45-Jähriger in Gewahrsam genommen – VIDEO

Abscheulicher Femizid: Rossella Nappini [52] im Hauseingang erstochen

Mittwoch, 06. September 2023 | 08:02 Uhr

Von: ka

Rom – Das Viertel Primavalle von Rom war am Montagnachmittag Schauplatz einer grausamen Bluttat. Gegen 17.00 Uhr wurde die 52-jährige Krankenpflegerin Rossella Nappini im Hauseingang ihres Kondominiums von einem Unbekannten mit mindestens 20 Messerstichen ermordet.

Am späten Montagabend wurde ein 45-jähriger, ursprünglich aus dem Marokko stammender Mann von der Polizei in Gewahrsam genommen. Der Marokkaner, mit dem das Opfer in einer Beziehung stand, gilt als dringend tatverdächtig. In Rom sitzt der Schock tief. Rossella Nappini ist in Italien dieses Jahr bereits das 78. Opfer eines Frauenmordes.

Es war gegen 17.00 Uhr als Bewohner eines Kondominiums in Rom zuerst Schreie und dann deutlich die Worte „Basta, bitte hör auf!“ hörten. Als mehrere Nachbarn die Stiege hinunterrannten, entdeckten sie im Hauseingang die Leiche ihrer Mitbewohnerin Rossella Nappini. Die 52-Jährige, die im nahen Krankenhaus San Filippo Neri als Krankenpflegerin arbeitete, wohnte mit ihrer 80-jährigen Mutter und ihren beiden Kindern in einer Wohnung in den oberen Stockwerken. Für Rossella Nappini kam jede Hilfe zu spät. Dem Notarzt blieb nur mehr die traurige Aufgabe, den Tod der Frau festzustellen.

Facebook/Rossella Nappini

Ersten Erkenntnissen zufolge – die Autopsie wird erst in den nächsten Tagen durchgeführt werden – wurde die 52-Jährige mit mindestens 20 Messerstichen, von denen die meisten die Bauchgegend betrafen, ermordet. Unter der Leitung der zuständigen Staatsanwältin Claudia Alberti nahm die Polizei umgehend Ermittlungen auf. Da neben der Leiche ihre unberührt gebliebene Handtasche lag, war den Ermittlern der Polizei sofort klar, dass es sich nicht um einen Raubmord handeln konnte. Einige weitere Indizien nährten den Verdacht, dass das Opfer den Täter kannte.

Verdächtig war, dass die 52-Jährige bereits in der Vergangenheit Opfer von Nachstellungen geworden war, wobei gegen ihr Auto – einmal hatte ein Unbekannter mit Farbe die Worte „Ti amo“ auf ihr Fahrzeug gesprüht – Vandalenakte verübt worden waren. Rossella Nappini hatte diese Vorfälle allerdings nie zur Anzeige gebracht. Ins Visier der Polizisten gerieten vier Männer. Es handelte sich bei ihnen um ihren von ihr geschiedenen Ex-Partner, der der Vater ihrer beiden Kinder ist, um einen Maghrebiner, mit dem sie zuletzt eine Affäre hatte, sowie um zwei Arbeitskollegen. Während die drei anderen Männer sehr bald als mögliche Täter ausgeschlossen werden konnten, erhärtete sich der Verdacht der Täterschaft des 45-jährigen, ursprünglich aus dem Marokko stammenden Mannes.

Um ihre 80-jährige Mutter besser pflegen zu können, war die 52-jährige Krankenschwester bald nach der Scheidung zusammen mit den beiden Kindern in die Wohnung ihrer Mutter eingezogen. Den 45-jährigen Marokkaner hatte sie vermutlich kennengelernt, als der Mann, der als Maurer arbeitet, in ihrer Wohnung einige Restaurierungs- und Umbauarbeiten durchgeführt hatte. Laut einigen Zeugenaussagen des Opfers soll die Beziehung zwischen den beiden allerdings alles andere als harmonisch gewesen sein. Nachbarn berichten, dass es zwischen der 52-Jährigen und dem 45-Jährigen immer wieder zu lauten Streitigkeiten gekommen sei.

Am späten Montagabend konnte der 45-Jährige von der Polizei in seiner Wohnung gestellt und in Gewahrsam genommen werden. Der Marokkaner gilt das dringend tatverdächtig, die Krankenpflegerin ermordet zu haben. Einer ersten Rekonstruktion zufolge habe Rossella Nappini nach seinem Besuch zusammen mit dem 45-Jährigen das Haus verlassen, um am nahen Postschalter Geld abzuheben. Die Krankenpflegerin, die sich Zeugenaussagen zufolge von ihm trennen wollte, könnte ihm im Gegenzug dafür, sie fortan in Ruhe zu lassen, ihm vielleicht Geld angeboten haben. Der Mann sei vermutlich aber bereits in Besitz eines Messers gewesen, als er die Frau besuchte, weswegen ihm die Staatsanwaltschaft vorwirft, den Mord geplant zu haben. Von der Tatwaffe selbst fehlt aber immer noch jede Spur.

Facebook/Rosella Nappini

Von Zeugenaussagen von Verwandten und Nachbarn, aber auch von Passanten, die während des Mordes in Tatortnähe waren, sowie von der Auswertung der Aufnahmen mehrerer Überwachungskameras erhoffen sich die Ermittler weitere zweckdienliche Hinweise. Nach einem ersten Verhör wurde der Marokkaner in das Gefängnis Regina Coeli von Rom gebracht, wo er seither in Untersuchungshaft sitzt.

In Rom sitzt der Schock tief. Rossella Nappini ist in Italien dieses Jahr bereits das 78. Opfer eines Frauenmordes. Neben ihrer Familie trauern um sie auch ihre Kollegen, mit denen sie im Krankenhaus San Filippo Neri von Rom täglich gearbeitet hat. „Wieder einmal wurde eine Frau getötet. Diese Frau arbeitete mit uns als Krankenpflegerin im Krankenhaus San Filippo Neri. Wir trauern und stehen der Familie und allen Femizidopfern sehr nahe. Es gibt keine wirklichen Motive für solche grausamen Bluttaten. Es ist eine Barbarei, die uns alle zum Nachdenken bringen und beschämen sollte“, schreiben ihre Arbeitskollegen.

Twitter/NurSind Roma

Es ist ein böser Wink des Schicksals, dass sich Rossella Nappini, die in der Vergangenheit gewerkschaftlich tätig gewesen war, auch gegen Gewalt gegen Frauen eingesetzt und unter anderem für ein geschütztes Frauenhaus Spenden gesammelt hatte.