Von: ka
Radicofani – In den mittelitalienischen Berggebieten kommt es immer häufiger zu Fällen von Wilderei von Wölfen. Da die immer häufigeren Angriffe der großen Räuber auf Schafherden bei den von der Weidewirtschaft lebenden Bauern für Einkommensverluste sorgen, scheinen diese ab und zu zur illegalen Selbsthilfe zu greifen.
Ein ganz besonders krasser und barbarischer Fall von Wilderei ereignete sich in der Umgebung von Radicofani, einem hauptsächlich von der Schafwirtschaft lebenden Dorf in der Provinz Siena in der Toskana. Am Freitagmorgen wurden in Dorfnähe zwei getötete Wölfe aufgefunden. Die zwei Tiere waren von einem oder mehreren Unbekannten zuerst getötet und dann mit Schnüren an der Ortstafel an der Ortseinfahrt von Radicofani aufgehängt worden. Die grausame Tat wurde von den Verantwortlichen von „Life Medwolf“ – ein Projekt, das zum Ziel hat, den Konflikt zwischen den Wölfen und den von der Weidewirtschaft lebenden Hirten und Bauern zu entschärfen – zur Anzeige gebracht. In einer Aussendung verurteilte „Life Medwolf“ die Tötung und Zurschaustellung der Wölfe als schwerwiegende und grausame Gewalttat, und wiederholte, dass der einzig gangbare Weg der der Zusammenarbeit zwischen Tierschützern und Bauern sei, um gemeinsam zu von allen Seiten geteilten Lösungen zu gelangen. Auch der Bürgermeister von Radicofani, Francesco Fabbrizzi, sprach von einem gravierenden und geschmacklosen Gewaltakt und fügte hinzu, dass solche barbarischen Vorfälle keinesfalls eine Antwort auf die zuletzt gehäuft auftretenden Attacken von Wölfen auf Schafe sein könnten.
Nur einen Tag später kam es in der Nachbarregion der Toskana, in den Marken, zu einem ähnlich grausamen Vorfall. Auf einer Verkehrsinsel an der Ortseinfahrt von Pergola, einem Dorf in der Provinz Pesaro-Urbino, fand ein Autofahrer einen enthaupteten Wolf. Wie die Carabinieri feststellten, war das männliche Tier erst wenige Stunden vorher getötet und dann auf der Verkehrsinsel abgelegt worden. Die Carabinieri, welche von einem „besonders abscheulichen Fall von Wilderei“ sprachen, nahmen die Ermittlungen auf. Es wurde auch ein Speziallabor des italienischen Umweltministeriums damit beauftragt, herauszufinden, ob es sich beim getöteten Wolf wirklich um ein Exemplar der Spezies Canis lupus italicus handelt. Die geschützte Tierart, die sich in Berggebieten des Apennin in Mittelitalien stark vermehrt hat, sucht immer öfter stärker von Menschen bewohnte Gebiete auf, was für enorme Probleme sorgt.
Tierschützer und Weidewirtschaft versuchen derzeit gemeinsam, der Lage Herr zu werden. Um die Schafe zu schützen und die Wölfe wieder in unbewohnte Wald- und Berggebiete abzudrängen, werden mehrere Maßnahmen – unter anderem Herdenschutz durch Hirtenhunde und Zäune – diskutiert.