Von: ka
Rom – Die steigenden stationären Aufnahmen von Covid-19-Patienten, die sowohl die Normalabteilungen als auch die Intensivstationen betreffen, alarmieren die italienischen Verantwortlichen. Unter den Mitgliedern der römischen Regierung und unter den Experten, die sie beraten, wächst die Sorge, dass das „Worst-Case-Szenario“ einer Prävalenz der Delta-Variante eintritt, die den bisherigen Plan der Regierung, mit dem Erreichen der 80-Prozent-Marke der geimpften Über-Zwölfjährigen auf der “sicheren Seite” zu sein, über den Haufen wirft. Vielen Virologen und Epidemiologen zufolge muss als Ziel nun ein höherer Prozentsatz angepeilt werden. Hinter den Kulissen wird bereits darüber spekuliert, dass in den nächsten 20 Tagen der Druck auf die italienischen Krankenhäuser stark ansteigen wird, was die Regierung zu drastischen Maßnahmen zwingen könnte.
Noch ist man in Rom gewillt, am derzeitigen Modell – Pflicht des Grünen Passes für verschiedene Bereiche verbunden mit immer besseren Impfangeboten, die freie Impftage ohne Vormerkung sowie Impfung an den Schulen miteinschließen – festzuhalten. Sollte die Lage sich aber verschlechtern, stehen die Ausdehnung der Grünen Pass-Pflicht auf den Arbeitsbereich oder gar eine allgemeine Impfpflicht im Raum. „Wir können keinen ‚Biden-Effekt‘ – also vollkommen unvorbereitet zu überhasteten Notfallmaßnahmen gezwungen zu sein – riskieren. Wir müssen hoffen, dass dieser Fall nicht eintritt, aber rechtzeitig auf das Schlimmste vorbereitet sein“, so ein Experte, der das Dossier der Regierung gut kennt, aber lieber ungenannt bleiben will. Die scharfe Kehrtwende könnte Ende September eintreten.
Die ersten Anzeichen einer Verschlechterung der Lage betreffen aber nicht nur die Krankenhäuser, sondern auch die allgemeinen Coronazahlen. Zu Sizilien, das in wenigen Tagen „gelb“ sein wird, werden sich in den nächsten Wochen weitere Regionen, die heute noch „weiß“ sind, gesellen.
LA SICILIA TORNA IN FASCIA GIALLA
LA SICILIA TORNA IN FASCIA GIALLAI dati dei contagi del covid sono in crescita soprattutto in Sicilia, la regione domani è destinata a tornare in zona gialla, in bilico la Sardegna. Gabriele Carletti dal Tg3 delle 19 del 26 agosto 2021
Posted by Tg3 on Thursday, August 26, 2021
Wie die im Gesundheitsbereich tätige Forschungsstiftung „Gimbe“ in ihrem wöchentlichen Bericht mitteilt, stieg die Zahl der von Covid-19-Patienten belegten Betten im medizinischen Bereich von 1.088 am 16. Juli auf 4.036 am 24. August. Dies entspricht einer prozentualen Steigerung von 271 Prozent. Im selben Zeitraum erhöhte sich die Belegung der Plätze auf den italienischen Intensivstationen um 234 Prozent. Gegenüber der Vorwoche stieg die Anzahl der neuen Fälle „nur“ um 4,3 Prozent, aber die stationären Aufnahmen von Coronapatienten auf den Normal- und Intensivstationen jeweils um 16,2 und 19,1 Prozent.
Im italienischen Durchschnitt ist die Belegung der Normal- und Intensivstationen mit jeweils sieben und sechs Prozent zwar noch relativ niedrig, aber in einigen Regionen wie Sizilien, Kalabrien und Sardinien wurde die kritische Zehnprozentmarke bereits überschritten. In Südtirol ist der Druck auf die Krankenhäuser mit lediglich drei Prozent von von Covid-19-Patienten belegten Betten noch gering.
Die Tatsache, dass die steigenden stationären Aufnahmen von Covid-19-Patienten zum übergroßen Teil auf ungeimpfte Personen zurückzuführen sind, stützt die Befürworter einer Impfpflicht und einer Ausdehnung des Grünen Passes. Die Anzahl der Neuaufnahmen auf den Normal- und Intensivabteilungen sowie die Todesfälle sind bei denjenigen, die vollständig geimpft sind, um jeweils 84,4 Prozent und um 89,5 Prozent sowie um 80 Prozent geringer als bei den Ungeimpften.
Mit Blick auf die Gesamtlage leicht steigender Neuansteckungen und stärker ansteigenden stationären Aufnahmen von Covid-19-Patienten gehen Beobachter davon aus, dass die römische Regierung noch im September gegensteuern wird. Die besonders in den beiden süditalienischen Regionen Sizilien und Kalabrien feststellbare Korrelation zwischen geringer Impfbereitschaft und stark ansteigendem Druck auf den Gesundheitsdienst stärkt jene Stimmen, die eine massive Ausweitung des Grünen Passes oder gar eine allgemeine Impfpflicht fordern.
Da die Regierung fest entschlossen ist, die Fehler des vergangenen Herbstes und Winters nicht zu wiederholen, werden alle möglichen Optionen geprüft. Südtirol, das zusammen mit Sizilien italienisches Impfschlusslicht ist, könnte dazu „gezwungen“ sein, zu den impffleißigeren Regionen aufzuschließen.