Von: ka
Biancavilla – Dank eines abtrünnigen Mitglieds der Cosa Nostra konnte ein abscheuliches Verbrechen aufgeklärt werden. In einem Ambulanzwagen wurden terminal kranke Patienten, die vom Krankenhaus zurück nach Hause gebracht wurden, mittels einer Injektion von Luft umgebracht, um sie an bestimmte Bestattungsinstitute, welche mit der Mafia verbandelt waren, zu „verkaufen“.
„Die Leute starben nicht durch die Hand Gottes, sondern um 300 Euro, anstatt 30 bis 50 zu verdienen“, so die Worte eines Abtrünnigen der Cosa Nostra. Auf die Hinweise des Mafioso hin, der sich entschlossen hatte, die Seite zu wechseln, kamen vor einem Jahr die Ermittlungen ins Rollen. Nach umfangreichen Untersuchungen konzentrierten sich die ermittelnden Carabinieri von Catania auf drei verdächtige auf das Jahr 2015 zurückgehende Todesfälle. Bei ihnen handelte es sich um einen sehr alten Mann, eine sehr alte Frau und einen 55-Jährigen, welche beim Transport vom Krankenhaus von Biancavilla zu ihren Wohnorten gestorben waren.
Auf den Verdacht hin, mindestens drei Personen umgebracht zu haben, wurde am Donnerstagvormittag der 42-jährige Krankenträger Davide Garofalo wegen vorsätzlicher Tötung festgenommen. Erschwerend kam hinzu, dass er laut der Staatsanwaltschaft im Interesse der Cosa Nostra gehandelt hatte. Zusammen mit dem 42-Jährigen wurden zwei weitere Krankenpfleger, gegen die ähnliche Verdachtsmomente vorliegen sollen, ins Ermittlungsregister eingetragen.
Insgesamt, so die Staatsanwaltschaft, sind bis auf das Jahr 2012 zurückgehend 50 Fälle Gegenstand von Untersuchungen, wobei, so die Carabinieri, zehn Fälle als besonders suspekt gelten. Laut Angaben der Ermittler sollen die schweren Straftaten ohne Wissen der Ärzte und der Verwaltung des Krankenhauses stattgefunden haben.
Der reuige Mafioso beschrieb den Ablauf der Morde. „Da der terminal kranke Patient im Sterben lag und zu Hause ohnehin gestorben wäre, spritzten sie ihm Luft ein, sodass er von einer Embolie getötet wurde. Auf diese Weise bemerkten die Angehörigen nichts. Daraufhin nutzen sie den Moment der großen Trauer aus und „empfahlen“ den „richtigen“ Bestattungsdienst. Als „Dank“ wurde den Mördern pro Leiche 300 Euro zugesteckt“, so der Mafia-Kronzeuge.
„Es waren die Bosse, die ihre Leute in die Rettungswagen setzten, während das ganze Geld in die Organisation floss“, so abschließend der Pentito. Laut der Anklage „arbeiteten“ die sogenannten „Ambulanzwagen des Todes“ im Interesse der Mafiaclans der Mazzaglia-Toscano-Tomasello und des Clans der Santangelo von Adrano. Die Ermittlungen gegen die Krankenträger der „Todesambulanzen“ sind eigentlich ein weiterführender Strang der Nachforschungen der Carabinieri von Paternò gegen den Mafiaclan von Biancavilla, eines „Seitenarms“ des mächtigen und blutrünstigen Clans der Santapaola-Ercolano von Catania. Sehr viele Cosa Nostra-Mitglieder der Clans sind vor einem Jahr verhaftet worden und sitzen seither im Gefängnis.
„Die Zeugen sahen, dass viele der in den Taten verwickelten Personen im Gefängnis waren, und hatten weniger Angst“, so die die Untersuchungen leitenden Staatsanwälte. Dank des Kronzeugen, der Beharrlichkeit der Staatsanwaltschaft und der Carabinieri sowie des Muts der Zeugen, konnte dem Kraken Cosa Nostra ein Arm abgeschlagen werden. Aber Sizilien hat noch einen weiten Weg vor sich.