Von: mk
Rom – Am Sonntag und Montag sind die Bürger italienweit aufgerufen, ihre Stimme beim Verfassungsreferendum zur Verkleinerung des italienischen Parlaments abzugeben. Außerdem gehen in vielen Regionen Regionalwahlen über die Bühne. Allerdings gibt es einen Haken: Aus Angst vor Covid-19 springen viele Stimmzähler und Wahlsektionspräsidenten in letzter Minute ab. Nun wird händeringend nach Ersatz gesucht, berichtet die Nachrichtenagentur Ansa.
Allein in der Gemeinde Mailand haben rund 100 Personen in letzter Minute abgesagt. Die Gemeindeverwaltung hat deshalb einen Appell in den sozialen Netzwerken lanciert. Gesucht werden Wahlsektionspräsidenten für das Verfassungsreferendum. Interessierte könnten sich direkt beim Wahlamt melden, hieß es in der Botschaft.
In der Gemeinde Imperia in Ligurien sind 114 von insgesamt 180 Stimmzählern fahnenflüchtig geworden. Auch dort sucht die Gemeinde nach Ersatz. Vermutet wird, dass hinter den Absagen die Angst steckt, mit dem Coronavirus während der Wahl oder der Stimmauszählung infiziert zu werden. Ein Großteil konnte bereits ersetzt werden. Bei den Wahlsektionspräsidenten mussten zehn von 47 ausgetauscht werden. Auch in Genua suchte die Gemeindeverwaltung auf Facebook nach Ersatzmännern und -frauen, die für 855 Stimmzähler von insgesamt 2.644 einspringen sollen. Zu Problemen ist es auch in La Spezia und in Savona gekommen.
In Florenz in der Toscana haben 110 Wahlsektionspräsidenten von insgesamt 360 abgesagt – meistens wegen „Unverfügbarkeit“. Dort konnten sämtliche Präsidenten ersetzt werden. Bei den Stimmzählern machten hingen 730 von 1.470 Betroffenen einen Rückzieher und mussten ausgetauscht werden. Vor fünf Jahren hatte hingegen lediglich ein Drittel der Stimmzähler abgesagt. Bei den Wahlsektionspräsidenten war es nur in 25 Prozent der Fälle zu Absagen gekommen. Im Fall einer Absage müssen sowohl Wahlsektionspräsidenten als auch Stimmzähler dies mitteilen, ansonsten können sie strafrechtlich belangt werden.
In Apulien haben 67 Prozent der Wahlsektionspräsidenten in letzter Minute einen Rückzieher gemacht. Jene Sektionspräsidenten, die für Covid-19-Sitze zuständig gewesen wären, sind zu 100 Prozent abgesprungen. Sie hätten für Patienten im Krankenhaus oder für Personen unter Quarantäne die Teilnahme an der Wahl ermöglichen sollen. 15 Personen haben am Nachmittag einen Schnellkurs erhalten und springen nun für jene ein, die ausgefallen sind. Dabei handelt es sich um Freiwillige, die für den Zivilschutz arbeiten.
In Kampanien sind hingegen 242 Angestellte des Öffentlichen Nahverkehrs als Stimmzähler oder als Wahlsektionspräsident im Einsatz und müssen deshalb zum Dienst nicht antreten.