Protest von „Rettet Florenz“: Hunderte Schlüsselkästchen zugeklebt – VIDEO

„Airbnb-Krieg“ in Florenz: „Wir werden nicht aufhören“

Montag, 11. November 2024 | 08:06 Uhr

Von: ka

Florenz – In Florenz nimmt der „Airbnb-Krieg“ immer größere Ausmaße an. Um gegen die Airbnb-Wohnungen, die im Zentrum der weltbekannten Kulturstadt immer häufiger werden, zu protestieren, klebten Aktivisten der Bewegung „Salviamo Firenze“ (Rettet Florenz, Anmerkung der Redaktion) Hunderte von Schlüsselkästchen mit rotem Klebestreifen zu.

Facebook/Referendum Salvi-Amo Firenze

„Salviamo Firenze“ weist darauf hin, dass die Schlüsselkästchen das Stadtbild verschandeln und die touristische Airbnb-Wohnungsvermietung den Florentinern wertvollen Wohnraum wegnimmt. Während die Airbnb-Unternehmer von einer „Hasskampagne“ sprechen, verspricht die Bürgermeisterin von Florenz, Sara Funaro, sich für einen nachhaltigen Tourismus und für eine Einschränkung der touristischen Wohnungsvermietung einzusetzen. In jedem Fall zeigt der aufsehenerregende Protest, dass für viele Florentiner das Maß voll ist. „Wir werden nicht aufhören“, zeigt sich „Salviamo Firenze“ kämpferisch.

Facebook/Referendum Salvi-Amo Firenze

Als die Florentiner am Samstagmorgen aufwachten, trauten sie ihren Augen kaum. Hunderte von Airbnb-Schlüsselkästchen, mit denen sich die Kunden ohne Beisein des Vermieters Zugang zu den Wohnungen verschaffen können, waren kreuzförmig mit roten Klebestreifen zugeklebt. Die Klebeaktion war das Werk des Bürgerkomitees „Salviamo Firenze“, dessen Aktivisten in der Nacht von Freitag auf den Samstag ausgezogen waren, um gegen die touristische Airbnb-Wohnungsvermietung in der Florentiner Altstadt zu protestieren.

Facebook/Referendum Salvi-Amo Firenze

Im Zentrum und seiner näheren Umgebung waren mehr als 500 Airbnb-Schlüsselkästchen, die an den Gebäuden, an Türöffnungen, aber auch an Säulen, Kellergittern, Fahrradständern und sogar an historischen Mauern angebracht sind, kreuzförmig mit rotem Klebeband mit der Aufschrift „Salviamo Firenze per viverci“ (Rettet Florenz, um darin zu leben, Anmerkung der Redaktion) zugeklebt. An manchen Gebäuden, in denen gleich mehrere Airbnb-Wohnungen vermietet werden, prangten bis zu vier zugeklebte Schlüsselkästchen.

Facebook/Referendum Salvi-Amo Firenze

Um der Protestaktion Nachdruck zu verleihen, rollten zwölf Aktivisten des Komitees, die ihre Gesichter zum Zeichen des Protests mit roten Kreuzen bemalt hatten, vor dem Palazzo Vecchio, dem Rathauspalast von Florenz, ein Transparent aus. „Florenz stirbt an wildem Tourismus und Spekulation“, stand auf dem Transparent. Die gekreuzten roten Klebebänder, so erklärten sie, stünden für den Willen der Florentiner, für ein leistbares Wohnen in ihrer Heimatstadt zu kämpfen.

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Während die Vereinigung der Kurzzeitvermieter Property Managers Italia die Klebeaktion als „Hasskampagne“ brandmarkt, unterstützt der bekannte Dirigent Federico Maria Sardelli den Protest des Bürgerkomitees „Salviamo Firenze“. „Diese Schlüsselkästchen sind abscheulich und ich finde es richtig, diese Airbnbs zu bekämpfen. Es ist eine Schande, dass die Politik es zulässt, dass Florenz ausgeplündert und das Viertel Oltrarno zu einem Sumpf gemacht wird“, übt Federico Maria Sardelli heftige Kritik.

Facebook/Referendum Salvi-Amo Firenze

Die Bürgermeisterin von Florenz, Sara Funaro, unterstützt viele Forderungen des Bürgerkomitees. Während sie die römische Regierung dazu auffordert, gesetzliche Rahmenbedingungen zu schaffen, um auf Stadtebene die touristische Airbnb-Wohnungsvermietung einschränken zu können, verspricht sie, gegen die an allen erdenklichen Orten angebrachten Airbnb-Schlüsselkästchen vorzugehen.

„Selbst an historischen Gebäuden sind sie zu finden. Ich und der zuständige Stadtrat Vicini werden bald entsprechende Gegenmaßnahmen vorstellen. Wir sind davon überzeugt, dass Florenz in erster Linie den Bürgerinnen und Bürgern gehören soll. Die überall angebrachten Schlüsselkästen geben kein gutes Bild der Stadt ab“, bemüht sich Sara Funaro um deutliche Worte.

Facebook/Sara Funaro

Noch ist unklar, ob die Florentiner Stadtregierung die Anbringung der Schlüsselkästchen gesetzlich regeln oder sie gänzlich verbieten will. An Präzedenzfällen mangelt es zumindest nicht. In Camogli in Ligurien sind die Schlüsselkästchen gänzlich verboten. Wer sie dennoch anbringt, muss mit einer Verwaltungsstrafe von bis zu 500 Euro rechnen.

Während in Mailand darüber nachgedacht wird, sie zwangsweise zu entfernen, fordert die Oberaufsichtsbehörde für Kulturgüter von Venedig aus ästhetischen Gründen ein Verbot der Schlüsselkästchen. In vielen französischen Städten, darunter Paris, sind sie verboten. In New York hingegen ist die Anbringung von Schlüsselkästchen aus Sicherheitsgründen untersagt.

Der Sprecher von „Salviamo Firenze“, Massimo Torelli, hat keine Zweifel. „Die Schlüsselkästchen sollten verboten werden. Es gibt zu viele Airbnbs, ihre Anzahl muss vermindert werden. Wegen der Kurzzeitvermietungen finden die arbeitende Bevölkerung und die Studenten in Florenz kein Zuhause mehr“, fasst Massimo Torelli die ganze Misere in Worte. „Wir werden nicht aufhören“, zeigt sich „Salviamo Firenze“ kämpferisch.

APA/APA (AFP)/JOHN MACDOUGALL

Touristische Kurzzeitvermietungen sorgen auch in Südtirol für Ärger. Die Debatte, inwieweit die touristische Airbnb-Wohnungsvermietung der einheimischen Bevölkerung wertvollen Wohnraum wegnimmt, wird auch hierzulande heftig geführt.

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