Von: ka
Rom/Mailand – Der angesehene Physiker und Forscher Roberto Battiston findet deutliche Worte. Entgegen dem von der Regierung vorgestellten Impfplan, der vorsieht, Risikogruppen wie Sanitätsangestellte und ältere Menschen mit chronischen Erkrankungen zuerst zu impfen, schlägt Roberto Battiston vor, mit der Impfung beim mutmaßlichen Ausgangspunkt der zweiten Coronawelle – den 15- bis 20-Jährigen – zu beginnen.
„Zwischen drei Millionen Oberschülern und 26 Millionen über 50-Jährigen würde ich zuerst die Oberschüler impfen. Damit könnte man die ‚Quelle‘ der Ansteckungen ausschalten“, so die unmissverständlichen Worte des angesehenen Physikers und Forschers.
Der Physiker Roberto Battiston genießt in Forscher- und Universitätskreisen höchstes Ansehen. Dem früheren Leiter der italienischen Raumfahrtagentur, der heute an der Universität von Trient lehrt, war es außerdem gelungen, den Höhepunkt der zweiten Coronawelle – dieser lag um den 27. November – früh vorauszuberechnen.
In einem Interview, das Roberto Battiston dem „Corriere della Sera“ gab, warf der Physiker einen Blick in die Zukunft.
„Wenn wir uns weiterhin richtig verhalten, wird in den ersten Jännertagen die Reproduktionszahl R bei null angelangt sein“, so die optimistische Prognose des Forschers. Laut seinen Berechnungen wird in den ersten Tagen des neuen Jahres die Anzahl der aktiven Corona-Fälle und der auf den italienischen Intensivstationen liegenden sowie stationär aufgenommenen SARS-CoV-2-Patienten auf rund ein Zehntel der heutigen Werte fallen. Da in einem Monat immer noch rund 60.000 aktive Corona-Fälle vorhanden sein werden, dürfe man sich Roberto Battiston zufolge aber nicht zurücklehnen.
Der Forscher erläuterte, dass am vergangenen 29. September in Italien 50.000 aktive Corona-Fälle gezählt worden seien. Roberto Battiston erinnerte in dieser Hinsicht daran, dass im September die Schulen erneut geöffnet worden waren. Der Physiker befürwortete im Interview zwar die Öffnung der Schulen, gab aber zu bedenken, dass die soziale Distanzierung in den Schulen nichts nütze, wenn nicht an einen den Corona-Maßnahmen gerechten Schülertransport gedacht werde. Roberto Battiston mahnte dazu, die wertvollen fünf Wochen bis zum Schulbeginn im nächsten Jahr zu nützen, um den Transport und das außerschulische Umfeld der Schüler coronasicherer zu gestalten.
„Wenn wir das nicht berücksichtigen, wird die dritte Welle unvermeidbar sein“, so die Mahnung von Roberto Battiston.
Im Lichte dieser Erkenntnisse und auf die Corona-Impfung angesprochen, ließ Roberto Battiston mit einer geradezu revolutionären Meinung zur richtigen Impfstrategie aufhorchen. Entgegen dem von der Regierung vorgestellten Impfplan, der vorsieht, gefährdetere Personengruppen wie Sanitätsangestellte und ältere Menschen mit chronischen Erkrankungen zuerst zu impfen, schlägt Roberto Battiston vor, mit der Impfung beim mutmaßlichen Ausgangspunkt der zweiten Coronawelle – den 15- bis 20-Jährigen – zu beginnen.
„Aus den bisher erschienenen Studien geht vor, dass der größte Anteil der Ansteckungen von den 15- bis 20-jährigen Jugendlichen ausging. Umgangssprachlich kann man sagen, dass sie eine „Ansteckungsquelle“ sind. Zwischen drei Millionen Oberschülern und 26 Millionen über 50-Jährigen würde ich zuerst die Oberschüler impfen. Damit könnte man die ‚Quelle‘ der Ansteckungen ausschalten“, so die unmissverständlichen Worte des angesehenen Physikers und Forschers.
Der Impfplan des Gesundheitsministers Roberto Speranza hingegen sieht vor, die verfügbaren 202 Millionen Impfdosen nach den oben genannten Risikogruppen zuerst für ganz bestimmte Berufsgruppen wie in lebenswichtigen Sektoren Beschäftigte, das Schulpersonal und die Ordnungskräfte zu verwenden.
Viele Leser und Kommentatoren können hingegen dem von Roberto Battiston angedachten umgekehrten Ansatz, nicht nur an die Gefährdeten zu schützen, sondern auch die „Quelle“ auszutrocknen, viel abgewinnen. Welche Impfstrategie verspricht größeren Erfolg?