Von: Ivd
Mailand – Die italienische Tourismusbranche wird zunehmend zum Schauplatz dunkler Machenschaften. Einer aktuellen Untersuchung zufolge verdient die Mafia jährlich Milliarden im Tourismussektor – eine Entwicklung, die nicht nur Unternehmen in Bedrängnis bringt, sondern auch die gesamte Wirtschaft unter Druck setzt.
Wie das Institut Demoskopika in einer am Dienstag veröffentlichten Studie erklärt, verdienen kriminelle Organisationen allein im Bereich von Hotels und Restaurants Einnahmen von etwa 3,3 Milliarden Euro pro Jahr. Zu den Hauptakteuren zählen die ‘Ndrangheta, Camorra, Cosa Nostra sowie Gruppierungen aus der Region Apulien. Besonders alarmierend: Fast die Hälfte dieser illegalen Umsätze stammen aus dem Norden Italiens, obwohl die Wurzeln der Mafia tief im Süden verankert sind.
Großereignisse wie das bevorstehende Heilige Jahr der katholischen Kirche und die Olympischen Winterspiele dürften diese Einnahmen weiter in die Höhe treiben, prognostizieren Forscher.
Schwache Unternehmen als leichte Beute
Italiens Tourismussektor kämpft mit finanziellen Schwierigkeiten – eine Schwachstelle, die die Mafia gezielt ausnutzt. Laut Raffaele Rio, Präsident des Demoskopika-Instituts, befinden sich etwa 7.000 Betriebe, knapp 15 Prozent der Branche, in einer besonders prekären Lage. Diese Unternehmen werden zur Zielscheibe krimineller Gruppen, die finanzielle “Hilfe” anbieten, jedoch einen hohen Preis fordern.
“Die Mafia sichert Unternehmen in Not das Überleben, übernimmt aber gleichzeitig die Kontrolle oder gar die Eigentümerschaft”, erklärt Rio. “Das ist ein perfides soziales System, das Unternehmer in Schwierigkeiten erdrückt.” Die Folge sei ein Kreislauf aus Geldwäsche, Wucher und Erpressung, der nicht nur den betroffenen Betrieben, sondern auch der gesamten legalen Wirtschaft des Landes schade. Das System hat gleichzeitig den Effekt, dass abhängige Unternehmen immer tiefer in die Abhängigkeit gedrückt werden.
Bedrohung mit weitreichenden Folgen
Die italienische Mafia ist längst nicht mehr nur ein lokales Problem. Durch ihre Aktivitäten im lukrativen Tourismussektor und die Ausweitung in den wirtschaftsstarken Norden wird sie zu einem wachsenden Risiko für den Ruf und die Stabilität des Landes. Die Entwicklung verdeutlicht, wie wichtig entschiedene Maßnahmen zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität sind und zwar nicht nur für Italien, sondern auf Ebene der Europäischen Union.
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