Unbekannte versuchen, sein Haus anzuzünden

B&B-Inhaber will sieben Flüchtlinge aufnehmen

Montag, 16. April 2018 | 08:08 Uhr

Von: ka

San Lorenzo Dorsino – In San Lorenzo Dorsino, einer kleinen Ortschaft im benachbarten Trentino, entschied der Inhaber einer Frühstückspension sich dazu, in seiner Unterkunft sieben Flüchtlinge zu beherbergen. Aber der Widerstand rechter Politiker und besonders im Dorf selbst wurde immer größer. Zuletzt versuchten Unbekannte sogar, sein Haus anzuzünden. Das Aufnahmeprojekt wurde nun vorläufig gestoppt.

La Casa di Wilma

Die Geschichte nahm vor einigen Wochen ihren Anfang, als Gabriele Buscaini, Besitzer der Frühstückspension „La casa di Wilma“ in der 1.600-Seelen-Gemeinde San Lorenzo Dorsino, beschloss, einen Teil seiner Unterkunft sieben Flüchtlingen zur Verfügung zu stellen. In Zusammenarbeit mit dem Cinformi – Informationszentrum für die Einwanderung, welches sich über die Autonome Provinz Trient mit Flüchtlingen und Asylsuchenden befasst – begann Gabriele Buscaini, alle nötigen bürokratischen Unterlagen zusammenzutragen. Nicht zuletzt aufgrund der geringen Anzahl der Flüchtlinge gab auch die Gemeinde grünes Licht. Unter seinen Mitbürgern hingegen wurde die Ablehnung immer stärker. Auch Politiker der Lega und Militante von CasaPound nahmen sich des Falls „Flüchtlingsunterkunft San Lorenzo Dorsino“ an und bliesen heftig in das Feuer der Gegnerschaft.

Gabriele Buscaini berichtete gegenüber dem Radiosender Radio Popolare, dass zeitweise drei bis vier Aktivisten und Politiker der Lega vor seiner Frühstückspension Wache gehalten hätten.

Das Kesseltreiben und die Einschüchterungsversuche gipfelten letzte Woche in einem Brandanschlag, bei dem ein Fenster angezündet wurde. Allerdings handelte es sich dabei nicht um die Frühstückspension selbst, sondern um die Wohnung, die Gabriele Buscaini seiner Lebensgefährtin zur Verfügung gestellt hatte.

Trentino

Buscaini meinte im Radiointerview, dass es der Mietvertrag mit der Cinformi gewesen sei, der seine Mitbürger in Rage versetzt habe. „Sie denken, dass ich 35 Euro pro Person bekomme. Aber der Vertrag, den ich unterschrieben habe, sieht 900 Euro im Monat vor“, so Gabriele Buscaini gegenüber Radio Popolare.

Nach dem Brandanschlag auf die Wohnung seiner Lebensgefährtin erstattete Gabriele Buscaini Anzeige gegen Unbekannt. Viele Vereine, Vereinigungen und Parteien sowie auch der Trentiner Landeshauptmann Ugo Rossi verurteilten den Anschlag und drückten Buscaini ihre Solidarität aus.

Facebook/CasaPound Trentino Alto Adige

Auch CasaPound verurteilte den Anschlag, fügte aber zugleich hinzu, dass es sich dabei um ein „klares Zeichen des Unbehagens gegenüber einer von den Behörden auferlegten Maßnahme“ gehandelt hätte. Die Faschisten des 21. Jahrhunderts gaben auch zu bedenken, dass „die Bürger von San Lorenzo Dorsino nie darüber befragt worden“ seien. CasaPound brachte nach dem Brandanschlag an einem Zaun in der Nähe des B&B ein Spruchband mit den Worten „Basta finti profughi“(Genug falsche Flüchtlinge, Anmerkung der Redaktion) an. Auf einer letzten Versammlung gaben die Einwohner von San Lorenzo Assessor Luca Zeni, der mit Pfiffen und Zwischenrufen überhäuft wurde, noch einmal ihre tiefe Ablehnung gegenüber der Ankunft von Flüchtlingen zu verstehen.

Die Bürger von San Lorenzo scheinen mit ihren Protesten Erfolg zu haben. Das Aufnahmeprojekt wurde vorläufig suspendiert. Aber der Besitzer der Frühstückspension gibt sich kämpferisch, will nicht aufgeben und sich schon gar nicht vom Widerstand im Dorf und dem Brandanschlag einschüchtern lassen.

„Ich bin eine Privatperson und über mein Haus entscheide ich“, so Gabriele Buscaini.