Von: ka
Asti – Die piemontesische Kleinstadt Asti ist Schauplatz einer skandalösen Geschichte. Ein 75-jähriger Vater, der die Homosexualität seines Sohnes nicht ertragen konnte, setzte alles daran, ihm das Leben schwer zu machen. Der 75-Jährige schreckte nicht einmal davor zurück, die Karriere seines Sohnes zu zerstören.
„Brich ihm die Finger, damit er nicht mehr als Chirurg arbeiten kann“, befahl er einem von ihm angeheuerten Schläger. Der Mann weigerte sich jedoch, den perfiden Angriffsplan auszuführen und wandte sich an die Polizei. Nachdem der Vater bereits im Jahr 2020 im Rahmen eines gerichtlichen Vergleichs wegen schwerer Körperverletzung und Stalkings zu zwei Jahren Haft verurteilt worden war, sprach das Zivilgericht von Asti seinem Sohn kürzlich einen Schadenersatz zu.
Der versuchte Überfall durch den angeheuerten Schläger im Jahr 2018 war leider nicht die einzige Gewalttat. Kurz nachdem sich Fabrizio Obbialero zwei Jahre zuvor gegenüber seinen Eltern zu seiner Homosexualität bekannt hatte, begann sein Vater einen regelrechten Kreuzzug gegen seinen Sohn und dessen Freund. Neben „herabwürdigenden Äußerungen“ gegenüber den beiden Männern, denen kurze Zeit später auch „Tätlichkeiten“ folgten, geriet auch die Ehefrau des 75-Jährigen, die sich immer wieder für ihren Sohn einsetzte, ins Visier des gewalttätigen Vaters und Ehemanns.
Bei einer Gelegenheit bezahlte der Vater einen Kriminellen, um die Autoreifen seines Sohnes und seiner Frau zu zerstechen. Im Internet versuchte der Vater über verschiedene Profile, seinen Sohn zu verunglimpfen, indem er ihn wiederholt des Drogenkonsums bezichtigte: „Der Prophet kifft“, schrieb er auf Facebook oder in Nachrichten an Freunde und Bekannte und versuchte so, die Glaubwürdigkeit des Arztes zu untergraben.
„Diese Verhaltensweisen haben beim Opfer eine psychopathologische Symptomatik hervorgerufen, die eine Anpassungsstörung mit ängstlichen und depressiven Symptomen darstellt“, heißt es im medizinischen Gutachten der vom Gericht beauftragten Ärzte, das im Urteil des Gerichts von Asti vom 22. März wiedergegeben ist. Wie in den klassischen Stalking-Fällen führten diese Verhaltensweisen zu einer dauerhaften Belastung und Beeinträchtigung des Opfers, die sich sogar auf sein Alltagsleben auswirkten. Fabrizio Obbialero gab an, dass er auch nach der gerichtlichen Einigung weiterhin um seine Sicherheit fürchte.
Nach Ansicht des Gerichts von Asti hat der Kläger dadurch einen Schaden erlitten, für den ihm das Zivilgericht eine noch zu beziffernde Entschädigung zusprach. „Das soziale Umfeld, in dem der Sohn jahrelang lebte, war durch wiederholte Beleidigungen und körperliche und verbale Angriffe gekennzeichnet“, so der Richter, der den Vater dazu verurteilte, seinem Sohn den erlittenen Schaden zu ersetzen.
„Ein beschämender und erniedrigender Fall, vor allem, weil er sich in der Beziehung zwischen Vater und Sohn abspielte“, kommentiert der Anwalt Maximiliano Bruno, der den renommierten Chirurgen und seinen Lebensgefährten vertritt. Letzterem wurde vom Richter zwar kein Schaden durch das Verhalten seines „Schwiegervaters“ zuerkannt, doch der Anwalt kündigte bereits Berufung an.
Da es sich um eines der ersten Male handelt, dass in einem Fall von homophobem Verhalten ein Schaden anerkannt wurde, wird der Fall, der zu einer zweifachen Verurteilung eines 75-jährigen Vaters führte, von italienischen Justizbeobachtern als richtungsweisend angesehen.
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