Von: ka
Sassari/Rom – Die sardische Stadt Sassari wird in kommenden Frühjahr Schauplatz eines aufsehenerregenden Prozesses sein, der ein Schlaglicht auf vollkommen neue, der Öffentlichkeit bisher fast unbekannte Formen der Netzkriminalität wirft.
Weil er laut der Anklage gefälschte Pornovideos mit Melonis Gesicht geschaffen und online gestellt habe, muss sich ein 40-jähriger Mann demnächst vor Gericht verantworten. Da ihm der Netzanschluss gehört, wird auch dem 73-jährigen Vater des Haupttäters der Prozess gemacht. Wie ihre Rechtsanwältin mitteilt, fordert die italienische Ministerpräsidentin einen Schadenersatz von 100.000 Euro. „Der Betrag wird zur Gänze für wohltätige Zwecke gespendet werden“, so die Anwältin von Giorgia Meloni.
Giorgia Meloni kommt nicht zur Ruhe. Nachdem sie aufgrund der Trennung von ihrem langjährigen Lebensgefährten in die Schlagzeilen geraten ist, sorgt nun ein Prozess, der in wenigen Monaten in der sardischen Stadt Sassari stattfinden wird, in der italienischen Öffentlichkeit für Aufsehen. Mit der Unterstützung seines 73-jährigen Vaters soll ein 40-jähriger Mann aus Sassari vor drei Jahren Deepfake-Pornovideos mit dem Gesicht von Giorgia Meloni hergestellt und auf eine US-amerikanische Website für Erwachsene hochgeladen haben. Die widerlichen Videos, die auf einschlägigen Netzadressen mehrere Monate lang sichtbar blieben, wurden dort millionenfach angeklickt.
Die Ermittlungen der Postpolizei kamen ins Rollen, nachdem Giorgia Meloni, die damals noch Parteisekretärin von Fratelli d’Italia war, Anzeige erstattet hatte. Über den auf der Pornoseite verwendeten Nickname gelang es den Beamten bald, jene Person zu ermitteln, die die Fake-Pornos auf die einschlägige Seite hochgeladen hatte. Den Untersuchungen zufolge hat der 40-jährige Sarde mithilfe einer speziellen Software, die auch künstliche Intelligenz verwendet, die Gesichter der Darstellerinnen in den Originalvideos mit Fotos und Videos von Giorgia Melonis Gesicht digital überlagert. Anschließend seien diese Deepfake-Pornovideos über den Netzanschluss seines 73-jährigen Vaters auf die US-amerikanische Pornoseite hochgeladen worden. Die gefälschten Pornovideos waren im Jahr 2020 auf einschlägigen Netzseiten monatelang zu sehen, wo sie millionenfach angeklickt wurden.
Den mutmaßlichen Tätern kommt dies nun teuer zu stehen. Die beiden Angeklagten werden sich in wenigen Monaten wegen Verleumdung vor Gericht verantworten müssen. Die erste Anhörung des Prozesses, in dem die Ministerpräsidentin als Klägerin auftritt, wird im März des nächsten Jahres stattfinden.
Über ihre Anwältin Maria Giulia Marongiu ließ Giorgia Meloni mitteilen, dass sie gegenüber den beiden Männern einen Schadenersatz von nicht weniger als 100.000 Euro geltend macht. Nach dem Willen der italienischen Ministerpräsidentin soll der Betrag zur Gänze in den nationalen Fonds des Innenministeriums zur Unterstützung von Frauen, die Opfer von Gewalt wurden, fließen.
„Der Schadenersatzantrag ist als Botschaft an alle Frauen gedacht, die Opfer dieser Formen sexueller Gewalt geworden sind. Sie sollten sich nicht scheuen, Anzeige zu erstatten. Der Betrag soll dem Schutz der weiblichen Opfer zugutekommen, die oft unwissentlich Ziel dieser Art von Verbrechen werden“, erklärt Maria Giulia Marongiu, die ihre Mandantin Giorgia Meloni im Frühjahr vor Gericht vertreten wird.
Der Vater und sein Sohn, die beide geständig sind, werden sich der Justiz in zwei getrennten Verfahren stellen müssen. Der Anwalt des 73-Jährigen, Maurizio Serra, hat für seinen Mandanten eine Bewährungsstrafe beantragt, über die der zuständige Richter Paolo Bulla am kommenden 25. März entscheiden wird. Für seinen 40-jährigen Sohn hingegen ist das normale Prozessverfahren vorgesehen, das am 19. März nächsten Jahres vor der Richterin Monia Adami des Gerichts von Sassari eröffnet werden wird.
Der kommende Prozess wirft ein Schlaglicht auf vollkommen neue, der breiten Öffentlichkeit bisher fast unbekannte Formen der Netzkriminalität, den pornografischen Deepfakes. Deepfakes sind eine digitale Technologie, bei der künstliche Intelligenz dazu eingesetzt wird, um gefälschte, aber täuschend echt aussehende Videos oder Bilder zu erstellen, in denen das Gesicht und die Handlungen einer Person von jenen einer anderen digital überlagert werden. Aufgrund ihrer Natur eignet sich diese Technologie für viele Zwecke, aber ihre Verwendung im Bereich der Pornografie ist ganz besonders bedenklich.
In diesem Zusammenhang werden Deepfakes dazu missbraucht, um Videos zu erstellen, in denen das Gesicht einer Pornodarstellerin oder eines Pornodarstellers durch das vollkommen unbeteiligter Personen ersetzt wird, sodass der Eindruck entsteht, die betreffende Person führe sexuelle Handlungen aus, die in Wirklichkeit nie stattgefunden haben. Ziel ist es meistens, dem Ansehen der Opfer zu schaden oder sie mit den gefälschten Videos zu erpressen, wobei sich Parallelen zu jenen Verbrechen ergeben, die mit Cybermobbing und den sogenannten Rachepornos zusammenhängen. Für die Opfer sind die Folgen verheerend. Sie können zu dauerhaften emotionalen Schäden führen und im schlimmsten Fall sogar zum Auslöser von Suiziden werden.
Es verwundert daher nicht, dass Frauenorganisationen, die weibliche Gewaltopfer betreuen, den Gesetzgeber dazu auffordern, die Strafen für diese Formen sexueller Gewalt massiv zu erhöhen.