Zweitbeliebteste Attraktion Italiens

Beliebte Touristenattraktion am Gardasee wird 50

Dienstag, 15. April 2025 | 07:18 Uhr

Von: idr

Castelnuovo del Garda – Die zweitbeliebteste Touristenattraktion Italiens wird 50! Kommt ihr drauf, welche das sein könnte? Hier ein paar Tipps: Sie zählt jährlich drei Millionen zahlende Gäste, war im Jahr 2024 vollständig ausgebucht, stammt aus der Feder eines Supermarktbetreibers und gehört heute zum LEGO-Konzern. Klingelt noch nichts? Vielleicht hilft das: Sie liegt in der Po-Ebene und wird oft als Disneyland Italiens bezeichnet. Richtig – das Gardaland feiert 50. Jubiläum!

Die Geschichte des Freizeitparks beginnt bereits wie ein Disney-Märchen: Es war einmal ein Supermarktbesitzer mit einem großen Traum. Heute ist aus diesem Traum und der ursprünglichen Idee eine Attraktion auf 44,5 Hektar Land mit einem jährlichen Umsatz von 120 Millionen Euro, 200 Festangestellten und 1.500 Saisonarbeitern gewachsen. Mit drei Millionen Besuchern jährlich ist das Gardaland Italiens beliebtester Freizeitpark und die zweitbeliebteste Attraktion nach dem Kolosseum (etwa 12,3 Millionen Ticketverkäufe jährlich).

Vom Gemüseregal zur Achterbahn

Der Schöpfer des Gardalands, Livio Furini, setzte die Einzelhandlestradition seines Vaters fort und eröffnete den ersten Supermarkt am Gardasee in Peschiera. Nach seiner Ausbildung in Bozen hatte Furini die Idee für den Freizeitpark. Er nutzte die Kontakte zu wohlhabenden Familien der Region, die er durch die Belieferung von Campingplätzen geknüpft hatte, um für seine Idee Werbung zu machen.

Furini war ein Träumer und versessen darauf, die Idee seines „Fantasielands“ in die Tat umzusetzen. „Allen Kindern dieser Welt, denen ich meine Anstrengungen und Leidenschaften gewidmet habe, sind herzlich willkommen in meinem Fantasieland“, schrieb er in seinem Notizbuch. Dutzende Skizzen und etliche Gespräche mit potenziellen Investoren später, stand die Idee: Furini würde sein „Fantasieland“ nach seinen Vorstellungen bauen können.

Ein schneller Traum

Doch das Großprojekt setzte nicht nur die eigenen Ambitionen voraus, sondern auch das Mitspielen zahlreicher weiterer Akteure. Wo sollte das Land für den Park herkommen? Wie können die behördlichen Hürden – bereits damals ein Kunststück – gestemmt werden? Nach einer ausgedehnten Suche fiel die Wahl auf ein Stück Land nahe Verona in Castelnuovo del Garda. 1975 waren die Bauarbeiten beendet und am 19. Juli öffnete das Gardaland seine Tore.

Doch für Furini sollte der Traum vom Freizeitpark schnell vorbei sein: Schon anderthalb Jahre nach der Eröffnung verließ er die Führungsetage des Parks wegen Meinungsverschiedenheiten mit einem Investor. Seither konnte er dem Park beim Wachsen zugucken. Andere ähnliche Projekte sollten alle scheitern, bevor er im Alter von nur 54 Jahren frühzeitig verstarb. Heute gehört der Freizeitpark zu einer Reihe von Attraktion wie Madame Tussauds und dem London Eye zu Merlin Entertainments, welche mittlerweile vom LEGO-Familienunternehmen Kirbi gekauft wurde.

Der Traum vieler Kinder und Investoren

Seither hat das Gardaland mehrere Generationen von Kindern glücklich und ihre Eltern zur zahlenden Kundschaft gemacht. Günstig ist das Kinderglück nicht: 51 Euro pro Kind und 56 pro Erwachsenen kosten die Karten. Auch Vorfälle wie der angebliche Ausschluss von Kindern mit Downsyndrom von einzelnen Attraktionen im Jahr 2007 oder die Entlassung einer Angestellten, mutmaßlich aufgrund ihrer Nebentätigkeit als Erotik-Modell auf OnlyFans, sorgen immer wieder für Kontroversen.

Doch bisher haben die Vorwürfe und die stattlichen Preise dem Erfolg des Freizeitparks nicht geschadet. Auch an Innovationsdrang mangelt es den Betreibern nicht: So wird aktuell an einem unterirdisches Wasserfahrgeschäft gebaut, dass die Klassiker „Tal der Könige“ und „I Corsari“ aus den 1980-er Jahren ersetzen soll. Das Projekt alleine verschlingt Kosten im Wert von zehn Millionen Euro.

Die Magie lebt weiter

Mit dem grünen Drachen Prezzemolo als Maskottchen und Themenhotels, die eine 100-prozentige Buchungsrate ausweisen, ist der Park nicht nur ein touristisches Schwergewicht, sondern auch ein emotionaler Anker für Generationen. Sogar Roy Disney, Neffe des Genies Walt Disney, besuchte den Park in den 1990-er Jahren, um Inspirationen für das Disneyland Paris zu sammeln.

Auch wenn er den heutigen Erfolg seines Herzensprojekts nicht mehr miterlebt hat, lebt seine Vision weiter. Gardaland ist längst mehr als ein Freizeitpark. Es ist ein nationales Kulturgut geworden und feiert in diesem Jahr das 50-jährige Bestehen. Zur Feier eröffnet das „Animal Treasure Land“ noch dieses Jahr. Wer ein bisschen Geld sparen will, dem sei gesagt: Geburtstagskinder und -erwachsene zahlen an ihrem besonderen Tag keinen Eintritt.

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