Zweite Chance für Kriminelle

Barbetreiber möchte Einbrecher am liebsten einstellen

Freitag, 12. Juli 2024 | 06:42 Uhr

Von: Ivd

Trient – Eine zweite Chance für Kriminelle: Das fordert ein Barbetreiber aus Trient. In der Nacht vom Samstag ist ein mutmaßlich drogenabhängiger Jugendlicher in das Cafè Nettuno am Domplatz eingestiegen und hat 1.300 Euro entwendet. Aus Reue für seine Tat hinterließ er mehrere Zettel mit Entschuldigungen. Anstatt den Einbrecher zu verfluchen, möchte der Barista den Jugendlichen am liebsten einstellen, so der ORF.

Amedeo Gaudio, der seit Jahrzehnten die Bar am Domplatz betreibt, fand am Sonntagmorgen die Kasse leer vor – 1.300 Euro fehlten. Nachdem er die Polizei bereits informiert hatte, fand Amedeo die Zettel mit Entschuldigungen auf der Theke. „Er hätte auch sofort mit der Beute fliehen können“, bemerkt Amedeo anerkennend. „Es war nicht der klassische Dieb, der die DNA eines Kriminellen in sich trägt. Ich gebe den Drogen die Schuld.“

Die hohe Kleinkriminalität in der Stadt sorgt regelmäßig für Einbrüche in lokale Geschäfte. Laut Amedeo gerieten Jugendliche unfreiwillig auf die schiefe Bahn. Er sieht die Geschichte hinter dem Einbruch, den verzweifelten jungen Menschen, der an die falschen Freunde geriet und jetzt einbrechen muss, um seine Sucht zu befriedigen.

Einbrecher einstellen statt wegsperren

Amedeo zeigte Mitgefühl für den Einbrecher und vermutet, dass es sich um einen Neuling im Drogenmilieu handelt. „Er stieg durch das kleine Fenster über der Eingangstür ein – dafür musst du sehr sportlich sein. Er war auch darauf bedacht, keinen Schaden anzurichten. Man muss diesen Jungen retten und schnell auf Entzug bringen.“ Am liebsten würden Amedeo den Jungen einstellen, ihn weg von der Straße holen und ihm eine zweite Chance geben. Das gestohlene Geld sei ihm egal.

Amedeo Gaudio wird von seinen Kunden für seine Herzlichkeit und sein Mitgefühl geschätzt. Er ist bekannt als „Gran Signore“ – ein wahrer Gentleman, der auch in schwierigen Zeiten stets das Gute in Menschen sucht.