Von: mk
Vigonovo – Der Mord an Giulia Cecchettin aus Vigonovo bei Venedig hat in Italien und weit darüber hinaus Bestürzung und Erschütterung hervorgerufen. Ihr Ex-Freund Filippo Turetta ist nach siebentägiger Flucht bei Leipzig in Deutschland gefasst worden. Er gilt als dringend tatverdächtig. Nun hat sich Giulias Schwester Elena an die Öffentlichkeit gewandt und auch einen politischen Appell lanciert.
„Ein Frauenmord ist kein Delikt aus Leidenschaft, sondern ein Machtdelikt und ein Delikt des Staates, weil dieser uns nicht schützt“, sagte die Schwester der 22-jährigern Studentin unter anderem.
Man könne nicht nur ein bisschen obsessiv sein und man könne so ein Verhalten nicht rechtfertigen. „Wenn Filippo mit jemanden geredet hätte – mit einem Therapeuten, mit seinen Eltern oder auch nur mit einem Freund –, wäre der Epilog vermutlich anders ausgefallen“, erklärte Elena Medien gegenüber.
Wer einen besitzergreifenden Freund habe, sollte ihn daran erinnern, dass so ein Verhalten nicht recht sei, fuhr sie fort. „Filippo hat beschlossen, dem Leben meiner Schwester ein Ende zu setzen. Doch dazu hatte er kein Recht. Zugleich hat er auch mein Leben und das meiner Familie zerstört“, betonte Elena. Sie müsse jedes Mal weinen, wenn sie daran denke, dass ihre Schwester sich nicht im Zimmer neben ihrem befinde.
Gleichzeitig richtete Elena auch einen Appell an die Männerwelt im Allgemeinen. „Männer müssen ein Schuldbekenntnis ablegen. Auch wer nie etwas getan hat, kennt sicher einen Vorfall in seinem Leben, bei dem er eine Frau nicht mit Respekt behandelt hat, nur weil sie eine Frau war – von abfälligen, sexistischen Kommentaren bis hin zum Catcalling“, so Elena.
Die Regierung in Rom hat unterdessen bereits reagiert und will nun den Codice Rosso verschärfen. Aufgrund des Gesetzes werden Fälle von Gewalt gegen Frauen prioritär behandelt.
Die Leiche der 22-jährigen Studentin wurde am Samstag in einer Schlucht zwischen dem Berggebiet des Barcis-Sees und Piancavallo in der friaulischen Provinz Pordenone entdeckt. Ermittler vermuten, dass der Leichnam etwa 50 Meter tief in die Schlucht hinunter gestoßen wurde. Die Frau sei mit mehreren Messerstichen am Hals getötet worden.
Die Leiche wies außerdem zahlreiche Abwehrverletzungen an Händen und Armen auf. Ob die Frau bereits tot war, als sie in die Schlucht gestürzt wurde, konnte noch nicht festgestellt werden. Die Leiche war von der Straße aus nicht zu sehen, da sie von einem großen Felsbrocken verdeckt war.