Von: ka
Arezzo – Eine Villa in der ländlichen Umgebung der toskanischen Kleinstadt Arezzo war am Donnerstagabend Schauplatz eines Gewaltverbrechens, das an Absurdität kaum mehr zu überbieten ist.
Ersten Erkenntnissen zufolge setzte ein wutentbrannter 59-jähriger Mann seinen Bagger in Bewegung, um mit dem schweren Gerät das Haus seines Nachbarn anzugreifen. Nachdem er mit der Schaufel den Eingangsbereich und die Fassade schwer beschädigt hatte, griff der Besitzer der Villa, der mit seiner Familie gerade beim Abendessen saß, zu seinem Jagdgewehr und feuerte auf den Angreifer mehrere Kugeln ab. Der Baggerfahrer war sofort tot.
Ein liegengebliebener, verlassener großer Bagger, dessen Schaufel an der Wand eines alten, renovierten Bauernhauses lehnt, ist stummer Zeuge einer blutigen Gewalttat, die an Absurdität kaum mehr zu überbieten ist. Ein Streit zwischen Nachbarn artete am Abend vor dem Dreikönigstag zu einem regelrechten Angriff des einen auf das Haus des anderen aus. Die Antwort des Letzteren auf den zerstörerischen Angriff mit dem Bagger blieb nicht aus. Er griff zu seinem Gewehr und schoss auf seinen Angreifer, wobei er ihn tötete.
Das Gewaltverbrechen geschah im malerischen, ländlich anmutenden Ortsteil San Polo von Arezzo. Die genauen Einzelheiten sind noch Gegenstand von Ermittlungen, aber einer ersten Rekonstruktion zufolge setzte am Donnerstagabend kurz vor 21.30 Uhr ein 59-jähriger ursprünglich aus Albanien stammender Mann den in seinem Besitz befindlichen Bagger in Bewegung, um damit den renovierten Bauernhof seines 53-jährigen Nachbarn zu zerstören.
Nachdem er mit dem schweren Gerät vier vor dem Hof geparkte Autos, die allesamt Familienangehörigen des Hofbesitzers gehörten, schwer beschädigt hatte, zertrümmerte er zuerst die Außentür und einige Holzgewölbe und schlug dann mit der Baggerschaufel gegen die Fassade und auf das Dach des Hofgebäudes.
Wie die vielfältigen Beschädigungen und Zerstörungen zu verdeutlichen scheinen, dürften die Menschen im Haus – der Hofbesitzer saß mit zwei Familien seiner Angehörigen gerade beim Abendessen, als der Baggerangriff geschah – geglaubt haben, dass sie verloren seien. In diesem Moment griff der 53-Jährige zu seinem Gewehr und gab auf den Baggerfahrer vier bis fünf Schüsse ab. Mindestens eine der Kugeln traf den 59-jährigen Angreifer tödlich.
Anschließend wählte der Hofbesitzer die Notrufnummer. Innerhalb weniger Minuten trafen am Tatort Streifen der Carabinieri, ein Notarzteinsatzteam sowie die Feuerwehr ein. Während ein Feuerwehrmann den Bagger bestieg, um den noch laufenden Motor abzustellen, blieb dem Notarzt nur mehr die traurige Aufgabe, den Tod des 59-Jährigen festzustellen. Die Carabinieri hingegen beschlagnahmten die Tatwaffe und nahmen den 53-Jährigen in Gewahrsam. Die anderen Personen, die sich noch im Gebäude befanden, wurden von den Feuerwehrleuten aus dem von den Behörden für unbewohnbar erklärten Haus evakuiert.
Die Leiche des Angreifers wurde in die Leichenhalle des Krankenhauses von Arezzo gebracht. Der zuständige Richter wird aller Voraussicht nach eine für die nächsten Tage anberaumte Autopsie anordnen. Der Gewehrschütze wurde wegen vorsätzlicher Tötung festgenommen und in das Provinzkommando der Carabinieri gebracht, wo er demnächst von der zuständigen Staatsanwältin Laura Taddei verhört werden wird.
Im Falle einer Verurteilung droht dem 53-Jährigen eigentlich eine hohe Gefängnisstrafe, aber das mögliche Vorhandensein einer Notwehr oder zumindest einer fahrlässigen Überschreitung der Notwehr könnte das Strafmaß erheblich verringern. Entscheidend wird in diesem Sinne sein, ob der 53-jährige Täter vor Gericht glaubhaft nachweisen kann, dass vom Angreifer und seinem Bagger für ihn selbst und seine Angehörigen eine Gefahr für Leib und Leben ausgegangen sei.
Die Ermittlungen stehen erst am Anfang und es ist daher zu früh, Mutmaßungen anzustellen. Das Tragische aber ist, dass niemand imstande gewesen war, den Nachbarschaftsstreit zu schlichten, bevor er zu einem Angriff mit dem Bagger und einem Mord ausgeartet ist.