In Corleone konnten zwölf Mafiosi verhaftet werden

Dank mutiger Unternehmer gelingt harter Schlag gegen die Mafia

Mittwoch, 28. September 2016 | 07:07 Uhr

Von: ka

Corleone – In Corleone, im berühmt berüchtigten Herz der Cosa Nostra auf Sizilien, hat sich etwas geändert. Mehrere Unternehmer, die schon seit Langem unter der drückenden Macht der Mafiaclans gelitten hatten, entschieden, sich gegen das System der Schutzgelderpressung aufzulehnen, und wandten sich an die Justiz.

Die nachfolgenden Ermittlungen führten im Rahmen der Operation „Grande Passo 4“ zur Festnahme von zwölf Personen und zur faktischen Auflösung der Mafiafamilien in der Gegend von Corleone. Wie anhand der Aufzeichnungen und Abhöraktionen ermittelt werden konnte, versuchten die „Familien“ von Palazzo Adriano und Chiusa Sclafani – zwei Gemeinden in der Provinz von Palermo – unter der Oberaufsicht ihres Capo von Corleone, in ihren Gemeinden das Netzwerk aus Erpressungen und Geldeintreibungen neu zu organisieren. Dabei konnten Beweise einer langen Serie von versuchten und gelungenen Mafiaverbrechen gesichert werden. Die Opfer der „Mafiasteuer“ waren in erster Linie Unternehmer, die Aufträge der öffentlichen Hand erhalten hatten.

Die absolute Neuigkeit ist, dass die Mauer des Schweigens – die sizilianische Omertà – gebrochen wurde und sich selbst im historischen Zentrum der Mafia, das Corleone seit jeher war, einfache Kleinunternehmer und Händler getrauen, die Polizei und die Carabinieri zu Hilfe zu rufen. Acht Unternehmer waren es leid, immer den Drohungen und den Befehlen der Mafia nachzugeben, und begannen, mit den Justizbehörden zusammenzuarbeiten. Typisch ist der Fall eines Unternehmers, der, nachdem er den Wettbewerb für die Wartung der Viehtränken der Gemeinde Palazzo Adriano gewonnen hatte, den Brandanschlag auf zwei seiner Arbeitsmaschinen bei den Behörden anzeigte.

Die zwölf Festgenommenen werden der Mitgliedschaft in einer mafiaähnlichen Verbindung, der Erpressung und Sachbeschädigung beschuldigt. Zudem werden zwei Männer verdächtigt, ein Mordkomplott geplant zu haben. Für alle Verhaftungen waren die Aussagen der erpressten Unternehmer entscheidend. Dank der mutigen Unternehmer und der folgenden Untersuchungen konnten die Ermittler praktisch das komplette mafiöse Netzwerk aufdecken und dem Kraken Cosa Nostra von Corleone nicht nur ein paar Arme, sondern auch den Kopf abschlagen.

 

Unter den Verhafteten sticht Carmelo Gariffo, Lieblingsneffe des Capo dei Capi, Bernardo Provenzano, der erst im Juli dieses Jahres verstorben war, hervor. Laut Erkenntnissen der Justiz soll Gariffo versucht haben, die durch die Verhaftungen der letzten Jahre geschwächten Clans, neu zu organisieren. Als Provenzano noch flüchtig war und sich versteckte, soll seine „rechte Hand“ Gariffo auch für die Übermittlung der Befehle des Capo verantwortlich gewesen sein.

Die acht Unternehmer von Corleone gelten nun als Beispiel, wie man der Mafia auch „von unten“ zu Leibe rücken kann. Das Ende der Angst der Menschen, wäre auch das Ende der Mafia, weil schlussendlich fußt die Cosa Nostra auf nichts anderem wie die Angst vor der Rache der Mafiosi.