Von: ka
Turin/Rivoli – Ein Serienmörder, dessen Opfer vor allem Prostituierte gewesen waren und der bereits vor zwei Jahrzehnten zu insgesamt 131 Jahren Haft verurteilt worden war, konnte dank moderner Analyseverfahren eines weiteren Mordes überführt werden.
19 Jahre nach der Mordtat muss sich der berüchtigte Frauenmörder Maurizio Minghella vor Gericht für eine weitere schwere Bluttat verantworten. Gegen den ursprünglich aus Genua stammenden 59-jährigen Mann wurde das Hauptverfahren eröffnet. Laut Anklage soll er am Valentinstag des Jahres 1998 die 29-jährige Prostituierte Floreta Islami umgebracht haben. Die junge Albanerin war auf einem Feld in der Nähe von Rivoli bei Turin mit einem Schal stranguliert worden.
Die Kunde von der neuerlichen Anklage erreichte Maurizio Minghella im Gefängnis von Pavia, wo er eine langjährige Haftstrafe absitzt. Minghella, der bereits im Jahre 1978 in der Umgebung von Genua fünf Frauen ermordet hatte und deswegen zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt worden war, hatte in der „Halbfreiheit“, die ihm damals wegen guter Führung zuerkannt worden war, zwischen 1997 und 2001 vermutlich bis zu sieben weitere Frauen umgebracht. Im Jahre 2003 war er wegen der Ermordung von drei Prostituierten zu einer weiteren lebenslangen Haftstrafe und zusätzlichen 30 Jahren Haft verurteilt worden. Mehrere ähnliche Morde an Prostituierten, die die Ermittler ihm zwar zugeschrieben hatten, für die aber keine genügenden Beweise gefunden worden waren, harrten bisher einer Aufklärung.
Trotz der schweren Haftstrafe – insgesamt muss er 131 Jahre verbüßen – hätte der heute 59-jährige Minghella in einigen Monaten mehrere Hafterleichterungen bekommen. Er hätte das Recht gehabt, für kurze Ausgänge das Gefängnis zu verlassen, und auf längere Sicht hätte er, wie bereits einmal in seiner düsteren Vergangenheit, die Aussicht gehabt, erneut in die Halbfreiheit entlassen zu werden. Das hat sich nun erübrigt. Zudem war letztes Jahr Minghellas 18-jähriger Sohn festgenommen worden. Der 18-Jährige hatte „wegen eines Blickes zu viel“ einen Unbekannten tätlich angegriffen und mit einer Flasche verletzt.
Was hingegen die Ermordung von Floreta Islami anbelangt, brachte erst eine Neuauswertung der Spuren – die DNA-Analyse hatte damals noch in den Kinderschuhen gesteckt – Licht in die Ermittlungen. Auf dem Wollschal, mit dem vor 19 Jahren die 29-jährige Albanerin erdrosselt worden war, entdeckten die Kriminaltechniker der Staatspolizei menschliche Spuren, die es den Beamten erlaubten, daraus einen genetischen Fingerabdruck zu extrahieren, der identisch mit dem von Maurizio Minghella ist. Spätere Nachforschungen ergaben, dass Minghella häufig die Umgebung von Rivoli, in der die Prostituierte später ermordet aufgefunden worden war, besucht hatte. Minghella hatte nämlich die Angewohnheit, den Prostituierten bei ihrer „Arbeit“ zuzusehen.
Maurizio Minghella wird das Gefängnis wohl nie mehr verlassen.