Von: mk
Rom – Nicht ein IT-Experte, sondern ein Franziskanerpater ist am Freitag von der Regierung in Rom zum Chef der Kommission für künstliche Intelligenz ernannt worden. Dabei handelt es sich um Paolo Benanti, Professor für “Ethik der Technologien” an der päpstlichen Universität Gregoriana in Rom. Er will bei der Prüfung der Auswirkungen von KI auf die Gesellschaft den Menschen in den Mittelpunkt stellen.
Italien hat derzeit den Vorsitz der G7-Staaten. Ein Thema, das Italien in den Mittelpunkt rückt, ist die künstliche Intelligenz. Die Kommission für KI soll unter anderem die Auswirkungen dieser Systeme auf das Verlags- und Medienwesen prüfen. Benanti beschäftigt sich bereits seit Jahren mit künstlicher Intelligenz.
Bei Fragen rund um KI geht es laut Benanti einerseits darum, das Potenzial von KI auf Forschung und Entwicklung auszuloten, andererseits aber auch darum, die Entwicklungen auf die Arbeitswelt abzuschätzen. Ein dritter Faktor ist der Einfluss auf die Meinungsbildung in der Gesellschaft und den sozialen Zusammenhalt.
„Wie die Corona-Pandemie gezeigt hat, ist der Einsatz von künstlicher Intelligenz und der Fusion digitaler Daten von unschätzbarem Wert in der Wissenschaft und in der Forschung und lässt Italien wettbewerbsfähig bleiben“, schreibt Benanti in einem Beitrag.
Auch in der Arbeitswelt rechnet Benanti mit einschneidenden Entwicklungen, die vor allem die Mittelschicht betreffen werden. Allerdings werde der mögliche Verlust von Arbeitsplätzen in Italien durch demographische Entwicklungen ausgeglichen, zumal es in 40 Provinzen in Italien mehr Rentner als Arbeitnehmer gibt. „Um wettbewerbsfähig zu bleiben, ist es nötig, die Produktivität des Einzelnen zu stärken. Auch deshalb braucht es die KI“, betont Benanti.
Den Einsatz von KI im öffentlichen Raum als dritten Punkt sieht der Franziskanerpater allerdings als problematisch an. Vor allem was die Bildung der öffentlichen Meinung anbelangt, bestehe ein großes Risiko. Vor allem in Zusammenhang mit den sozialen Netzwerken und Massenmedien könnte es zur Verbreitung von Falschnachrichten und Informationen kommen, die die Realität nicht korrekt widerspiegeln.
Benanti sieht Italien als Land mit einer langen humanistischen Tradition. Bei der Bewertung von künstlicher Intelligenz seien nicht nur technische Aspekte relevant. Vielmehr ist es laut Benanti nötig, diese Technoligen mit dem gesellschaftlichen Zusammenleben kompatibel zu machen. Folgt Italien seiner Tradition, könnte das Land in Zusammenhang mit der Entwicklung von KI eine entscheidende Rolle spielen, ist er überzeugt. „Ziel ist es, den Mensch in den Mittelpunkt zu stellen – ähnlich wie in der Renaissance“, erklärt Benanti. Der Mensch und dessen Wert sollten in der Beziehung zur künstlichen Intelligenz neu entdeckt werden.