Von: luk
Die Hummeln gehören zu den wichtigsten Bestäubern der alpinen Regionen, und sie sind akut bedroht. Der Klimawandel setzt den pelzigen Insekten zunehmend zu. Ihre Lebensräume schrumpfen, ihre Zukunft ist unsicher. Doch gezielte Schutzmaßnahmen könnten das Schlimmste verhindern.
Schon im zeitigen Frühjahr, wenn der Schnee in den Bergen noch nicht ganz geschmolzen ist, sind Hummeln unterwegs. Dank ihrer dichten Behaarung und ihrer Fähigkeit zur Thermoregulation trotzen sie der Kälte und sind damit oft die ersten aktiven Bestäuber im Jahr. Im Vergleich zu Honigbienen sind sie größer, lauter und deutlich robuster. Das ist ein Vorteil in hochalpinen Regionen, wo viele Pflanzen auf sie angewiesen sind, um sich fortzupflanzen.
Doch diese Anpassung an die Kälte wird zunehmend zum Problem: Die Temperaturen in den Alpen steigen nämlich schneller als im globalen Durchschnitt. Viele Hummelarten geraten dadurch unter Druck, ziehen sich in höhere Lagen zurück. Das ist jedoch ein Rückzug mit absehbarem Ende. Irgendwann geht nämlich der Platz aus.
Eine im Fachjournal Global Ecology and Conservation veröffentlichte Studie zeigt die dramatische Entwicklung auf: Vier bedrohte Hummelarten – darunter der Alpen-Hummel “Bombus alpinus” und der ausschließlich im Apennin vorkommende “Bombus konradini” – könnten bis 2070 große Teile ihres heutigen Verbreitungsgebiets verlieren. Besonders stark betroffen ist der Apennin, wo bis zu 85 Prozent der Lebensräume verschwinden könnten.
Immerhin: Die Studie weist sogenannte „Klimarefugien“ aus. Dabei handelt es sich um Rückzugsorte, die auch in Zukunft für das Überleben der Arten geeignet sein könnten. In den Pyrenäen und im Apennin liegen viele dieser Gebiete bereits in Schutzgebieten. In den Alpen hingegen ist bislang nur ein Drittel dieser Zonen geschützt.
Um das Artensterben zu verlangsamen, brauche es demnach konkrete Maßnahmen: Störungen wie der Ausbau von Skigebieten sollten vermieden und sensible Hochlagen konsequent geschützt werden – etwa durch ein Nutzungsverbot über 2.400 Meter Höhe. Auch eine angepasste Almwirtschaft kann helfen: Während Beweidung im überschaubaren Maße dem Ökosystem nützt, können zu viele Tiere die Nahrungsgrundlage der Hummeln gefährden.
Die Hummel ist damit nicht nur ein Symbol für das fragile Gleichgewicht in den Bergen, sie ist auch ein Weckruf. Denn ihr Rückzug zeigt, wie eng die alpine Artenvielfalt mit funktionierenden Ökosystemen verknüpft ist.
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