Acht Monate Suspendierung ohne Gehalt – VIDEO

Arzt sagt Impfgegnern in den Altersheimen den Kampf an

Dienstag, 19. Januar 2021 | 07:02 Uhr

Von: ka

Pavia – Der Präsident der italienischen Vereinigung der in den Altersheimen tätigen Ärzte, Giovanni Belloni, ist nicht mehr länger gewillt, die „Impfskepsis“ vieler Angestellter der Seniorenheime tatenlos hinzunehmen. Nachdem in seinem Tätigkeitsbereich trotz mehrmaliger Angebote rund ein Viertel der Bediensteten die Impfung gegen das Coronavirus verweigert hatte, hat Giovanni Belloni ein Team von drei Rechtsanwälten damit beauftragt, ein Rechtsgutachten zu erstellen. Laut diesem können Impfverweigerer ohne Bezug des Gehalts bis zu acht Monate von der Arbeit suspendiert werden.

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Giovanni Belloni, der der italienischen Vereinigung der in den Altersheimen tätigen Ärzte – Simersa – als Präsident vorsteht, ist mit dem Fortgang der Impfkampagne der Bediensteten der Seniorenheime der Provinz Pavia überhaupt nicht zufrieden.

„Viele haben Angst vor den Nebenwirkungen. Ich gehe in die Altersheime, um den Angestellten zu erklären, dass die Impfung gegen das Coronavirus nicht zu Nebenwirkungen führt. Nach zehn Treffen, an denen rund 300 Angestellte teilgenommen haben, haben wir eine Impfquote von 75 bis 76 Prozent erreicht. Aber es ist sehr hart“, so Giovanni Belloni.

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„Gestern früh hat mir eine Mitarbeiterin mitgeteilt, dass sie ängstlich sei, kein Vertrauen habe und sich daher nicht impfen lassen wolle. Auf meine Frage, warum sie sich nicht traue, hat sie geantwortet, dass die internationalen Unternehmen, die die Impfstoffe produzieren, nur auf das Geld aus seien“, fährt Giovanni Belloni fort. Laut dem Arzt wird der zu geringe Zeitabstand zwischen der Studienphase und der Zulassung des Impfstoffs als Grund für die Verweigerung der Impfung häufig genannt.

„Ich erkläre ihnen, dass die Studien über die Impfung seriös sowie valide sind und dass die Impfung unerlässlich ist. Ich weise sie darauf hin, dass die Altersheimgäste von ihren Angehörigen seit Langem nicht mehr besucht werden können, woraus folgt, dass das Virus nur über diejenigen, die in den Heimen arbeiten – Ärzte, Krankenpfleger und Hilfskräfte – in die Seniorenheime gelangen kann. Die Bediensteten bringen das Coronavirus in die Altersheime. Um besser und ruhiger arbeiten zu können, müssen wir uns daher zuerst selbst schützen. Leider gibt es aber viel Unwissenheit“, erklärt Giovanni Belloni, der im Altersheim an vorderster Front steht.

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Besondere Sorgen bereiten dem Arzt die Altersheime von Voghera und Dorno. Etwa die Hälfte der Angestellten dieser beiden Seniorenheime will sich nicht impfen lassen. Der Präsident der italienischen Vereinigung der in den Altersheimen tätigen Ärzte ist aber nicht mehr länger gewillt, die „Impfskepsis“ vieler Angestellter der Seniorenheime tatenlos hinzunehmen. Nachdem erneute Angebote, der Impfung nachzukommen, nicht angenommen worden sind, hat Giovanni Belloni ein Team von drei Rechtsanwälten mit der Erstellung eines Rechtsgutachtens beauftragt.

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Im Gutachten kommen die Rechtsexperten zum Schluss, dass Bedienstete, die die Impfung verweigern, bis zu acht Monate von der Arbeit suspendiert werden können. „Sie riskieren eine Suspendierung von der Arbeit von bis zu acht Monaten. An dieser Stelle muss aber zwischen jenen, die aus gesundheitlichen Gründen – etwa aufgrund einer schweren Autoimmunerkrankung oder eines Krebsleidens – keiner Impfung unterzogen werden können und den Impfgegnern unterschieden werden. Im ersten Fall würde es sich um eine Suspendierung bei vollem Gehalt handeln. Im zweiten Fall um eine Suspendierung ohne Gehaltsbezug“, erörtert Giovanni Belloni das Ergebnis des Rechtsgutachtens.

Im Lichte der bereits gültigen Gesetze kommt der angesehene, auf das Arbeits- und Gesundheitsrecht spezialisierte ehemalige Richter Raffaele Guariniello sogar zum Schluss, dass Impfverweigerer ihren Arbeitsplatz riskieren. „Wer sich nicht impft, riskiert die Entlassung“, fasst Raffaele Guariniello seine Expertise zusammen.

Ob die Erläuterungen des Arztes, das hehre Ziel, sich selbst und die Gesundheit der Insassen der Altersheime zu schützen und die offenbar nicht zu unterschätzende Möglichkeit, ohne Bezug des Gehalts von der Arbeit suspendiert zu werden, unter den Bediensteten die Impfquote erhöhen wird, steht aber in den Sternen.