Von: ka
Florenz – Vier Tage nach ihrem Verschwinden fehlt von der fünfjährigen Kataleya noch immer jede Spur. Die Ermittler der Staatsanwaltschaft von Florenz sind sich fast sicher, dass das kleine Mädchen peruanischer Eltern, das das letzte Mal am Samstagnachmittag auf dem Spielplatz in der Nähe ihres Wohnortes gesehen wurde, Opfer einer Entführung wurde.
Die Carabinieri und die Staatsanwaltschaft von Florenz gehen davon aus, dass es sich bei der Entführung von Kataleya Mia Chicillo Alvarez aus dem ehemaligen Astor-Hotel in Florenz entweder um einen Racheakt oder um einen Fall von Erpressung handelt.
Eine Spur führt zu einem peruanischen Staatsangehörigen, der seit September ebenfalls im Astor wohnhaft war, aber seit Kurzem unauffindbar ist. Die Ermittler entdeckten, dass der Mann eine gegen die Familie von Kataleya gerichtete unmissverständliche Drohung ins Netz gestellt hatte. „Denkt daran, dass ihr in Peru eine Familie habt“, heißt es in dem Satz auf Spanisch. Auch andere Mitglieder der achtköpfigen Familie des Mannes sind wie vom Erdboden verschluckt.
Die Ermittler vermuten, dass die Kleine Opfer einer Familienfehde geworden sein könnte. Hintergrund könnte das Ringen verschiedener krimineller Clans um die Besetzung und dem entsprechenden Erlös aus den von den Bewohnern erpressten „Mieten“ der Hotelzimmer sein. Zu diesen Kriminellen sollen laut den Ermittlungen auch einige rumänische Staatsangehörige gehören. Da es sich dabei um Formen des Organisierten Verbrechens handelt und da vermutet wird, dass die Entführung des Mädchens mit diesen „Kämpfen“ in Zusammenhang steht, schaltete sich die Hauptzentrale der Antimafia-Polizei (DIA) in die Ermittlungen ein.
Das ehemalige, am Stadtrand von Florenz liegende Hotel Astor, das im Zuge der Covid-Pandemie aufgelassen worden war, wurde nach und nach von mehreren Familien illegal besetzt. Zu den Familien, die ins Astor einzogen, gehörte auch die Familie von Kataleya. Seit ihr Vater Miguel Angel Romero Chicillo wegen kleinerer Eigentumsdelikte und unbefugter Benutzung von Kreditkarten im Gefängnis sitzt, wohnte ihre Mutter Katherine allein mit dem Mädchen. Im gleichen Gebäude lebte aber auch ihr Bruder Abel.
Da Katherine verlauten ließ, dass sie nicht die Absicht hege, jemanden anzuzeigen, glauben die Carabinieri, dass sie wisse, wer ihre kleine Tochter entführt haben könnte. Zu den Indizien, die von den Ermittlern als wichtig erachtet werden, gehört auch ein Telefonanruf, den ihre Freundin Isabel erhielt. „Kata ist bei mir“, teilte eine spanischsprechende Stimme der Frau mit. Nach Angaben der Ermittler erfolgte der Anruf aus Holland.
Die Carabinieri und die Staatsanwaltschaft von Florenz wollen auch Licht in das plötzliche Verschwinden einiger Bewohner des ehemaligen Hotels bringen. Zu ihnen soll auch eine Gruppe von Hausbesetzern gehören, die Katharines Bruder Abel beschuldigten, während eines Streits um die Besetzung einiger Hotelzimmer eine andere Person die Treppe hinuntergestoßen zu haben. Dieser Gruppe soll auch jener Mann zugehörig sein, der für die unmissverständliche Drohung verantwortlich ist. Diese Spur wird von den Ermittlern sehr ernst genommen.
Katherine sagte auch aus, dass sie in der Vergangenheit einer anderen peruanischen Familie für ein Zimmer monatlich 400 bis 500 Euro bezahlt habe. Später soll sie aber das Zimmer gewechselt haben. Ob die von ihr eingestellten Zahlungen etwas mit dem Verschwinden ihrer Tochter zu tun haben, ist derzeit Gegenstand von Ermittlungen. Nach einem Peruaner und einem Ecuadorianer, die früher im aufgelassenen Astor wohnten, nun aber unauffindbar sind, wird intensiv gefahndet.
Zu den Ermittlungen gehört aber auch die Auswertung mehrerer Überwachungskameras der Umgebung des Hotels. Die wichtigsten Aufnahmen sind jene, die von einer Kamera aufgenommen wurden, die auf den Haupteingang des Astor ausgerichtet ist. Im sichergestellten Video ist am Samstagnachmittag zwischen 15.00 und 15.15 Uhr kurz auch Kataleya zu sehen. Das kleine Mädchen blickt zuerst auf den Ausgang und geht dann wieder hinein. Gegen 15.40 Uhr kam Katherine von der Arbeit zurück. Zu Hause angekommen, erfuhr sie, dass sich ihre Tochter mit einem anderen kleinen Mädchen gestritten hatte. Von ihrem Bruder Abel, dem sie die Kleine für die Zeit ihrer Abwesenheit anvertraut hatte, verlangte sie daraufhin eine Erklärung. Ihr Bruder erklärte später, dass er Kataleya vom Fenster aus beim Spielen beobachtet, sie aber dann aus den Augen verloren habe.
Einige der ausgewerteten Aufnahmen stammen von einer Kamera, die an einem Mast an der Kreuzung montiert ist und teilweise den Eingang des Gebäudes zeigt. Im Video ist eine Person zu erkennen, die – so scheint es – vielleicht ein kleines Mädchen begleitet. Allerdings sollen die aus einem ungünstigen Winkel aufgezeichneten Bilder sehr unscharf sein. Dank des Einsatzes modernster Videosoftware hoffen die Ermittler, aus dem Video nützliche Informationen herausfiltern zu können.
Letzten Informationen zufolge soll das Hotel aber noch über zwei weitere Aus- und Eingänge verfügen. Diese Türen, die nicht von Kameras überwacht sind, könnten für die Entführung von Kata, wie das kleine Mädchen von Verwandten und Freunden genannt wird, benutzt worden sein.
Trotz intensiver Suche fehlt von der Fünfjährigen immer noch jede Spur. Auch die mehrmalige Durchsuchung des Hotels, bei der auch Spürhunde eingesetzt wurden, ergab keine Hinweise auf den Verbleib von Kataleya.
Ihr Eltern sind verzweifelt. Um die Forderung aller Florentiner und aller Mitglieder der südamerikanischen Gemeinschaft von Florenz nach der Rückkehr von Kata zu ihren Eltern zu unterstützen, nahm im Viertel, in dem sich das Astor befindet, am Montagabend eine Vielzahl von Personen an einem Fackelumzug teil. Inzwischen bangt ganz Italien um das Wohl und das Leben des kleinen peruanischen Mädchens.