Von: luk
Rom Italiens Premierministerin, Giorgia Meloni, die normalerweise nur selten Einblicke in ihr Privatleben gewährt, hat nun ihre Trennung von Andrea Giambruno, ihrem langjährigen Lebensgefährten, öffentlich bekannt gegeben. Giambruno hatte in letzter Zeit wiederholt für negative Schlagzeilen gesorgt, darunter auch am Donnerstagabend.
In einem Facebook-Post schreibt sie: “Meine Beziehung mit Andrea Giambruno, die fast zehn Jahre gedauert hat, endet hier.”
La mia relazione con Andrea Giambruno, durata quasi dieci anni, finisce qui. Lo ringrazio per gli anni splendidi che…
Posted by Giorgia Meloni on Thursday, October 19, 2023
Offenbar hat es schon länger gekriselt: “Ich danke Andrea Giambruno für die wunderbaren Jahre, die wir gemeinsam verbracht haben, und für die Herausforderungen, die wir gemeinsam bewältigt haben. Besonders dankbar bin ich dafür, dass er mir das Wichtigste in meinem Leben geschenkt hat, nämlich unsere Tochter Ginevra. Unsere Wege haben sich schon vor langer Zeit getrennt, und es ist an der Zeit, dies zu akzeptieren”, so Meloni. “Ich werde unsere Freundschaft bewahren und um jeden Preis ein siebenjähriges Mädchen verteidigen, das sowohl seine Mutter als auch seinen Vater liebt. Mehr habe ich dazu nicht zu sagen”, so die Regierungschefin auf Facebook.
Sexistische Bemerkungen in TV-Show
Die satirische TV-Show “Striscia la notizia” des Privatsenders “Canale 5” enthüllte am Donnerstag heimlich aufgenommene Gespräche von Giambruno bei der Arbeit in der Redaktion seiner Talkshow “Diario del giorno”.
Dabei machte Giambruno mehrdeutige Witze und sexistische Bemerkungen im Umgang mit einigen Kolleginnen. Darin soll auch zu hören sein, wie der TV-Journalist einer Kollegin ein sexuelles Angebot macht.
Giambruno hatte wiederholt Kontroversen ausgelöst
Der nunmehrige Ex-Partner von Meloni war in den vergangenen Monaten immer wieder negativ aufgefallen. Zuletzt musste er sich wegen einer Aussage zum Thema Migration entschuldigen.
Zuweilen haben seine Wortmeldungen die politischen Beziehungen mit Deutschland belastet: Im Juli riet er dem deutschen Gesundheitsminister Karl Lauterbach, “zu Hause im Schwarzwald zu bleiben”, nachdem dieser Fragen zur Zukunft des Tourismus in Südeuropa wegen der Hitzewellen gestellt hatte.
Im August wurde Giambruno wegen seiner Äußerungen über Vergewaltigungen in seiner Fernseh-Talkshow des “Victim Blaming” beschuldigt, nachdem eine Gruppenvergewaltigung einer jungen Frau in Palermo für Schlagzeilen gesorgt hatte.
In dieser Situation hatte er erklärt: “Wenn man tanzen geht, hat man jedes Recht, sich zu betrinken – es sollte hier keine Missverständnisse und Probleme geben – aber wenn man es vermeidet, sich zu betrinken und die Sinne zu verlieren, vermeidet man vielleicht auch, in gewisse Probleme zu geraten und einem Wolf zu begegnen.”
Meloni ist privat weniger konservativ als in der Politik
Das Ende der Beziehung zwischen der italienischen Regierungschefin und Spitzenvertreterin der rechtsgerichteten und konservativen “Brüder Italiens” bedeutet aber mehr. Es hat eine politische Dimension: Denn einerseits war Giorgia Meloni nach außen hin immer eine Verfechterin von konservativen Werten und der traditionellen Familie. Diese Schlagworte gehören zu ihrem Narrativ und verhalfen ihr auch zum Aufstieg in der Politik. Andererseits lebte sie diese Werte privat nur bedingt. So machte sie ihre langjährige Beziehung mit Giambruno öffentlich, aus der auch ein Kind hervorging, bekräftigte aber ihre Absicht, diese Beziehung nicht mit einer Heirat zu besiegeln.
Politische Beobachter stellen fest: Das private Leben der Giorgia Meloni war stets deutlich weniger konservativ als ihr politisches Leben, auch was ihre eigene Kindheit und die Familie, aus der sie hervorging, angeht.
Meloni wird sicherlich nicht vorgeworfen, dass sie die Beziehung zu Giambruno beendet hat – im Gegenteil: Mit dieser Entscheidung kann sie erstmals die Sympathie vieler progressiver Frauen gewinnen. Vielmehr lastet man ihr an, für eine Ideologie eingestanden zu sein, die nicht der Realität von Beziehungen gerecht wird. Diese sind nämlich eben unvollkommen, dynamisch und enden manchmal zutiefst enttäuschend. Und angesichts bestimmter Verhaltensweisen müssen Beziehungen auch beendet werden können, weil das Gegenteil nur für mehr Schmerz und Wut sorgt.