Von: ka
Mirandola/Emilia Romagna – Eine neue Wanzenart, die aus Ostasien eingeschleppt wurde und fast alle Obstsorten befällt, treibt die italienischen Bauern in den Wahnsinn. Von bestimmten Sorten wurde 2016 fast die Hälfte der Ernte vernichtet. Können natürliche Feinde die Wanze stoppen?
Die neue Wanzenart, die ursprünglich aus Ostasien stammende Marmorierte Baumwanze (wissenschaftlicher Name Halyomorpha halys, Anmerkung der Redaktion) tauchte das erste Mal 2012 in der Emilia Romagna in der Gegend des Obstanbaugebiets um Mirandola auf. Die Wanze entpuppte sich für die Obstkulturen schnell als Katastrophe. Die Tierchen, von denen die Weibchen im Schnitt 285 Eier in einer Saison ablegen, vermehren sich rasant. Infolge des Klimawandels werden zum Leidwesen der Bauern auch die Wanzen, die als Larven diesen Eiern entschlüpfen, noch in der gleichen Saison geschlechtsreif. Außerdem suchen die Wanzen zum Überwintern im Herbst die Häuser auf.
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— Polizia Locale (@PMTerredargine) September 18, 2017
Zudem sind die Wanzen dazu imstande an einem Tag bis zu fünf Kilometer weit zu fliegen und können sich so schnell verbreiten oder der Vernichtung durch Insektizide entkommen. Letztere konnten gegen die Wanze bisher wenig ausrichten. Außerdem schrecken die Bauern aus Umweltschutzgründen davor zurück, starke Insektizide, welche als Wirkstoff Neonikotinoide, Pyrethroide oder organischen Phosphor enthalten, zu verwenden. Bei Versuchen waren die Resultate eher bescheiden und oft das Risiko groß, viele Nutzinsekten wie Bestäuber zu vernichten. Vielversprechender – wenn auch aufwendig und teuer – ist es, die Obstkulturen mit dünnen Netzen zu schützen oder die fliegenden Wanzen auf Erbsen-, Ackerbohnen- und Sojakulturen zu locken, sodass sie die wertvollen Obstanlagen in Ruhe lassen.
All diese Bemühungen fruchteten aber die letzten Jahre wenig. Laut dem italienischen Landwirtschaftsforschungsinstitut CREA – http://www.crea.gov.it/ – sind im Jahr 2016 40 Prozent der italienischen Kiwi- und Birnenernte vernichtet worden. Auch die Äpfel- und Pfirsichkulturen und die landwirtschaftlichen Anlagen, in denen Tomaten, Trauben, Nüsse, Mais und Soja produziert wurden, erlitten im letzten Jahr schwerste Schäden. Die Bauern, die durch die importierte Wanze hohe Einkommenseinbußen erleiden, sind mittlerweile verzweifelt.
Wie das Versuchszentrum Laimburg berichtet, wurde in Südtirol die Wanze das erste Mal im Jahre 2016 nachgewiesen. Das Versuchszentrum Laimburg informiert auch über eine neue, vielversprechende Bekämpfungsmethode mittels natürlicher Feinde der Marmorierten Baumwanze:
„Gegenwärtig wird untersucht, ob es mit kleinen Wespen, sogenannten Eiparasitoiden, gelingen könnte, die Marmorierte Baumwanze einzudämmen. Die Larven dieser parasitischen Wespen fressen die Eier von innen aus und töten ihren Wirt. Nach 2 bis 3 Wochen schlüpfen aus den Wanzeneiern kleine Wespen. Diese geschlüpften Wespen machen sich dann auf die Suche nach neuen Wanzengelegen“, so das Versuchszentrum Laimburg – http://www.provinz.bz.it/land-forstwirtschaft/landwirtschaft/obst-weinbau/marmorierte-baumwanze.asp – auf seiner Onlineseite.
Ob es gelingen wird, die Verbreitung der eingeschleppten Wanze einzudämmen und die Ernten zu schützen?