EU-Plan soll "Ausbluten der Krankenhäuser" verhindern – VIDEO

Besorgniserregend: Gesundheitswesen verliert 23.000 Krankenpfleger

Mittwoch, 04. September 2024 | 08:07 Uhr

Von: ka

Rom – Dem öffentlichen Gesundheitswesen Italiens gehen langsam die Krankenpfleger aus. Laut einer Studie der italienischen Krankenpflegegewerkschaft Nursing Up hängten in den letzten vier Jahren nicht weniger als 23.000 Bedienstete des Krankenpflegebereichs ihren Kittel an den Nagel. Während es die meisten ins Ausland oder in italienische Privatkliniken zog, beschloss jeder fünfte Krankenpfleger sogar, sich beruflich vollkommen neu zu orientieren. Ein Aktionsplan der Europäischen Union, für den 1,3 Millionen Euro bereitgestellt sind, soll diese “Abstimmung mit den Füßen” und das “personelle Ausbluten” des öffentlichen Gesundheitswesens verhindern.

Facebook/Ministry of Health – وزارة الصحة السعودية

Die Krankenpflegegewerkschaft Nursing Up schlägt Alarm. Einer Studie der Gewerkschaft zufolge beschlossen in den letzten vier Jahren mehr als 23.000 Krankenpfleger, ihr unbefristetes Arbeitsverhältnis in einem öffentlichen italienischen Krankenhaus zu kündigen. Die Studie von Nursing Up befasst sich eingehend mit dem Biennium der Jahre 2021 und 2022. Allein in diesem Zweijahreszeitraum verließen mehr als 15.000 Krankenpfleger, die mit unbefristeten Verträgen angestellt waren, das italienische Gesundheitswesen. Nach Angaben der Gewerkschaft handelt es sich dabei um “die bisher festgestellte höchste Zahl von freiwilligen Austritten aus dem öffentlichen Gesundheitswesen”.

Die meisten ehemaligen Krankenpflegeangestellten des öffentlichen Gesundheitswesens zog es ins Ausland. Angesichts der Tatsache, dass viele Länder, in denen massiver Mangel an Pflegekräften herrscht, mit Monatsgehältern von nicht selten mehreren 1.000 Euro locken und italienischen Pflegekräften Rundumsorglospakete samt Dienstwohnung, kostenlosen Freizeitangeboten und Gratisflügen anbieten, ist dies wenig verwunderlich.

Facebook/Oslo University Hospital, Ullevål

Allerdings gaben auch viele Krankenpfleger ihren Arbeitsplatz auf, um im privaten italienischen Gesundheitsbereich eine neue Anstellung zu finden. Äußerst bedenklich und besorgniserregend ist jedoch, dass jeder fünfte Krankenpfleger, der dem öffentlichen Gesundheitswesen Adieu sagte, sogar beschloss, sich beruflich vollkommen neu zu orientieren.

Laut Aussagen der Gewerkschafter der Krankenpflegegewerkschaft Nursing Up habe die Erfahrung der Pandemie samt dem damit einhergehenden Arbeitsstress sicherlich zu den vermehrten Kündigungen beigetragen, doch laut der von der Gewerkschaft erhobenen vorläufigen Daten hielt die Abwanderung im folgenden Zweijahreszeitraum 2023 und 2024 an.

Facebook/Oslo University Hospital, Ullevål

Obwohl in diesen Jahren die harten Pandemiejahre bereits überwunden waren, verließen mehr als 8.000 Krankenpfleger das öffentliche Gesundheitswesen des Stiefelstaats. Wird der gesamte Vierjahreszeitraum betrachtet, wanderten somit insgesamt über 23.000 Krankenpfleger ab. Dadurch entstand in den öffentlichen Krankenhäusern Italiens eine Lücke, die auch die Zuwanderung von Gesundheitsfachkräften aus Kuba, Argentinien, Indien und Paraguay nicht zu schließen vermochte. Zudem finden diese Fachkräfte im Ausland bessere Arbeits- und Lebensbedingungen.

Facebook/King Faisal Specialist Hospital & Research Centre

Nun soll ein Aktionsplan der Europäischen Union diese “Abstimmung mit den Füßen” und das “personelle Ausbluten” des öffentlichen Gesundheitswesens verhindern. Die Europäische Kommission kündigte am Montag eine Vereinbarung mit der Weltgesundheitsorganisation WHO an, die Bemühungen der Mitgliedstaaten, ihre Pflegekräfte in ihren Gesundheitssystemen zu halten und den Beruf “attraktiver” zu gestalten, finanziell mit 1,3 Millionen Euro zu unterstützen.

Die Vereinbarung wird aus dem europäischen Gesundheitsprogramm EU4Health finanziert und umfasst für die Dauer von eineinhalb Jahren Maßnahmen, die in allen EU-Ländern zur Geltung kommen sollen. Besonderes Augenmerk wird dabei auf Mitgliedsstaaten gelegt, in denen ein erheblicher “Mangel an Gesundheitspersonal, insbesondere an Krankenpflegern” herrscht. Zu diesen Staaten gehört zweifellos auch Italien.

Facebook/King Faisal Specialist Hospital & Research Centre

Um Neuankömmlinge für den Krankenpflegeberuf zu begeistern, sollen die bereitgestellten Geldmittel vor allem für die Personalbeschaffung und für die berufliche Betreuung der auszubildenden Krankenpfleger verwendet werden. Zudem sieht das Finanzierungsprogramm Maßnahmen zur Verbesserung der Gesundheit und des Wohlbefindens der Krankenpfleger vor.

“Die Krankenschwestern und die Krankenpfleger sind das Rückgrat unserer Gesundheitssysteme und tragen entscheidend dazu bei, dass die Patienten eine professionelle und qualitativ hochwertige Pflege erhalten, wenn sie sie benötigen”, so EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides. Dieser Aussage können auch die heimischen Gesundheitsfachkräfte restlos zustimmen. Das enttäuschende Verhalten des Landes, den Fachkräften des Gesundheitswesens die Anpassung der Gehälter an die Inflation vorzuenthalten, scheint aber eher zu zeigen, dass eine Abwanderung von Fachkräften in Südtirol in Kauf genommen wird.

Kommentare

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9 Kommentare auf "Besorgniserregend: Gesundheitswesen verliert 23.000 Krankenpfleger"


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Homelander
Homelander
Universalgelehrter
2 h 19 Min

Wen wundot des no, hopas enk ols selbo ingebrockt… jetzt jammern..jetzt ist es ein bischen spät, das alles wieder richtig zu biegen…. 

Hut
Hut
Tratscher
1 h 49 Min

@ Homelander
Richtig,man glaubte die Angestellten trangsalieren können und das von unkompetenten Vollpfosten aller Art in den oberen Stöcken.Jetzt sich wundern schlägt den Boden vom Fass.

Supergscheider
Supergscheider
Superredner
2 h 1 Min

Der größte Fachkräftemangel ist in der Politik zu finden.
Nichts aber rein gar nichts läuft rund, keinen Plan und keine Ahnung,aber sich selbst bedienen…

Paladin
Paladin
Universalgelehrter
2 h 3 Min

Lange Arbeits- und Überstunden, ungeregelte Arbeitszeiten zu vergleichbar niedrigem Gehalt, dazu Pöbeleien und wenig Dankbarkeit. Wer kann geht in andere Länder, die Schweiz, Skandinavien oder weiter weg. Dort wird das Sanitätspersonal teilweise fürstlich entlohnt. Die Politik erhöht sich und den höheren Beamten lieber um 20% die Gehälter, statt auch nur 1% dem Sanitätspersonal zuzugestehen. Ein Schande.

jochgeier
jochgeier
Universalgelehrter
1 h 28 Min

@paladin bei 20% kannst du noch gar einige % dazu tun, wer eh schon viel bekommt muss ja noch viel viel mehr haben. so laft des. 🤮

N. G.
N. G.
Kinig
1 h 23 Min

Mit Pokitiker Gehältern dies ausgleichen zu wollen ist Unsinn. Das reicht für keine 10€ pro Plegekraft. Wenn man sich ansieht wohin die gehen, dann müssen wir und eingestehen, WIR HABEN DAS GELD GANZ EINFACH NICHT da mithalten zu können. Italien lebt nach wie vor über seine Verhältnisse!

Onkel
Onkel
Tratscher
2 h 19 Min

Leider verstehen unsere Politiker nicht wo es im Sanitätsbereich fehlt oder einfach so 🙈🙉🙊

NaSellSchunSell
NaSellSchunSell
Superredner
1 h 51 Min

ist ja nicht nur bei den Krankenpflegern der Fall. In vielen Bereichen sind normale Arbeitnehmer unterbezahlt und warten jahrelang vergeblich auf Gehaltserhöhung oder Inflationsausgleich.

Pharisaeer
Pharisaeer
Grünschnabel
45 Sek

1,3 Millionen Euro? Soll das ein Witz sein. Unsere feinen Herren fahren den Karren schon wieder an die Wand.

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