Von: Ivd
Caldes – Am Sonntagabend kam es in Caldes im Trentino zu einem spektakulären Vorfall: Während die Menschen noch bis 23.00 Uhr ihre Stimme für die Europawahl abgeben konnten, vernahmen ansässige Polizisten komische Geräusche vor dem Wahllokal. Als sie nach draußen gingen, staunten sie nicht schlecht: Ein Bär hatte sich an einer Mülltonne zu schaffen gemacht – nur zehn Meter vom Eingang entfernt.
Die Beamten reagierten schnell und rieten allen Wählenden und Wahlhelfern, im Gebäude zu bleiben. Auch wenn die Forstbehörde die Situation anschließend schnell klärte, saß der Schock bei einigen tief: „Zurückbleiben Angst und eine Situation, die unhaltbar geworden ist“, so der Bürgermeister der Gemeinde, Antonio Maini. Die Polizei geht von keiner politisch motivierten Tat des Bären aus.
Bären machten auch den Gardasee unsicher
Auch am Gardasee wird die Geduld der Bewohner auf die Probe gestellt: In Tremosine spazierte ein Bär seelenruhig durch die Dörfer Voltino und Vesio, was einen Autofahrer zu einem Schnappschuss des tierischen Besuchers veranlasste. Laura Facchetti vom Bauernverband Coldiretti Brescia warnt: „Die Situation ist außer Kontrolle. Wir brauchen dringend eine starke Strategie für die Zukunft, die über kurzfristige Notlösungen hinausgeht“.
Im April 2023 hatte der tragische Angriff einer Bärin auf den 26-jährigen Jogger Andrea Papi im Val di Sole weltweit für Schlagzeilen gesorgt. Die Bärin Gaia, die vermutlich ihre Jungen verteidigen wollte, wurde daraufhin eingefangen und wird bald in einem Bärenpark im Schwarzwald ein neues Zuhause finden. Doch Gaia ist nur die Spitze des Eisbergs. Die Bärenpopulation in Trentino wächst stetig und sorgt für immer neue Vorfälle.
Anstieg der Bärenpopulation um 15 Prozent
Laut dem aktuellen Großraubtierbericht leben derzeit etwa 98 Bären in der Region, ein Anstieg von 15 Prozent gegenüber den 85 Tieren vor zwei Jahren. Diese Zunahme geht mit einer Vielzahl von Begegnungen zwischen Mensch und Tier einher, die gefährlich enden können. So wurde im Mai ein Bär von einem Auto erfasst, und im gleichen Monat verfolgte ein anderer Bär einen Wanderer in der Nähe des Gardasees. Anfang des Jahres wurde der Bär M90 nach einer ähnlichen Verfolgungsjagd erschossen.
Angesichts dieser Vorfälle steigt der Druck auf die Behörden, konsequente Maßnahmen zu ergreifen. Bürgermeister Maini fordert: „Die Anwesenheit von Bären in bewohnten Gebieten ist nicht länger tolerierbar.“ Die Einwohner verlangen striktere Regeln und sind auch bereit, drastische Schritte wie die Tötung gefährlicher Bären zu akzeptieren.