Klassifizierung hat Italien im Jahr 2023 28,6 Milliarden Euro für die Verteidigung ausgegeben. Um die Bedingung des von den USA geforderten Zweiprozentziels zu erfüllen, sollte der italienische Staat fortan in der Lage sein, für sein Militär 39,2 Milliarden Euro aufzuwenden. Zusammen mit den anderen Rüstungsausgaben dürfte Italien dieses Ziel nicht nur erreichen, sondern sogar noch übertreffen.
Wie der italienische Generalstabschef Carmine Masiello bei seiner Anhörung vor dem Verteidigungsausschuss betonte, ist das italienische Heer bestrebt, den technologischen Rückstand so schnell wie möglich aufzuholen. „Das Heer muss vorausschauend handeln, indem es sich an die aktuellen Bedrohungen anpasst und sich gleichzeitig für die Herausforderungen der Zukunft wappnet“, gibt General Carmine Masiello die Linie vor.
Angesichts der vielfältigen Bedrohungen kann ihm wohl kaum jemand widersprechen.
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