Im Wasserhahn lauert der Tod – VIDEO

Citrobacter-verseuchtes Wasser: Vier tote und neun schwerverletzte Neugeborene

Mittwoch, 02. September 2020 | 07:02 Uhr

Von: ka

Verona – Eineinhalb Jahre nachdem nach dem Tod von mehreren Babys auf der Neugeborenenintensivstation des Krankenhauses „Ospedale della Donna e del Bambino di Borgo Trento“ von Verona eine externe Expertenkommission mit der Untersuchung des Falles betraut worden war, wurde am Dienstag deren Bericht veröffentlicht.

Die Experten kamen zum Schluss, dass die vier Neugeborenen einer Ansteckung mit Bakterien der Gattung Citrobacter zum Opfer gefallen waren. Vermutlich aufgrund missachteter Hygienemaßnahmen – so die externe Expertenkommission – hatten die von Außen ins Krankenhaus getragenen Bakterien sich in einem Wasserhahn eingenistet. Mit dem aus dem Hahn strömenden und mit dem Citrobacter verseuchten Wasser, das vom Personal der Neugeborenenintensivstation zusammen mit der Milch auch den kleinen Patienten verabreicht wurde, wurde das für geschwächte Personen und Säuglinge gefährliche Bakterium auf die intensivmedizinisch betreuten Neugeborenen übertragen.

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Zwischen Ende 2018 und dem August dieses Jahres fielen der Infektion vier Neugeborene zum Opfer. Neun weitere kleine Patienten der Neugeborenenintensivstation erlitten Schäden am Gehirn. Insgesamt wurden 96 Babys nachweislich mit dem Citrobacter angesteckt. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft von Verona kamen ins Rollen, nachdem die Mutter des zweiten verstorbenen Neugeborenen, Francesca Frezza, Anzeige erstattet hatte. Die Todesfälle und die gehäuften Ansteckungen mit dem Citrobachter führten zusammen mit den Ermittlungen zur Schließung der Abteilung. Zugleich wurde vonseiten der Region Venetien eine von Professor Vincenzo Baldo, der an der Universität von Padua Hygiene lehrt, geleitete Expertenkommission eingerichtet und mit der Untersuchung der mysteriösen Ansteckungen und Todesfälle beauftragt.

Nach dem Durchforsten von Patientenakten, der Untersuchung von Geräten und Räumlichkeiten sowie der Befragung des Personals und von Geschädigten gelangte die externe Kommission zu einem eindeutigen Ergebnis. Laut den Analysen der Inspektoren war der Wasserhahn, der auch Gegenstand einer Untersuchung der Staatsanwaltschaft von Verona ist, von den Bakterien der Gattung Citrobacter regelrecht „kolonisiert“ worden.

Die sonst kaum gefährlichen Bakterien der Gattung Citrobacter, die auch in der normalen Darmflora vorkommen, können bei Patienten mit geschwächtem Immunsystem als opportunistische Erreger Infektionen auslösen und in seltenen Fällen bei Säuglingen zu einer Meningitis und einer Sepsis führen. Den Experten zufolge waren die Bakterien von Außen in das Krankenhauses eingeschleppt worden. Vielleicht – so die Experten – hatten eine teilweise oder vollständige Missachtung der strengen, für das Personal von intensivmedizinischen Abteilungen geltenden Hygienevorschriften die Einnistung und Verbreitung der gefährlichen Bakterien verursacht und begünstigt.

Facebook/Azienda Ospedaliera Universitaria Integrata Verona

Mit dem aus dem Hahn strömenden und mit dem Citrobacter verseuchten Wasser, das vom Personal der Neugeborenenintensivstation zusammen mit der Milch auch den kleinen Patienten verabreicht wurde, wurde das für geschwächte Personen und Säuglinge gefährliche Bakterium auf die intensivmedizinisch betreuten Neugeborenen übertragen. Die Verwendung von Leitungswasser anstatt sterilem Wasser erwies sich vermutlich als fataler Fehler. In den Körpern der kleinen und schwachen Patienten lösten die Bakterien lebensbedrohliche Infektionen aus, die in mehreren Fällen zu schweren Gehirnschäden und bei Leonardo, Nina, Tommaso und Alice zum Tode führten.

Der Bericht der Expertenkommission wurde sowohl der Region Venetien als auch der Staatsanwaltschaft von Verona, die ihre Untersuchungen fortsetzt, vorgelegt.

Am Dienstag wurde die am 12. Juni geschlossene und einer gründlichen Desinfizierung unterzogene Neugeborenenintensivstation des Krankenhauses „Ospedale della Donna e del Bambino di Borgo Trento“ von Verona wieder geöffnet.

Riapertura Punto Nascita "Ospedale della Donna e del Bambino"

Riapertura Punto Nascita "Ospedale della Donna e del Bambino"

Pubblicato da Azienda Ospedaliera Universitaria Integrata Verona su Martedì 1 settembre 2020

Nach der Wiedereröffnung der Abteilung atmen viele Veroneser auf. Die Betroffenen der Tragödie um die auf der Neugeborenenintensivstation von Verona verstorbenen und schwer verletzten Babys verlangen Gerechtigkeit. Sie vertrauen der Arbeit der Justiz und verlangen vor allem, dass Maßnahmen ergriffen werden, dass sich eine solche Tragödie nie mehr wiederholen kann.

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