Von: ka
Rom – Die Ewige Stadt ist Schauplatz eines Falles, der nicht zuletzt wegen der Prominenz des Opfers für Aufsehen sorgt. Gegen acht Stripperinnen, die die „Großzügigkeit“ des Generals im Ruhestand, Mario Buscemi, schamlos ausgenutzt hätten, wurde nach der Anzeige seiner Kinder ein Ermittlungsverfahren wegen Übervorteilung eines Arglosen eingeleitet.
Den „Damen“, die er nach seiner Pensionierung in einem einschlägigen Lokal kennengelernt hatte, hatte der zunehmend an Altersschwäche leidende Mario Buscemi in den folgenden Jahren „Diamanten, Designerkleidung, Reisen und Wohnungen“ geschenkt. Das Treiben der acht Stripperinnen flog erst auf, als die Kinder kurz vor dem Tod des 89-Jährigen erfuhren, dass für seine Eigentumswohnung Kondominiumsraten ausstanden und das Vermögen des pensionierten Generals von rund einer Million Euro verschwunden war.
Mario Buscemi, der Mitte der 1990er-Jahre die Regierung beraten hatte und für seine Verdienste um die Republik Italien vom Staatspräsidenten ausgezeichnet worden war, war bis zu seinem Tod am 29. Juli des vergangenen Jahres eine bekannte Persönlichkeit Roms. Deshalb schlug die Nachricht, dass seine Nachkommen acht Stripperinnen angezeigt haben, weil sie einen Unzurechnungsfähigen um sein Vermögen betrogen hätten, in der Ewigen Stadt ein wie eine Bombe.
Die üble Geschichte begann mit dem Eintritt des Generals in den Ruhestand. Mario Buscemi, der an seiner Arbeit als General und an seiner Beratertätigkeit sehr gehangen hatte, tat sich schwer, diesen existenziellen Einschnitt zu verkraften, was dazu führte, dass er in eine schwere Depression verfiel. Um sich abzulenken, besuchte er den Club Poppea in der Nähe des Kolosseums, wo er einige junge Stripperinnen kennenlernte.
Die acht Stripperinnen, so der gutachterlich untermauerte Vorwurf seiner Nachkommen, hätten schon bald begonnen, die schweren Depressionen und die zunehmende Altersschwäche des pensionierten Generals für ihre Zwecke auszunutzen. In Mario Buscemi, der über ein beträchtliches Vermögen verfügte und als General im Ruhestand jeden Monat eine üppige Pension erhielt, hätten die jungen Frauen nichts weniger als Huhn gesehen, das es zu rupfen galt. Ohne großen Widerstand zu leisten, gab der General den Forderungen der Stripperinnen nach immer mehr und immer teureren „Geschenken“ nach.
Nach der Auswertung seiner Kontoauszüge steht fest, dass Mario Buscemi den acht „Damen“ Bargeld, Designerkleidung von Roberto Cavalli, Balmain und Loro Piana, teure Parfums von Coco Chanel, Dior und Roja London, Handtaschen von Prada und Chanel sowie Diamanten schenkte. Außerdem bezahlte er einigen der Stripperinnen teure Urlaube, unter anderem auf Ibiza, Formentera und den Äolischen Inseln.
Einer „Dame“ gelang es sogar, ihn dazu zu überreden, ihr eine Wohnung im römischen Stadtviertel Tiburtina im Wert von 250.000 Euro zu kaufen. Für andere übernahm er die Miete oder die Kosten für neue Möbel.
Wie die von den Ermittlern sichergestellten Chat-Nachrichten belegen, traten die acht „Damen“ Mario Buscemi gegenüber zunehmend aggressiv auf. Durch die ständigen Forderungen unter Druck gesetzt, flehte er schließlich eine von ihnen in einer WhatsApp-Nachricht an, ihn endlich in Ruhe zu lassen. „Liebling, 5.000 Euro sind meine Pension, verstehst du das?“, schrieb der pensionierte General in seiner Verzweiflung.
Sein Bitten und Flehen änderte jedoch nichts daran, dass es den jungen Frauen im Laufe der Jahre offensichtlich gelang, fast das gesamte Vermögen des Generals zu plündern. Die Machenschaften der acht Stripperinnen flogen erst auf, als seine Kinder im Juli des Jahres 2023 erfuhren, dass für seine Eigentumswohnung noch Kondominiumsraten ausstanden. Als sie das Bankkonto des Generals untersuchten, fanden sie dort nur mehr wenige Hundert Euro. Das gesamte Vermögen von mehr als einer Million Euro war hingegen spurlos verschwunden. Die Angehörigen waren schockiert und machten sich Vorwürfe, sich nicht genug um den General gekümmert zu haben. In seinem letzten Lebensjahr wurde dem General ein Betreuer und Finanzverwalter zur Seite gestellt.
Zur selben Zeit zeigten die Kinder des Generals die jungen Frauen wegen Übervorteilung eines Arglosen an. Die Ermittlungen schienen zunächst im Sande zu verlaufen, doch bald tauchten Chat-Nachrichten und andere Indizien auf, die darauf hindeuteten, dass der inzwischen verstorbene General gegenüber den jungen Frauen nicht „großzügig“ gewesen war, sondern dass die „Damen“ vielmehr die zunehmende Hilflosigkeit des alten Mannes schamlos ausgenutzt hatten.
Nach dem Gutachten des von den Hinterbliebenen beauftragten Neurologen Professor Maurizio Marasco hätten Depressionen, Altersschwäche und einige schmerzliche familiäre Ereignisse General Mario Buscemi in eine zunehmend gebrechliche, hilflose und pflegebedürftige Person verwandelt, die nicht mehr in der Lage gewesen sei, die Forderungen der „Damen“ zurückzuweisen.
Dazu passt auch die Aussage seiner Krankenpflegerin, dass der General in seinen letzten Lebensjahren aufgrund seines körperlichen Verfalls unter schweren sprachlichen und kognitiven Schwierigkeiten gelitten habe. Es sei schwer vorstellbar, so die Rechtsanwältinnen Elena Bussotto und Paola Picciotti, die die Familie vertreten, dass die acht Verdächtigen dies nicht bemerkt hätten.
Sollte es zu einem Prozess und zu einer Verurteilung kommen, droht den acht „Damen“ eine Gefängnisstrafe, doch ob außer der mit dem Geld des Generals gekauften Wohnung noch etwas von seinem Vermögen übrig ist, darf bezweifelt werden.
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