500 bis 5.000 Euro, um in Italien zu bleiben – sieben Festnahmen

Aufenthaltsgenehmigungen erschlichen: Scheinehen und gefälschte Papiere – VIDEO

Sonntag, 02. Juni 2019 | 08:05 Uhr

Von: ka

Livorno – In der toskanischen Hafenstadt Livorno gelang es den Beamten der Polizei, einen Verbrecherring, der mithilfe von Scheinehen und gefälschten Arbeitsverträgen Migranten zu illegal erworbenen Aufenthaltsgenehmigungen verhalf, zu zerschlagen.

Am Freitagvormittag nahm die Polizei sieben in Livorno wohnhafte Personen – darunter drei Neapolitaner – wegen Begünstigung der illegalen Einwanderung fest. Während vier der Verhafteten in den Hausarrest entlassen wurden, wurden drei Mitglieder der verbrecherischen Bande direkt in eine Haftanstalt überstellt.

Die von der Staatsanwaltschaft von Livorno koordinierten Ermittlungen kamen ins Rollen, nachdem einem Beamten des nationalen Fürsorgeinstituts INPS bei einigen Arbeitsverträgen Unregelmäßigkeiten aufgefallen waren. Die Dokumente waren falsch ausgefüllt und stammten alle vom gleichen Arbeitgeber. Eine Kontrolle ergab, dass der angebliche Arbeitgeber als arbeitslos gemeldet war und dass seine Arbeitskräfte allesamt nicht in der Provinz Livorno wohnhafte Ausländer waren. Diese gefälschten Papiere sowie weitere Ermittlungen, in denen die Quästuren mehrerer Städte eingebunden waren, ermöglichten es den Beamten der Staatspolizei, nach und nach das „Geschäftsmodell“ der Kriminellen ans Licht zu bringen.

ANSA/ POLIZIA DI STATO

Wie die Leiterin des mobilen Einsatzkommandos der Polizei, Valentina Crispi, berichtete, gelang es den Kriminellen, über Mund-zu-Mund-Propaganda Ausländer dazu zu bewegen, unter Zuhilfenahme von „Arbeitgebern“, die als Strohmänner fungierten, gefälschte Arbeitsverträge zu unterschreiben. Daraufhin erhielten die Migranten eine fingierte Einheitliche Steuerbescheinigung CUD, die eine Beschäftigung als Pflegekraft oder Haushaltshilfe vortäuschten. Diese vorgetäuschten Arbeitsverhältnisse ermöglichten es den Ausländern, eine Aufenthaltsgenehmigung zu erlangen. In einem Fall wurde zwischen einem Mann aus Livorno und einer Staatsbürgerin der Dominikanischen Republik sogar eine Scheinehe organisiert, welche nach der „sinnstiftenden“ Aufenthaltsgenehmigung später wiederum annulliert wurde.

ANSA/ POLIZIA DI STATO

Die Polizeibeamten konnten auch die „Preisliste“ der von den Kriminellen erbrachten „Leistungen“ ergründen. Für die Organisation einer Scheinehe berechnete die Bande 5.000 Euro. Der Erhalt einer Aufenthaltsgenehmigung schlug sich hingegen mit 500 Euro zu Buche, wobei die Ausländer die fälligen 250 Euro Sozialbeiträge pro Monat aus der eigenen Tasche bezahlen mussten. Ein gefälschter Lohnstreifen war bereits für 50 Euro zu haben.

Dank dieser gefakten Arbeitsverhältnisse erschlichen sich – soweit bisher bekannt – 15 Ausländer eine Aufenthaltsgenehmigung. Sie wurden alle angezeigt, weil sie durch die Vorlage gefälschter Arbeitsverträge, Lohnstreifen und Einheitlicher Steuerbescheinigungen öffentliche Ämter zu Fehlern verleitet hatten. Jene Männer aus Livorno sowie jene ursprünglich aus Neapel stammenden Kriminellen, die ihnen die Aufenthaltsgenehmigungen verschafft hatten, wurden festgenommen und je nach Schwere der Vorwürfe entweder in den Hausarrest entlassen oder in eine Haftanstalt überstellt.

Die Ermittlungen sind aber noch nicht zu Ende. Es wird für möglich gehalten, dass sich über nicht existierende Arbeitsverhältnisse weitere Ausländer einen legalen Aufenthaltsstatus erschlichen haben.