Von: ka
Rom – Fast drei Wochen nach dem tödlichen Unfall von Casal Palocco, bei dem der fünfjährige Manuel durch einen von einem YouTuber während einer Challenge gesteuerten großen Sport-SUV sein Leben verloren hatte, kam es in Rom erneut zu einem tödlichen Verkehrsunfall, bei dem das Aufzeichnen von Videos während rasender Fahrt eine Rolle gespielt haben könnte.
Beim Zusammenprall mit einem mit fünf jungen Leuten besetzen Tesla, der laut Zeugen sehr schnell unterwegs gewesen und in die Gegenrichtung eingebogen war, kam die 67-jährige Simona Cardone ums Leben. Auf dem Smartphone des 20-jährigen Unfalllenkers stellten die Ermittler Videos sicher, die Rasereien mit Sportwagen mit bis zu 250 Kilometern pro Stunde zeigen.
Am späten Samstagnachmittag fiel einigen Autolenkern von Rom ein schwarzer Tesla Model Y auf, der bei hoher Geschwindigkeit mehrere andere Verkehrsteilnehmer auf riskante Art und Weise überholte. Einige Autolenker, die Zeugen dieser höchst gefährlichen Fahrweise wurden, verständigten zwar noch die Polizei, aber da war es bereits zu spät.
Vermutlich aufgrund der sehr hohen Geschwindigkeit fuhr der Tesla gegen 18.30 Uhr in die falsche Fahrtrichtung in die Via Laurentina, die sich südlich der Hauptstadt in Richtung Pomezia befindet, ein, und prallte wenige Momente darauf mit großer Wucht mit einem entgegenkommenden Lancia Y zusammen. Simona Cardone (67), die am Steuer des älteren Lancia Y saß, war auf der Stelle tot.
„Der Tesla überholte mich mit sehr hoher Geschwindigkeit. Er überholte dann noch ein anderes Auto. Ich war mit 60 Kilometern pro Stunde unterwegs. Der Wagen zog blitzschnell an mir vorbei, bog dann aber in einer unübersichtlichen Kurve in die falsche Richtung ab. Er geriet ins Schleudern und krachte in das erste Auto, das aus der Gegenrichtung kam. Es hätte jeden treffen können. Diese arme Frau hatte großes Pech“, so einer der Unfallzeugen. Simona Cardone, deren Kleinwagen ersten Erkenntnissen zufolge keinen Airbag besaß, hatte keine Chance, den Unfall zu überleben.
Die fünf Insassen des Tesla, drei Männer und zwei Frauen im Alter zwischen 20 und 25 Jahren, kamen hingegen mit leichten bis mittelschweren Verletzungen davon, wobei die schwerste Verletzung der Bruch eines Unterarms war. Am Steuer des Tesla saß der 20-jährige Emanuele Esposito. Gegen ihn wird wegen Mordes im Straßenverkehr ermittelt.
Emanuele Esposito wurde zwar negativ auf Alkohol und Drogen getestet, aber Videos, die auf seinem Smartphone entdeckt wurden, könnten aber dennoch zu seiner Verhaftung führen. Die Videos zeigen einen jungen Mann – möglicherweise den Unfalllenker selbst – dabei, wie er mit einem Elektroauto mit einer Geschwindigkeit von 250 Kilometern pro Stunde auf einer römischen Umfahrungsstraße rast. Der Fund des Videos erinnert an den tödlichen Verkehrsunfall in Casal Palocco von Rom, bei dem vor knapp drei Wochen der fünfjährige Manuel durch einen von einem YouTuber während einer Challenge gesteuerten großen SUV sein Leben verloren hatte.
Roma: Suv in contromano sulla Laurentina, muore donna in un incidente. I rilievi della Polizia municipale sul luogo dello schianto avvenuto nel tardo pomeriggio di sabato 1° luglio #Roma #incidente #Laurentina #localteam pic.twitter.com/Yqx3dr8BKu
— Local Team (@localteamtv) July 2, 2023
Emanuele Esposito ist der Sohn des Inhabers eines Unternehmens in Pomezia südlich von Rom, das auf die Reinigung und Wartung von Luxusfahrzeugen spezialisiert ist. Beim schwarzen Tesla handelte es sich offenbar um das Auto eines Kunden, das der Firma für die Fahrzeugreinigung anvertraut worden war. Das 20-Jährige hatte das Auto „entwendet“.
Von der im vollkommen zerstörten Tesla sichergestellten „Black Box“ erhoffen sich die Ermittler weitere Erkenntnisse zum Unfallhergang. Bei welcher Geschwindigkeit der Unfall geschah, ob der Tesla im teilautonomen Fahrmodus gesteuert wurde und ob der Lenker während der Fahrt Videos drehte oder von den anderen Insassen abgelenkt wurde, ist Gegenstand von Ermittlungen der Staatsanwaltschaft.
Darüber, dass aber wiederum Unschuldige Opfer rücksichtslosen Fahrverhaltens wurden, wobei für die sozialen Netzwerke bestimmte Videos erneut eine Rolle gespielt haben könnten, scheinen kaum Zweifel zu bestehen. Simona Cardone fehlten bis zu ihrem Zuhause in Laurentino nur mehr eineinhalb Kilometer. Die 67-jährige Frau, die mit rund 20 Katzen und zwei Hunden zusammenlebte, war als Tierliebhaberin bekannt. Ein ganzes Viertel trauert um sie. Die Tiere wurden von Nachbarn, Freunden und Tierfreunden vorläufig „adoptiert“.
Der Verkehrsassessor von Rom, Eugenio Patanè, findet unmissverständliche Worte. „Um in den sozialen Netzwerken Follower zu gewinnen, gehen junge Menschen immer weiter an ihre Grenzen, wobei sie ihr eigenes Leben und das anderer aufs Spiel setzen. Dieses Verhalten, das sich unbedingt ändern muss, läuft unseren Bemühungen, die Verkehrssicherheit zu verbessern, diametral entgegen“, erklärt Eugenio Patanè.
Der Verkehrsassessor der Stadtgemeinde von Rom verweist darauf, dass durch die Installation von Kameras und Verkehrsblitzern die Unfälle innerhalb von drei Monaten um 60 Prozent zurückgingen. Roms Stadtverwaltung plant, die Ewige Stadt flächendeckend mit Verkehrsüberwachungsmaßnahmen zu überziehen. Wie können junge Leute aber dazu gebracht werden, sich in den Socials besseren Vorbildern zuzuwenden?