Vivien Triffaux spricht über die vielleicht längsten Momente seines Lebens - VIDEO

Angriff der Bärin: “So habe ich mich gerettet”

Mittwoch, 24. Juli 2024 | 08:06 Uhr

Von: ka

Dro – Einige Tage nach dem Angriff einer Bärin, von dem er mehrere Verletzungen davongetragen hat, spricht der französische Tourist Vivien Triffaux über die vielleicht längsten Momente seines Lebens.

„Sie stand auf ihren Hinterbeinen einen Meter von mir entfernt und wir sahen uns an. Ich versuchte, ihr klarzumachen, dass ich keine bösen Absichten hegte. Dann ging sie weg. Das Ganze dauerte nur ein paar Sekunden, aber mir kam es wie eine Ewigkeit vor“, so Vivien Triffaux. „Wir müssen ein Gleichgewicht mit der Natur finden“, meint der französische Tourist.

Tibor Pataky

Vivien Triffaux, der am Dienstag, dem 16. Juli, oberhalb von Dro im Trentino von der Bärin Kj1 angegriffen worden war, konnte einige Tage später aus dem Krankenhaus entlassen werden. „Mein Leben ist nicht in Gefahr, aber ich habe vom Bärenangriff eine tiefe Bisswunde sowie mehrere Verletzungen im Brustbereich und an den Gliedmaßen davongetragen“, erklärt der 43-jährige französische Tourist im Interview mit der Zeitung Domani.

Vivien Triffaux, der als Arzt in einem französischen Krankenhaus arbeitet, spricht ausführlich über den Angriff der Bärin, der sich ereignete, als er auf einem markierten Wanderweg, der von Dro bergaufwärts nach San Giovanni al Monte führt, unterwegs war. Der französische Tourist betont gegenüber dem Journalisten des Domani, dass er ganz normal gewandert und nicht gerannt sei.

Miramonte Film

„Ich erreichte eine Abzweigung zwischen einem steinigen Waldweg und einem kleinen, oberhalb dieses Weges gelegenen Pfad, der stark verwachsen und wenig sichtbar war. Plötzlich rannte ein Bär auf mich zu“, so Vivien Triffaux. Die Bärin griff ihn sofort an. „Ich erhaschte einen Blick auf ein Jungtier, das hinter ihr lief, und wusste sofort, dass sie aggressiv war. Ich hatte gerade noch Zeit, mich auf den Boden zu kauern und mich zu schützen, vor allem meinen Hals und meinen Kopf. Die Bärin biss mir in den Arm und fügte mir mehrere Kratzwunden zu. Sobald sie ihren Griff lockerte, versuchte ich zu fliehen, indem ich mich in die Vegetation oberhalb des darunter liegenden Waldweges stürzte. Ich musste unbedingt von ihrem Jungtier wegkommen“, gießt der 43-Jährige diese dramatischen Momente in Worte.

APA/APA (Symbolbild/VIER PFOTEN)

Die Bärin folgte ihm jedoch. „Ich versuchte, mich jenseits des Waldwegs weiter zu entfernen und nach der anfänglichen Panik wieder Ruhe zu bewahren. Ich stand auf und stellte mich ihr, woraufhin die Bärin aufhörte, aggressiv zu sein. Sie stand auf ihren Hinterbeinen einen Meter von mir entfernt und wir sahen uns an. Ich versuchte, ihr klarzumachen, dass ich keine bösen Absichten hegte. Dann entfernte sie sich. Das Ganze dauerte nur ein paar Sekunden, aber mir kam es wie eine Ewigkeit vor“, erzählt Vivien Triffaux.

Als er sich wieder in Sicherheit glaubte, rief Vivien Triffaux sofort seine Frau an und teilte ihr mit, was geschehen war. Anschließend wählte er die Notrufnummer. Er wurde vom Notarzt und seinem Team erstversorgt und ins Krankenhaus Santa Chiara von Trient geflogen. Aufgrund seiner Verletzungen wurde der 43-Jährige vom Notfallraum umgehend in die Abteilung für plastische Chirurgie verlegt. Erst am Montag, dem 22. Juli, konnte Triffaux, dem die behandelnden Mediziner eine Heilungsdauer von 20 Tagen bescheinigten, das Trienter Krankenhaus wieder verlassen.

In der Zwischenzeit geriet er selbst im Mittelpunkt einer Debatte, von der er nicht einmal geahnt hätte, dass sie ihn jemals erfassen würde. Da es die Heimat seines Großvaters war – sein Großvater mütterlicherseits war nach dem Zweiten Weltkrieg nach Frankreich ausgewandert – urlaubt Vivien Triffaux mit seiner Familie immer wieder gerne im Trentino. Aufgrund seiner verwandtschaftlichen Nähe mit dem Trentino beschäftigt auch ihn die hitzige Debatte, die zwischen den Befürwortern eines Abschussplans und den Tierschützern, die Entnahmen vehement ablehnen und stattdessen eine Politik des Zusammenlebens der Bären mit den Menschen fordern, tobt.

ATTACCO DELL'ORSO, IL RACCONTO DEL TURISTA AGGREDITO"Sono rimasto fermo, così mi sono salvato"Prima ricostruzione del turista francese aggredito ieri da un orso nei boschi sopra Dro.

Posted by RTTR La Televisione on Wednesday, July 17, 2024

„Diese brutale und gewalttätige Begegnung mit der Bärin wird mich für den Rest meines Lebens prägen. Es war auch eine Begegnung mit der wildesten Seite der Natur und sie fand nur ein paar Hundert Meter von unserem Zuhause entfernt statt. Ich möchte mich nicht öffentlich zu einer möglichen Tötung der Bärin äußern. Ich denke jedoch, dass dieser Angriff die Debatte über das Zusammenleben von Menschen und Wildtieren neu entfachen sollte. Zwischen der Sicherheit des Menschen und dem Erhalt der biologischen Vielfalt müssen wir ein Gleichgewicht finden, wobei wir uns jedoch vor Augen halten müssen, dass es der Mensch ist, der den anderen Arten den größten Schaden zufügt. Um zukünftige Angriffe zu verhindern, gilt es, geeignete Maßnahmen zu finden und sie untereinander abzuwägen. Dies ist eine schwierige Debatte, die lange Überlegungen und daher Zeit erfordert“, wirbt Vivien Triffaux für eine besonnene Vorgehensweise.

„Ich bin dankbar, am Leben zu sein, und ich erkenne, wie viel Glück ich habe, meine Lieben in meiner Nähe zu haben. Diese schlimme Erfahrung hat mich zum Nachdenken darüber gebracht, was im Leben wirklich wichtig ist“, abschließend der 43-jährige Franzose.

Da auch die zweite Abschussverordnung des Trentiner Landeshauptmanns Maurizio Fugatti vom Verwaltungsgericht in Trient vorläufig ausgesetzt wurde, bleibt die Bärin Kj1 – vorerst – am Leben. Die Debatte, ob und unter welchen Bedingungen es ein Zusammenleben zwischen Bären und Menschen geben kann, wird das Trentino aber auch Südtirol noch die kommenden Jahre beschäftigen.

Kommentare

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25 Kommentare auf "Angriff der Bärin: “So habe ich mich gerettet”"


Sortiert nach:   neuste | älteste | Relevanz
Homelander
Homelander
Universalgelehrter
5 h 33 Min

Projekt URSUS gescheitert, alle Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen… das wäre mal ein guter Anfang… und die sollten alle Bären einfangen und dann nach Sibirien bringen…und die Tierschützer gleich mit….

Astronaut
Astronaut
Grünschnabel
4 h 46 Min

Jawohl, recht so.
Hab gehört, Bärenfleischragout wird in der Slowakei nun häufig angeboten, soll sehr munden. Frage mich, ob wir sowas auch in Südtirol und Trentino angeboten bekommen…

Selbstbewertung
Selbstbewertung
Universalgelehrter
4 h 7 Min
@Homelander: dann müssen wir aber auch anderen das gleiche Recht zusprechen, sich der Gefahren in ihrer Umgebung zu entledigen: allein in Indien sterben jährlich 400 Menschen, zumeist Landwirte auf ihren Feldern, durch Angriffe von Elefanten. Wenigstens 100 Todesopfer jährlich, zumeist Reisanbauer, im Golf von Bengalen, Flusspferde töten jährlich zwischen 100 und 500 Menschen, 2022 wurde noch ein 2jähriges Kind in Uganda in letzter Sekunde aus dem Maul eines Flusspferdes nahe einer Ortschaft gerettet; vor 3 Wochen wurde in Nordaustralien bei einem Ausflug ein 12jähriges Mädchen von einem Krokodil getötet, eines von jährlich 100 bis 1000 Todesopfern usw…Auch diese Menschen brauchen… Weiterlesen »
Doiger
Doiger
Tratscher
2 h 56 Min

@Selbstbewertung des stimmp in der Tat. Is oane rechtfertigt es ondere net. Einen großen Unterschied gibs ober schun und sel isch jener, dass Bären bewusst und im Zuge eines Projektes ungesiedelt worden sein.
Life Ursus entholtit sich jeglicher Stellungsnahme und a sist isch fa den Projekt wianig erleutert worden.

Fa die Schäden wos mittlerweile entstondn sein und fa do Froge wie es in Zukunft weiter gian soll gonz zu schweigen …

So ist das
2 h 42 Min

Und die Medienhetze geht weiter 😳

65Wendi
65Wendi
Tratscher
2 h 6 Min

@Selbstbewertung,warum sollen wir für Indien ect.Verantwortlich sein.
Europa ist nicht die Weltpolizei
Andere Länder sollen ihre Probleme selber lösen und wir unsere .

Selbstbewertung
Selbstbewertung
Universalgelehrter
1 h 16 Min
@65 Wendi: darum geht es doch gar nicht. Was würden wir aber sagen, wenn all diese Länder auf die gleiche Art und Weise lösen, wie es hier viele Vorschlagen? Was würde aus uns und u unserem Planeten, wenn auch all die Anderen mit dem natürlichen Lebensraum so umgingen wie wir es getan haben und weiterhin tun? Die Brasilianer brauchen auch mehr Ackerland für die Viehzucht, warum dürfen sie hierfür nicht den riesigen Anazonas für sich nutzen. Reicht es zu sagen, dass wir eben schneller mit der Rodung waren, also Pech für die Anderen, wir dürfen, was die Anderen nicht dürfen?… Weiterlesen »
Doiger
Doiger
Tratscher
5 h 30 Min

Normaler Wanderweg, nicht gerannt – was auf einem Wanderweg übrigens auch keine Besonderheit wäre und zu einer normalen Tageszeit.
Höre mir gerne von unseren Allwissenden an welches falsche Verhalten der Tourist an den Tag gelegt hat.

N. G.
N. G.
Kinig
4 h 44 Min

Einen Fehler hat er gemacht, man guckt Bären und Wölfen nicht direkt an. Übtigens auch nicht aggressivr Hunde.
Im Bericht steht zwar das er Angst hatte aber er redet von GLEICHGEWICHT. zwischen Tier und Mensch. Also dreh es dir nicht so wie du es gerne hättest!

Doiger
Doiger
Tratscher
4 h 1 Min

@N. G. danke für ein Grins Grins, denn mit diesen Kommemtar hast du sicher vielen Lesern ein Lachen entlockt.

Der Bär kam auf ihn zugerannt – siehe Artikel – und er stand ihm NACH dem Angriff Auge in Auge gegenüber – siehe Artikel.
Wer dreht sich hier die Sachen etwa so wie er/sie sie brauch?

Da du aber nicht in der Lage bist die Frage zu beantworten, die Antwort lautet “nichts”.
Der Tourist hat nichts falsch gemacht, in so einem dicht besiedelt und touristisch wie landwirtschaftlich genutzten Gebiet wird Raubtier und Mensch ständig im Konflikt stehen.

Ex Queen
Ex Queen
Tratscher
3 h 43 Min

@N. G. Gscheider! Genau da war der Angriff schon vorbei😂 lesen mein lieber!

Selbstbewertung
Selbstbewertung
Universalgelehrter
2 h 54 Min
@Doiger: doch er hat einen Fehler gemacht, den ich aber nicht ihm, sondern der unzureichenden Aufklärung hierzulande zuschreibe: wenn man alleine in unübersichtlichem Gelände unterwegs ist, dann muss man laut sein. Bären, vor allem mit Jungtieren, ziehen sich zurück und meiden den Kontakt. Sie werden vor allem dann aggressiv, wenn sie überrascht werden. Das war vermutlich auch bei tödlichen Angriff auf den Jogger Andrea Papi der Fall. Ich war Monate in Kanada und Alaska unterwegs, habe dort wohl über 2 Dutzend Schwarzbären und 3 Grizzleybären gesichtet. Überall gibt es unübersehbar Hinweise auf Verhaltensregeln, die Menschen dort sind viel besser aufgeklärt.… Weiterlesen »
nikname
nikname
Universalgelehrter
1 h 51 Min

@N. G.
nette Interpretation 🤣 aber wenn du das sagst, wird’s auch sein 😂

Muggi
Muggi
Tratscher
5 h 21 Min

“Sie stand auf ihren Hinterbeinen einen Meter von mir entfernt und wir sahen uns an. Ich versuchte, ihr klarzumachen, dass ich keine bösen Absichten hegte. Dann ging sie weg” Ähmm – hat sich der Franzose die Verletzungen dan selbst zugefügt!?

Roby74
Roby74
Universalgelehrter
5 h 4 Min

@Muggi
Bericht nicht zur Gänze gelesen?🙄🤭
Das geschah nach dem Angriff.😉

April
April
Neuling
4 h 51 Min

Vielleicht in gesamten Artikel lesen…. sem steats genauer 🙄

Gredner
Gredner
Kinig
4 h 7 Min

@Muggi das war nach dem Angriff. Wer lesen kann…

krokodilstraene
4 h 21 Min

Das Projekt Life Ursus ist mit guten Vorsätzen gestartet, und ist am Ende kläglich gescheitert dadurch, dass es keine begleitenden Kontrollen oder steuernden Maßnahmen gab!!

Man sollte das endlich einsehen und dementsprechend Verantwortung übernehmen!
Die “Tierschützer” müssen aber auch akzeptieren, dass der Braunbär grundsätzlich keine Spezies ist, die vom Aussterben bedroht ist (auch wenn sie anderes behaupten…) und dass das Gebiet, in denen die Bären leben, einfach zu stark besiedelt und bewirtschaftet ist, um ein wirklich gutes Nebeneinander zu ermöglichen!

N. G.
N. G.
Kinig
3 h 28 Min

Ich frage mich dauernd welcher Tierschützer hier im Forum behauptet, dass Alle Bären erhalten bleiben müssen? Nie davon gelesen!
Was extreme Tierschützer wollen tangiert nicht und trotzdem haben sie absolut das Recht dazu gerichtlich dagegen vorzugehen. Die Gesetze sind wie sie sind und sind einzuhalten bevor sie nicht geändert werden!

N. G.
N. G.
Kinig
4 h 47 Min

Der Herr hat alles zur Situation und dem Umgang mit der Natur gesagt.
Eigentlich ein Hieb auf alle die hier nur eines kennen, schiessen, wildern, ausrotten.

user6
user6
Superredner
5 h 17 Min

ok, jetzt wissen wir, bären verstehen französisch.

Homelander
Homelander
Universalgelehrter
3 h 41 Min

Fi sella Bärenprojekte homse Geld, da spielt Geld keine Rolle… ondra missn schaugn, wie se ibo die Runden kem und do fi de Bären und Wölfe werfnse is Geld ausn… kua wundo dass die Welt zugrunde geat ingalign…

DrBoazner
DrBoazner
Grünschnabel
3 h 46 Min

So leid es mir tut aber es braucht noch einer der sich opfert ein wanderer ein jogger odrr auch ein Pilzesammler zb. Ein Tierkranker wirds nicht sein der rollt sich lieber einen auf sein sofa und schwafelt was daher

lumbumba
lumbumba
Grünschnabel
2 h 38 Min

sind laut tierschützern doch alles kuschelbären

Selbstbewertung
Selbstbewertung
Universalgelehrter
3 h 6 Min

Vollen Respekt vor der ausgewogenen und vernünftigen Haltung von Triffaux! Da könnten sich einige eine Scheibe abschneiden! Mit solchen Menschen ist eine unvoreingenommene Diskussion möglich und sinnvoll!

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