Von: APA/AFP/dpa
Nach dem Tod von Papst Franziskus hat der Vatikan eine ab Samstag geltende neuntägige Trauerzeit ausgerufen. Die als “Novendiale” bekannte traditionelle Trauerzeit für den Pontifex dauere bis zum 4. Mai, teilte der Vatikan am Mittwochabend mit. In dieser Zeit fänden zu Ehren des verstorbenen Kirchenoberhaupts täglich Zeremonien im Petersdom statt. Der Leichnams von Papst Franziskus wurde im Petersdom aufgebahrt, seit Mittwoch können Gläubige am offenen Sarg Abschied nehmen.
Nach Angaben des Vatikans nahmen in den ersten achteinhalb Stunden nach der Aufbahrung im Petersdom knapp 20.000 Abschied von dem toten Papst. Nach Schätzungen waren auf dem Platz am Nachmittag mehr als 100.000 Menschen versammelt.
Derzeit gelten besondere Öffnungszeiten und Regeln: Am Donnerstag ist der Petersdom von 7.00 Uhr bis Mitternacht geöffnet. Nach einer Wartezeit ist es möglich, an den Sarg vor dem Hauptaltar heranzutreten. Zehntausende stellten sich am Mittwoch an.
Auch Ministerpräsidentin Meloni nahm Abschied
Zu den Pilgern, die zum Petersdom strömten, zählte auch die italienische Premierministerin Giorgia Meloni. Sie weilte einige Minuten lang vor dem Sarg im Gebet. Davor hatte Meloni an einer Gedenkzeremonie im Parlament in Rom zu Ehren Franziskus ́ teilnehmen.
Zwei Tage nach dem Tod von Franziskus war der Leichnam des Kirchenoberhaupts zuvor in einer feierlichen Zeremonie unter Anteilnahme Tausender Menschen von der päpstlichen Residenz Santa Marta in den Dom zum Papstaltar unter dem Baldachin des Barock-Baumeisters Gian Lorenzo Bernini getragen worden. Am Samstag wird der verstorbene Pontifex maximus beigesetzt.
Während die Totenglocke läutete, gaben Dutzende Kardinäle und Schweizergardisten dem Sarg das Geleit. Die Überführung und die Trauerfeierlichkeiten finden nach einem neuen, schlichteren Ritus im Vergleich zu früheren Päpsten statt. Franziskus selbst hatte vor seinem Tod unter anderem veranlasst, dass sein Leichnam nur in einen Sarg gelegt wurde – statt wie früher in drei ineinander liegende. Zudem wird der Sarg nicht mehr erhöht auf einem Katafalk ausgestellt.
Am Freitagabend wird der Sarg verschlossen und für die Trauerfeier am Samstagvormittag vorbereitet. Bis 19.00 Uhr ist der Petersdom zuvor noch geöffnet. Zur Beisetzung werden viele Staatsgäste aus aller Welt sowie Hunderttausende Gläubige erwartet. Nach der Messe auf dem Petersplatz wird der Sarg in die Basilika Santa Maria Maggiore gebracht. Dort wird Franziskus dann bestattet.
In Rom laufen die Vorbereitungen für dieses Großevent. Bereits wenige Tage zuvor ist die italienische Hauptstadt im Ausnahmezustand. Italiens Zivilschutz geht von Hunderttausenden bei der Trauerfeier aus. Der öffentliche Verkehr soll verstärkt werden. Freiwillige sollen Gläubige, die zum Petersplatz wollen, unterstützen. Es gelten zudem die höchsten Sicherheitsvorkehrungen.
Pilger und Touristen spendeten Applaus
An der Wegstrecke des Sarges versammelten sich am Mittwoch zahlreiche Pilger und Touristen und spendeten dem mit 88 Jahren verstorbenen Franziskus Applaus – wie bei den Begräbnissen bekannter Persönlichkeiten in Italien üblich. Unter den Besuchern war die Mexikanerin Anna Montoya. “Ich musste einfach hierher kommen”, sagte die 33-Jährige. Der argentinische Papst sei für sie “wie ein Verwandter” gewesen. “Er hat dafür gestanden, wie die Kirche sein sollte”, fügte sie hinzu.
Über 100.000 Menschen standen am Mittwoch Schlange, um in den Petersdom zu gelangen. Bis zu vier Stunden mussten sie warten, um den Eingang der Basilika zu erreichen. Der Vatikan überlegt daher, den Petersdom eventuell sogar über Nacht offen zu halten.
Im italienischen Parlament fand am Mittwochnachmittag eine Gedenkzeremonie zu Franziskus’ Ehren statt. Die Präsidenten der Abgeordnetenkammer und des Senats, Lorenzo Fontana und Ignazio La Russa, Vertreter aller Parteien und die Ministerpräsidentin Giorgia Meloni ergriffen das Wort, um des verstorbenen Papstes zu gedenken. Neben der Ministerpräsidentin waren auch mehrere Minister anwesend.
Zahlreiche Staatenlenker kommen nach Rom
Nach einer Zeremonie auf dem Petersplatz wird Franziskus am Samstag auf eigenen Wunsch als erster Papst seit mehr als einem Jahrhundert nicht im Petersdom bestattet, sondern in der päpstlichen Basilika Santa Maria Maggiore im Stadtzentrum von Rom, einem zentralen Ort der katholischen Marien-Verehrung. Seine letzte Ruhestätte soll ein Erdgrab mit der schlichten lateinischen Inschrift “Franciscus” sein. Für die Beisetzung haben zahlreiche Staatenlenker ihren Besuch angekündigt, darunter Bundespräsident Alexander Van der Bellen und ÖVP-Bundeskanzler Christian Stocker.
Parolin bei Buchmachern Favorit
Unterdessen wurde schon heftig über die Nachfolge von Franziskus spekuliert. Bei den Buchmachern in London gibt es einen klaren Favoriten: die bisherige Nummer zwei des Vatikans, der italienische Kardinal Pietro Parolin. Der 70-Jährige, bisher Kardinalstaatssekretär, liegt bei den verschiedenen Wettbüros durchgehend klar vorne.
Auf dem zweiten Platz findet sich meist ein anderer Kurienkardinal: der frühere Erzbischof von Manila aus den Philippinen, Luis Antonio Tagle (67). Dahinter folgen die Kardinäle Peter Turkson (Ghana), Matteo Zuppi (Italien), Peter Erdö (Ungarn) und Pierbattista Pizzaballa (Italien).
Die Entscheidung über den neuen Pontifex wird vermutlich in einem Konklave im Mai fallen. Nach aktuellem Stand werden – streng abgeschirmt in der Sixtinischen Kapelle – darüber 133 Kardinäle entscheiden. Mehr als 100 Kardinäle sind außen vor, weil sie über 80 Jahre alt sind. Weil Franziskus viele neue Kardinäle aus weit entfernten Ländern berufen hat, gilt die Wahl dieses Mal als besonders offen. Es kann also durchaus Überraschungen geben.
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