Genovesi (ISPRA) will es versuchen, Bärenexperte De Guelmi warnt – VIDEO

“Aggressive Bärinnen könnten sterilisiert werden”

Mittwoch, 31. Juli 2024 | 07:04 Uhr

Von: ka

Rom/Trient – Nach der Erlegung der Problembärin KJ1, die am 16. Juli einen französischen Urlauber angegriffen hat, bricht über den Trentiner Landeshauptmann Maurizio Fugatti ein Sturm der Entrüstung herein.

Mehrere Tierschutzverbände bezeichnen das Vorgehen des Landeshaupmanns als „grausam und arrogant” und kündigen an, gegen Maurizio Fugatti rechtliche Schritte einzuleiten. In der Kritik der Tierschützer steht aber auch das staatliche Institut für Umwelt- und Naturschutzforschung ISPRA, das dem Trentiner Landeshauptmann für den Abschuss grünes Licht gegeben hat. Der Leiter der Abteilung Fauna der ISPRA, Piero Genovesi, kontert die Kritik. Sein Vorschlag, dass versucht werden könnte, aggressive Bärinnen zu sterilisieren, sorgt weit über das Trentino hinaus für Aufhorchen. Tierarzt und Bärenexperte Alessandro De Guelmi kann diesem Vorhaben jedoch wenig abgewinnen.

Tibor Pataky

Die Experten der ISPRA dürften bei ihrer Zustimmung berücksichtigt haben, dass die Bärin KJ1, die seit Jahren ein sehr zutrauliches Verhalten gezeigt und vor zwei Wochen den französischen Touristen Vivien Triffaux angegriffen hatte, mehrere im Bärenmanagementplan PACOPACE festgeschriebene Kriterien für ihre Entnahme erfüllt hat.

Der herben Kritik der Tierschützer, dass nach der Erlegung des Muttertiers das Überleben ihrer drei Jungen gefährdet sei, entgegnet der Leiter der Abteilung Fauna der ISPRA, Piero Genovesi, mit dem Hinweis, dass die drei Jungtiere bereits alt und groß genug seien, um auch ohne ihrer Mutter KJ1 in freier Wildbahn überleben zu können. „Auch wenn sie keine Mutter mehr haben, sind die Überlebenschancen der drei Jungen der Bärin Kj1 ziemlich hoch. Deshalb haben wir empfohlen, sie so weit wie möglich in der Wildnis zu belassen und sie zu überwachen“, so Piero Genovesi gegenüber dem Trentiner Tagblatt L’Adige.

„Internationale Wildtierstudien zeigen, dass Bärenjunge im Alter von sechs bis sieben Monaten – also dem Alter, in dem die Jungtiere von KJ1 jetzt sind – gute Chancen haben, in der Wildnis zu überleben. Dies ist bereits bei mehreren Gelegenheiten geschehen. Auch im Fall der Jungen der von einem Mann erschossenen Bärin „Amarena“ („Schwarzkirsche“) haben wir in Absprache mit der Verwaltung des Parks in den Abruzzen vorgeschlagen, sie in der Wildnis zu belassen. Und in der Tat haben die Jungen überlebt“, erklärt Piero Genovesi.

Miramonte Film

Laut dem Experten der ISPRA und der Parkverwaltung unterscheidet sich die Überlebenschance von alleinlebenden sechsmonatigen Jungtieren nur mehr unwesentlich von jener ihrer gleichaltrigen Artgenossen, die noch von einem Muttertier begleitet werden. „Unabhängig vom Vorhandensein eines Muttertiers überlebt laut wissenschaftlichen Untersuchungen die Hälfte der Bärenjungen nicht ihr erstes Lebensjahr“, betonen sowohl Piero Genovesi als auch die Verwaltung des Nationalparks „Parco Nazionale d’Abruzzo, Lazio e Molise“.

Das Risiko, dass die Hälfte der Bärenjungen das erste Lebensjahr nicht übersteht, hält der Wildtierexperte für vertretbar. „Wenn man sie stattdessen einfängt und in einen Zwinger steckt, wäre es ihr Schicksal, den Rest ihres Lebens in Gefangenschaft zu verbringen“, unterstreicht Piero Genovesi.

Sein Vorschlag, dass versucht werden könnte, aggressive Bärinnen zu sterilisieren, sorgt weit über das Trentino hinaus für Aufhorchen. Piero Genovesi zufolge gedenkt die ISPRA, diesen Versuch zu wagen.

APA/APA/AFP/ANDREI PUNGOVSCHI

„Es hat sich gezeigt, dass einige der Vorfälle mit Bären mit von Weibchen begleiteten Jungtieren zusammenhängen. Wenn wir also die Fortpflanzung von Weibchen mit potenziell aggressivem Verhalten verhindern, könnten wir auch solche Fälle von Angriffen vermindern“, schlägt Piero Genovesi vor.

„Es handelt sich um ein Experiment, das weltweit noch nie in die Wege geleitet worden ist, dessen Durchführbarkeit wir aber nicht zuletzt auf Anregung des Umweltministers Gilberto Pichetto Fratin hin untersuchen wollen. Wir werden dem Minister in Kürze unsere fachlichen Einschätzungen vorlegen“, möchte der Leiter der Abteilung Fauna der ISPRA neue Wege beschreiten. Piero Genovesi fügt hinzu, dass es sich um eine Lösung handelt, die bereits im Fall der Bärin JJ4, die vor eineinhalb Jahren im Val di Sole Andrea Papi getötet hat, zwar zunächst erörtert, dann aber nicht weiter verfolgt worden sei.

OIPA

„Aus technischer und biologischer Sicht lehne ich diesen Vorschlag strikt ab“, meint jedoch der Tierarzt und Bärenexperte Alessandro De Guelmi.

Alessandro De Guelmi, der jahrelang mit dem Projekt Life Ursus und im Bärenmanagement beschäftigt war, begegnet diesem Vorschlag seit jeher mit großer Skepsis. De Guelmi nennt nicht nur praktische Gründe, sondern bemängelt auch die enormen Kosten, die diese Praxis verursachen würde. „Es handelt sich um einen chirurgischen Eingriff, der natürlich nicht im Wald, sondern in einem speziellen Operationssaal durchgeführt werden müsste, wofür forstwirtschaftliches und tierärztliches Fachpersonal benötigt werde. Jede Sterilisation würde die Betäubung des Tieres, den chirurgischen Eingriff und eine anschließende Rekonvaleszenzzeit erfordern. Bis zur Rückkehr des Tiers in die freie Wildbahn bestünde zudem die Gefahr, dass sich das Tier am Menschen gewöhne und „zutraulich” werde“, warnte der Tierarzt und Bärenexperte bereits vor Monaten.

Facebook/Alessandro de Guelmi

„Es wäre viel besser, diese Mittel für die Forschung, die Überwachung, genetische Analysen, den Kauf der besten im Umlauf befindlichen Senderhalsbänder, Bärenschutzkästen sowie für Vorbeugemaßnahmen zu verwenden“, fügte er hinzu.

„Ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass gefährliche Bären so schnell wie möglich entfernt werden sollten. Das ist der beste Weg, um sowohl den Menschen als auch die Art zu schützen. Die Sterilisation macht überhaupt keinen Sinn“, betonte Alessandro De Guelmi bereits im Frühjahr.

Kommentare

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24 Kommentare auf "“Aggressive Bärinnen könnten sterilisiert werden”"


Sortiert nach:   neuste | älteste | Relevanz
Aurelius
Aurelius
Kinig
5 h 24 Min

das sind keine Tierschützer sondern Extremisten

So sig holt is
3 h 47 Min

sehe ich genauso…

user6
user6
Superredner
3 h 31 Min

gefährliche extremisten. wer nicht denkt wie sie, der wird bedroht

nikname
nikname
Universalgelehrter
48 Min 17 Sek

ich auch bin kein Experte in diesem Gebiet, daher würde ich den Rand halten!

ghostbiker
ghostbiker
Universalgelehrter
5 h 38 Min

wort lei bis se so an Tierschützer in Kopf oabeissn…schaugn ob se nocho nou so gscheide sein🤣

So sig holt is
3 h 46 Min

de gian jo nit in wold inni sondern sein in ihmene beton Häuser in dor stodt 😂 und sischt wenns mol passieren sollte hot sich dor mensch holt folsch verholten, wia in der Vergangenheit a olm wor

Bissgure
Bissgure
Superredner
2 h 29 Min

🤣🤣🤣🤣👍👍👍

magg
magg
Superredner
4 h 59 Min

War der Aufschrei nach dem Abschuss der Bärin so groß, dass sich jetzt alle verwickelten Parteien nach Ausreden ringen?!

Und natürlich ist eine Sterilisation der aggressiven Bärinnen nicht umsetzbar; und dieser Vorschlag kommt von der ISPRA (!!!), wenn schon sollte man männliche Exemplare kastrieren.
Bei MÄNN(ER)lichen Exemplaren ist der Eingriff weniger invasiv und billiger, hingegen bei den WEIB(ER)lichen Spezies besteht bei den Eingriffen steht ein relevantes Risiko.

Doiger
Doiger
Tratscher
4 h 13 Min

@magg
Ausreden?
Siehe Artikel – mehrere im Bärenmanagement vorgesehenen Kriterien erfüllt um eine Entnahme zu tätigen. Erstellt wohlgemerkt vom Komitee Pacopace wo verschiedene Vertreter – auch Tierschützer – sitzen.

I tat sogn genau die Gegenpartei kimp mit Ausreden aller Art um in LH Fugatti an den Pranger zi stellen.

Nia nix zu unternehmen und keine Maßnahme trotz Vorfälle zu ergreifen, bei einer Entnahme donn ober af die Barrikaden zi gian, isch zu oanfoch.

Doiger
Doiger
Tratscher
3 h 50 Min

@magg ….Nachtrag: Bärenmanagement hin oder her … ba 7 Angriffe auf Menschen brauch man fan a Ausrede gor nimma reden.

Wos war deine Lösung des Problems gewesn?

magg
magg
Superredner
1 h 18 Min

@Doiger Erstens hätte man viel früher Maßnahmen ergreifen können: Aufklärung, Wanderwege sperren, Peilsender für alle Bären, Bären-App und Personen/Hoteliere strafen, die Bären absichtlich angefüttert haben.
Zweitens: einige männlich Exemplare kastrieren (schon von Anfang an)
Drittens: von Anfang an hätte man eine Klausel beim Projekt eins etzen müssen, damit man die Exemplare, die zu viel sind, wieder nach Rumänien oder anderen Ländern zurückschieben kann.

Natürlich werden meine Vorschläge von Bärengegner belächelt, aber ich bin kein gelehrte Bärenexpertin, so wie alle hier im Forum und wie du @Doiger.

So ist das
36 Min 41 Sek

Keine Angst. Im Trentino knallt man lieber auf arrogante Weise die Bären ab.

Homelander
Homelander
Universalgelehrter
5 h 37 Min

Macht auch keinen Sinn… alles wird versucht, nur weg bringt man sie nicht… ols la Spesn und ols fin orsch…

So sig holt is
3 h 40 Min

man bringt sie einfach weg, da brauchts nur eine Genehmigung und blei, dann ist das problem in wenigen Monaten wieder gelöst und man hat ruhe wie vor dem dämlichen Projekt

Selbstbewertung
Selbstbewertung
Universalgelehrter
5 h 31 Min

Um eine Sterilisation wird man trotzdem nicht umhin kommen, weil die Bärenpopulation schon jetzt zu groß ist und nicht weiter wachsen darf. Viel einfacher wäre es da, die männlichen Tiere zu sterilisieren: da reicht eine chirurgisch viel einfachere Durchtrennung der Samenleiter.

So sig holt is
3 h 42 Min

ja genau! diejenigen, die ea befürworten sollen aber auch dann für sämtliche spesen auskommen… das kostet mehrere 1000€, wenn nicht 10.000 € pro Tier… wenn die populationen groß genug ist wird händisch reguliert, ganz einfach wie es in anderen Ländern gehandhabt wird! die Jäger bezahlen einen Preis für den Abschuss oder er wird versteigert und gut ist

gutergeist
gutergeist
Superredner
4 h 18 Min

Diese Bär-und Wolf Tierschützer sollen sich verpflichten für jegliche Spesen plus Schäden an Mensch und Tier aufzukommen. Aber mit unser ALLER Geld kann man ja mittlerweile jeden Blödsinn machen.

Pharisaeer
Pharisaeer
Neuling
3 h 12 Min

Die “Tierschützer” könnten die 3 Jungen doch bei sich zuhause aufnehmen, bis sie eine Größe von 3 Metern erreichen.

Doiger
Doiger
Tratscher
4 h 22 Min

Landeshauptmann Fugatti dient als Sündenbock für ein Projekt wos außer Kontrolle isch.
Aus den geplanten 40 Bären sein mittlerweile 100 + Jungtiere gewordn und anstott miteinander a Lösung zu fendn sein trotz Vorfälle keinerlei Maßnahmen getroffen worden – zum Leidwesen von Tier und Mensch.

magg
magg
Superredner
1 h 34 Min

Der Hr. Fugatti ist genau so verantwortlich, wie seine Vorgänger, er übernimmt mit seinem Amt ja auch deren Bürde. Und er hat in den letzten 4 Jahren keinen einzigen Finger gekrümmt, damit es nicht so weit kommt, er ist erst aufgewacht, als es schon zu spät war und dann waren und sind seine populistischen Lösungen fehl am Platz. Hinzu kommt, dass er die Bärenproblematik zu seinen Gunsten ausgenützt hat.

traktor
traktor
Kinig
3 h 49 Min

entnehmen ist billiger als sterilisieren…

wos woas i
wos woas i
Tratscher
1 h 10 Min

Sterelisiern,do war i vorsichtig bewirkt vieleicht genau es gegentoal

Suedtiroler89
Suedtiroler89
Tratscher
59 Min 9 Sek

Nich mehr Geld verschwenden?
Abknallen und fertig. Problem gelöst.

mandela
mandela
Superredner
52 Min 36 Sek

So ein schmarrn!!! Könnten, könnten… alle bören weg, ohne ausnahme! Es könnten auch die d…. Tierschützer wntmündigt werden…

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