Im Veneto verzeichnet man seit Trump 2.0 eine hohe Nachfrage

Aus Zoll-Angst: US-Importeure bunkern seit Monaten Prosecco

Montag, 17. März 2025 | 07:36 Uhr

Von: luk

Venedig/Washington – Die US-Importe von Prosecco sind in den vergangenen Monaten sprunghaft gestiegen. Grund dafür ist die drohende Einführung hoher Zölle auf europäische Weine durch die US-Regierung. Laut Branchenverbänden haben sich die Bestellungen für Prosecco um acht Prozent und für Pinot Grigio um drei Prozent erhöht.

Besonders nach dem Wahlsieg von Donald Trump am 5. November zeichnete sich dieser Trend ab. Bereits zum Jahresende 2024 verzeichnete die Weinwirtschaft in Venetien einen Exportrekord von drei Milliarden Euro, ein Plus von 200 Millionen Euro im Vergleich zu 2023. Im Januar und Februar 2025 stiegen die Ausfuhren weiter um sieben bzw. acht Prozent, und auch im März hält der Aufwärtstrend an.

Angst vor drastischen Preissteigerungen

US-Importeure wollen sich mit Vorräten absichern, um mögliche Umsatzeinbrüche zu vermeiden. „80 Prozent des Weins, den wir verkaufen, kommt aus Europa“, erklärte Jeff Zacharia, Präsident des New Yorker Weinhändlers Zachys, gegenüber der Associated Press. Sollte die Trump-Regierung tatsächlich Zölle von bis zu 200 Prozent auf europäischen Wein erheben, könnte der Preis für eine Flasche Prosecco von derzeit 15 auf 45 Dollar steigen.

Die Strafzölle stehen im Zusammenhang mit einer Auseinandersetzung zwischen den USA und der EU über Zölle auf US-Whiskey. Die Europäische Union hatte bereits 2023 einen 40-prozentigen Zoll auf Whiskey aus den USA verhängt. Nun droht Washington mit Vergeltungsmaßnahmen, die am 2. April in Kraft treten könnten.

Amerikanische Häfen am Limit

Die gestiegene Nachfrage nach Prosecco und anderen betroffenen Produkten führt zu einer angespannten Lage in den US-Häfen. Im Januar kamen 13 Prozent mehr Waren als im Vorjahresmonat an, im Februar waren es 6,1 Prozent mehr. „Die großen Importeure nutzen diese Gelegenheit, um ihre Lagerbestände aufzufüllen“, erklärte Giorgio Polegato, Präsident der Weinbau-Kommission der Coldiretti.

Für Pinot Grigio fällt der Anstieg mit zwei bis drei Prozent geringer aus. Dennoch sei das Interesse stabil, betont Albino Armani, Präsident des Konsortiums für geschützte DOC-Weine Delle Venezie: „Sollten die Zölle auf 200 Prozent steigen, wäre das ein harter Schlag. Eine Erhöhung um 25 Prozent hingegen könnte der Markt noch verkraften.“

Preiserhöhung durch die Vertriebskette

Schon jetzt vervierfacht sich der Preis eines Weins auf dem US-Markt durch die mehrstufige Vertriebskette. Eine Flasche Prosecco, die in Venetien für vier Dollar verkauft wird, kostet den US-Konsumenten 16 Dollar. Sollte die US-Regierung ab April tatsächlich Zölle von 200 Prozent erheben, würden viele Importeure Bestellungen wohl vorerst aussetzen – einige haben diesen Schritt bereits eingeleitet.

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