So wehrt sich die Industrie

Blaukrabben in Italien: Aus der Plage wird Kapital geschlagen

Dienstag, 12. September 2023 | 07:00 Uhr

Von: mk

Venedig/Triest – Nicht nur Fischer beschäftigten sich mit den Blaukrabben. Auch die unzähligen Touristen, die heuer an der oberen Adria Urlaub machten, bemerkten die Tiere und machten sie zum beliebten Fotomotiv am Strand. Das Problem daran: Bei der Blaukrabbe handelt es sich um eine invasive Art, die vor allem heimische Muscheln bedroht. Doch nun schlägt die Industrie zurück.

Die Kette Spar, zu der die Despar-, Eurospar- und Interspar-Filialen gehören, will in mehreren italienischen Regionen Blaukrabben verkaufen, berichtet die italienische Tageszeitung Il Gazzettino. Dazu zählen der Veneto und Friaul-Julisch Venetien. In Tarvis an der Grenze zu Österreich und Slowenien gibt es die Krabben demnach bald im Supermarkt.

Fischereibetriebe schlugen Alarm, weil sich die Tiere immens vermehrt hatten. Die Regierung in Rom machte sogar 2,9 Millionen Euro locker, um gegen die Ausbreitung der besonders aggressiven Krabbenart vorzugehen.

Die aus dem Westatlantik stammende Blaue Schwimmkrabbe frisst in lagunenarten Gebieten Italiens Muscheln, Fischrogen und andere Wasserlebewesen. Auch vor italienischen Muschelzuchtbetrieben, die weltweit führend sind, machen die Krabben nicht halt. Doch nun will man aus der Not eine Tugend machen und Kapital aus der Krabbe schlagen.

Fischer an der Adria wollen verstärkt Restaurants in Venedig und Triest beliefern, die die Blaukrabbe auf die Speisekarte gesetzt haben. Die Hoffnung ist, der Vermehrung Einhalt zu gebieten. Das Fleisch der Blaukrabbe ist reich an Vitamin B12 und aufgrund seines feinen Geschmacks in der Gastronomie vielfältig einsetzbar. Allein die amerikanische NATO-Basis in Aviano im Friaul bestellte heuer im Frühsommer Tausende Kilo Blaukrabben, die in Italien gefangen wurden.

In chinesischen Restaurants gelten Blaukrabben längst als Delikatesse, während in Spanien Nahrungsmittelhersteller die Tiere industriell verarbeiten. In Maryland und Virginia musste das Fangen der Krabbenart laut “Il Gazzettino” wegen Überfischung bereits verboten werden, um die Tiere vor der Ausrottung zu bewahren.