Von: ka
Rovigo/Rosolina/Ariano Polesine – Nachdem sie im Rahmen einer langen Ermittlungsarbeit Hunderte von Kennzeichen, Telefonnummern und Aufnahmen von Videoüberwachungskameras ausgewertet haben, hegen die Carabinieri von Adria, die im Fall der umgesägten Masten von Geschwindigkeitsmessgeräten ermitteln, keinen Zweifel mehr, dass der gesuchte „Fleximan“ nur der 42-jährige Arbeiter Enrico Mantoan sein kann.
Individuato Fleximan, è un militante fascista
Individuato Fleximan, è un militante fascistaÈ un militante di Forza Nuova molto attivo sui social l'operaio di 42 anni accusato di essere Fleximan, il sabotatore degli autovelox in Veneto. È stato individuato grazie alle telecamere di sorveglianza.Alessia Gizzi per il Tg3 delle 12 del 18 maggio 2024
Posted by Tg3 on Saturday, May 18, 2024
Für Enrico Mantoan, dem zur Last gelegt wird, mindestens fünf Masten von Geschwindigkeitsüberwachungsgeräten – in Italien Autovelox genannt – mit einem großen Trennschleifer umgesägt zu haben, wird sich vor Gericht wegen schwerer Sachbeschädigung öffentlichen Gutes und Unterbrechung eines öffentlichen Dienstes verantworten müssen. Neben hohen Schadenersatzzahlungen könnte dem 42-Jährigen im Falle einer Schuldigsprechung eine Haftstrafe von bis zu drei Jahren winken.
Seine Vorgangsweise war immer dieselbe. Alle Masten der Geschwindigkeitsmessgeräte wurden kurz oberhalb des Fundaments mit einem Winkelschleifer abgesägt. Allerdings wurde dem Unbekannten, der „Fleximan“ getauft wurde und in den lokalen sozialen Netzwerken als eine Art moderner Robin Hood fast Heldenstatus genießt, seine letzte „Glanztat“ zum Verhängnis. Es war nämlich eine Überwachungskamera in der Nähe des Blitzers, der in der Nacht des 3. Januar 2024 in Rosolina an der Staatsstraße Romea umgesägt wurde, die den Täter filmte.
Zu diesem Zeitpunkt waren die Carabinieri „Fleximan“ aber schon dicht auf den Fersen. Nach einer langen und minutiösen Ermittlungsarbeit, bei der moderne Methoden der Rasterfahndung angewandt wurden, hegen die Carabinieri von Adria keinen Zweifel mehr, dass der gesuchte „Fleximan“ nur der 42-jährige Arbeiter Enrico Mantoan sein kann.
Um ihn ausfindig zu machen, glichen die Carabinieribeamten die Daten der Autokennzeichen mit dem IMEI-Code der Smartphones ab, die zur vermuteten Tatzeit an den Telefonmasten der Gegend angedockt hatten. Zugleich wurden über das System Alert Alloggiati, das die Namen der in den Unterkünften untergebrachten Personen erfasst, kontrolliert, wer zur betreffenden Tatzeit in der näheren und weiteren Umgebung der Tatorte in einer Hotelunterkunft übernachtet hatte.
Mit der Zeit fiel den Ermittlern der weiße Lieferwagen eines Unternehmens aus Forlì in der Nachbarregion Emilia-Romagna auf, das auf die Wartung von Gas- und Wasserleitungen spezialisiert ist. Der Lenker des Kleinlieferwagens – der 42-jährige Enrico Mantoan, der früher in Este bei Padua wohnte und heute in einer Frühstückspension in Araino Polesine lebt – ist für diese Firma als Wartungsarbeiter tätig. Um schadhafte Leitungen rechtzeitig reparieren zu können, war Enrico Mantoan oftmals auch in den Nachtstunden unterwegs. Zwischen dem 19. Mai letzten Jahres und dem 3. Januar 2024 wurde der weiße Kleinlieferwagen bei insgesamt fünf zerstörten Masten von Geschwindigkeitsüberwachungsgeräten in nächster Nähe des Tatorts erkannt. Auffälligerweise fanden alle ihm zugeordneten Zerstörungen in der Nähe seines Wohnorts statt.
In den von der Videoüberwachungskamera am 3. Januar aufgezeichneten Aufnahmen soll Enrico Mantoan und der Lieferwagen seiner Firma deutlich zu erkennen sein. Als die Carabinieri von Adria seine Wohnung in Araino Polesine durchsuchten, stellten sie passendes Werkzeug sicher. Das Ergebnis der Untersuchungen am beschlagnahmten Werkzeug steht zwar noch aus, aber bereits jetzt soll das gegen Enrico Mantoan vorliegende belastende Beweismaterial erdrückend sein.
Enrico Mantoan ist eine schillernde Figur. Der 42-Jährige, der sich seit Jahren im rechtsextremistischen Milieu Venetiens bewegt, war in der Provinz Rovigo eine Zeit lang auch Chef der neofaschistischen Kleinpartei „Forza Nuova“. Enrico Mantoan liebte es, an vorderster Front politisch tätig zu sein. In den in seinen sozialen Netzwerken geposteten Videos ist er zu sehen, wie er Demonstrationen gegen die Unterbringung von Migranten in der Provinz Rovigo, gegen die Coronaimpfung und gegen den Green Pass anführt. Zudem organisierte er mit rechtsextremen Gleichgesinnten eine Art Bürgerwehr, die für die Überwachung von Migranten bestimmt war.
Seit neuester Zeit gehört er der rechtsextremistischen Organisation „Soccorso Nazionale“ an. Laut eigener Darstellung wurde die rechtsextreme Organisation vor einem Jahr gegründet, „um die Würde der Nation, die die Regierungen immer mehr zu zerstören versuchen, vor der Politik einer neuen Weltordnung zu schützen“. Wie viele Einträge in seinen sozialen Netzwerken bestätigen, nahm er im Laufe seiner rechtsextremen politischen Militanz auch die vielen aus seiner Sicht ungerechtfertigterweise installierten Autovelox aufs Korn. Verräterischerweise zeigte sich der rechtsextreme „Systemgegner“ dabei mit „Fleximan“ solidarisch. „Wer einen Mast umsägt, ist ein Held“, jubelte er in den sozialen Netzwerken.
Die Ermittlungen sind aber noch lange nicht abgeschlossen. Insgesamt wurden in Venetien 16 Geschwindigkeitsüberwachungsanlagen zerstört. „Fleximan“ scheint aber nur für fünf abgesägte Masten verantwortlich zu sein. In einem Video ist ein möglicher Komplize des 42-jährigen Beschuldigten zu sehen. Um ihn zu finden, wird Enrico Mantoans beschlagnahmtes Smartphone ausgewertet. Derzeit wird untersucht, ob es ein Netzwerk von „Fleximännern“ gibt oder ob es sich bei den anderen Tätern „nur“ um Nachahmer und Einzeltäter handelt.
Weil er beschuldigt wird, Hauswände mit rechtsextremen Parolen beschmiert zu haben, ist gegen ihn bereits ein Gerichtsverfahren anhängig. Gegen das, was jetzt auf ihn zukommt, ist das aber eine Lappalie. Aus heutiger Sicht wird sich der 42-jährige Wartungsarbeiter vor Gericht wegen schwerer Sachbeschädigung öffentlichen Gutes und Unterbrechung eines öffentlichen Dienstes in fünf Fällen verantworten müssen. Im Falle eines Schuldspruches könnte Enrico Mantoan eine Haftstrafe von bis zu drei Jahren winken.
Hinzu dürften hohe Schadenersatzforderungen kommen. Vier Gemeinden, in denen die zerstörten Autovelox standen, kündigten an, sich dem Verfahren als Zivilpartei anschließen zu wollen. Die Partei „Forza Nuova“ drückte ihm ihre Solidarität aus und mehrere Rechtsextremisten kündigten an, für die Bezahlung der Anwaltsspesen Geld sammeln zu wollen. Das dürfte aber nichts daran ändern, dass der in den sozialen Netzwerken gefeierte „Fleximan“ seit seiner Enttarnung ein armer Teufel ist.