Von: ka
Rom/Mailand/Bozen – Nicht nur in Südtirol, sondern auch in Italien und auf der ganzen Welt sind Frühjahr und Sommer die beliebteste Heiratszeit. Auf den einschlägigen Messen und bei den Hochzeitsplanern ging es bisher meist um die geeignetste Kirche, die Lokation, die Kleider, die Menüs und um den Schmuck.
Aber in letzter Zeit macht sich gerade in Italien ein neuer Trend bemerkbar, der eher nachdenklich stimmt. Im Stiefelstaat ist es Mode geworden, die ganze Hochzeit selbst zu versichern. Dabei steht besonders das absolute Horrorszenario – die Flucht des Bräutigams oder der Braut vom Traualtar mit der daraus folgenden Annullierung der gesamten Zeremonie – im Vordergrund. Der Albtraum der Braut oder des Bräutigams, ausgerechnet am schönsten Tag im Leben bereits vor der Kirche oder der Gemeinde alleine dazustehen, scheint italienische Trauungswillige ganz außerordentlich zu umtreiben. Das ist auch kein Wunder, weil in Italien für die Hochzeit traditionell mehr Geld als in anderen Ländern in die Hand genommen wird. Im Schnitt werden in Italien für eine Hochzeit ungefähr 23.000 Euro ausgegeben, was – auf den gesamten Staat bezogen – einen Kuchen von annähernd 4,8 Milliarden Euro ergibt. Angesichts dieser Zahlen ist es keine Überraschung, dass sich die Brautleute gegen den Verlust dieser Ausgaben absichern wollen. Ist ein solcher Vertrag erst einmal abgeschlossen, werden im traurigen Bedarfsfall die bereits im Vorfeld des Tages der Hochzeit getätigten Ausgaben wie die für Blumen und Schmuck, die Vormerkung des Restaurants oder das Catering, das Fahrzeug und den Fotografen, die Hochzeitstorte, die Trauringe sowie die Musikband von der Versicherung übernommen. Dabei sind wie bei allen Verträgen Einzelheiten wie eventuelle Selbstbeteiligung und ausgeschlossene Gewährleistungen zu beachten.
Es geht aber nicht nur darum, ob er oder sie es sich ausgerechnet am Hochzeitstag anders überlegt. Auch andere Eventualitäten wie Krankheit oder der Tod eines nahen Verwandten oder eine Naturkatastrophe, welche es einem der beiden Eheleute in spe verunmöglichen, rechtzeitig zur Hochzeit zu erscheinen, können versichert werden. Ähnliches gilt für die geladenen Gäste und das Brautpaar selbst, die gegen Unfälle versichert werden können. Des Weiteren ist es auch möglich, sich gegen eventuelle Schäden am Gebäude, wo nach der Trauung in der Kirche die Hochzeitsgesellschaft feiert, abzusichern.
Sind er und sie einmal erfolgreich in die Ehe gestartet, ist es seit einiger Zeit in Italien in, sich in der ersten Zeit wie dem anstehenden Hochzeitsurlaub auch gegen unvorhersehbare Widrigkeiten wie dem Verlust der Trauringe abzusichern. Viele Versicherungen bieten sogar an, das junge Brautpaar für die ersten zwölf Monate ganz und gar zu schützen, wobei Unglücksfälle wie Unfall, Krankheit oder gar der Verlust des Arbeitsplatzes eines der Partner in die Police mit eingeschlossen werden. Aber ganz billig ist der „Spaß“ nicht. Für eine Rundumversicherung einer für italienische Verhältnisse durchschnittlichen Hochzeit werden ungefähr 400 Euro fällig.
Viele stimmt der Trend aber auch nachdenklich. Das Leben ist voller Unwägbarkeiten, durch die beide zusammen hindurch müssen. Fängt die Zweisamkeit bereits mit Versicherungen an, kann man die – sollte es sie denn geben – gegen eine spätere Scheidung gleich mit abschließen.