Von: ka
Mezzolombardo – Drei Tage nach der Bluttat von Mezzolombardo, bei der der 19-jährige Bojan Panic seinen Vater Simeun Panic mit einem Messer tödlich verletzte, kommen immer neue erschütternde Details über die Vorgeschichte des Mordes ans Licht.
Ersten Ermittlungsergebnissen und Zeugenaussagen zufolge musste Simeun Panics Ehefrau Milka ein jahrelanges Martyrium ertragen. Der gemeinsame Sohn Bojan hatte große Angst um seine Mutter und konnte es nicht mehr mit ansehen, wie seine Mutter ständig bedroht und geschlagen wurde. „Die Drohungen waren wie der tägliche Morgengruß“, erklärte er den Ermittlern das schreckliche Drama, das seine Familie erlebte.
UNA TRAGEDIA NELLA TRAGEDIASi trova ora con la famiglia, Bojan Panic, il 19enne che ha ucciso il padre per difendere la mamma a Mezzolombardo. Il giovane è stato scarcerato dall'Autorità Giudiziaria. Secondo l'avvocato che assiste il giovane, Veronica Manca, è ancora prematuro comunicare la linea difensiva, in attesa degli accertamenti tecnici.
Posted by RTTR La Televisione on Saturday, April 5, 2025
Ihren Arbeitskollegen sagte Milka immer, dass alles in Ordnung sei. Doch hinter ihrem Lächeln und ihrer Fröhlichkeit verbarg sich ein schreckliches Geheimnis, von dem nur ihre beiden Kinder und vielleicht noch ein paar andere nahe Verwandte wussten. Doch weder Milkas Arbeitskollegen noch ihre Freundinnen ahnten, welches Drama sich hinter den Wänden der Wohnung der Familie Panic in Mezzolombardo abspielte und welches Martyrium Milka fast täglich erleiden musste.
Kein Tag verging, an dem der Maurer Simeun Panic seine Frau Milka nicht beschimpfte und bedrohte. Besonders schlimm war es, wenn der 46-Jährige von seinen nächtlichen Streifzügen betrunken nach Hause kam. Der „Grund“ für Simeuns Gewalttätigkeiten dürfte seine krankhafte Eifersucht gewesen sein. Um seine Frau ständig unter Kontrolle zu halten, kontrollierte er nicht nur ihr Smartphone und ihre Facebook-Einträge, sondern tauchte auch immer wieder unangemeldet am Arbeitsplatz auf. Hatte er einen „Verdacht“, zwang er Milka zur Kündigung und zum Umzug.
So war es auch, als Milka im Hotel Ideal in Leifers arbeitete, wo sie für Ordnung und Sauberkeit im Wellnessbereich des Hotels zuständig war. Wie Milkas ehemaliger Vorgesetzter Christian Govi dem Corriere del Trentino berichtet, war Milka nicht nur zuverlässig, sondern auch jeden Tag mit Freude bei der Arbeit. Deshalb sei er aus allen Wolken gefallen, als er von Milkas plötzlicher Kündigung erfahren habe. Aus heutiger Sicht genügte ein harmloser Ausflug aller Arbeitskollegen nach Turin, um ihren Mann so zu erzürnen, dass er sie zur Kündigung erpresste.
Milka Panic kämpfte jahrelang vergeblich gegen die Besessenheit ihres Mannes Simeun an, gegen seine Obsessionen, die sie und ihre beiden Kinder in den letzten Jahren zu mehreren Wohnungswechseln gezwungen hatten. Obwohl sie und ihre Söhne sich in Leifers wohlfühlten, zwang er die ganze Familie, zuerst nach Mezzocorona und dann nach Mezzolombardo zu ziehen. Die Trunksucht des Mannes verschlimmerte sich immer mehr. Seine Drohungen und die Gewalt gegen seine Frau steigerten sich und wurden immer häufiger.
OMICIDIO MEZZOLOMBARDO, SCARCERATO IL 19ENNE CHE HA UCCISO IL PADRE
Posted by Alto Adige Tv on Saturday, April 5, 2025
Auch an ihrem neuen Arbeitsplatz in Mezzolombardo – Milka arbeitete in einem Discounter ihres Wohnortes – gab Simeun Panic seine krankhafte Angewohnheit nicht auf, Milka unangekündigte Kontrollbesuche abzustatten. Als Kunde getarnt lief er durch den Laden, ohne seine Frau auch nur zu grüßen.
Der endgültige Auslöser für den Ausraster des Mannes in der Nacht von Freitag auf Samstag dürfte nach neuesten Ermittlungen ebenfalls mit dem neuen Arbeitsplatz von Milka zusammenhängen. Nachdem der 46-Jährige in den sozialen Medien ein Foto seiner Frau mit einigen Arbeitskollegen bei einem banalen Aperitif gesehen hatte, geriet er derart in Rage, dass seine Frau und die beiden Söhne das Schlimmste befürchteten. „Morgen fahren wir, du kündigst und wir fahren zurück nach Bozen“, soll er seine Frau angeschrien haben.
Bojan war sehr besorgt und aufgeregt, so sehr, dass er seiner Mutter gesagt haben soll, sie solle die Polizei rufen. Doch wie schon andere Male, als er ihr vorgeschlagen hatte, Hilfsangebote anzunehmen und den gewalttätigen und alkoholkranken Vater zu verlassen, wollte sie davon nichts wissen. „Ich habe die App ‚Where Are U‘ heruntergeladen“, beruhigte Milka ihren ältesten Sohn.
Bojan machte sich große Sorgen um seine Mutter. Nach Aussagen von Milka Panic und ihrem Sohn Bojan – der laut seiner Anwältin Veronica Manca „mit den Ermittlern zusammenarbeitet“ – hatte er Angst, dass sein Vater ihr wieder Gewalt antun könnte. Aus Angst, sein Vater könnte sie benutzen, versteckte er mehrere Küchenmesser. Dies geschah nicht zuletzt deshalb, weil Simeun in den letzten Tagen immer misstrauischer und gewalttätiger geworden war. Nur wenige Tage vor der Tragödie hatte er seine Wut sogar an seinem jüngsten Sohn ausgelassen, weil dieser mit der Xbox gespielt hatte. Simeun hatte die Zimmertür des Jungen aus Wut aus den Angeln gerissen.
Es war nur eine von vielen Begebenheiten, bei denen der Mann die Beherrschung verlor. Milka versuchte immer wieder, ihn zu beruhigen und die Ruhe in der Familie wiederherzustellen, doch die Situation war so eskaliert, dass sie sich am Donnerstagnachmittag die App ‚Where Are U‘ („Wo bist du im Notfall?“) auf ihr Smartphone lud.
Mit der App „Where Are U?“ kann man den Notruf 112 wählen, ohne sprechen zu müssen, denn die App übermittelt alle Daten und den Standort des Nutzers. Milka soll sich dadurch sicherer gefühlt haben.
Als Simeun am späten Donnerstagabend betrunken nach Hause kam und anfing, sie zu beschimpfen und zu bedrohen, war sie mit ihrem Smartphone in der Hand im Kinderzimmer eingeschlafen. Die Söhne hatten ihren Vater angefleht, damit aufzuhören, doch mitten in der Nacht sei er im Kinderzimmer aufgetaucht und habe seine Frau angegriffen.
OMICIDIO DI MEZZOLOMBARDO. IL FIGLIO: STAVA MALTRATTANDO LA MADRE, L'HO ACCOLTELLATOTragedia familiare la scorsa notte a Mezzolombardo: un ragazzo di 19 anni ha accoltellato il padre per difendere la madre delle botte del marito. La famiglia, di origine bosniaca, viveva in rotaliana da anni.
Posted by TV33 – La vostra tv in Trentino Alto Adige on Friday, April 4, 2025
Da sah Bojan rot. Im Halbdunkel des Zimmers griff er nach dem Messer und stach zu – zwei-, dreimal, um den Vater von seiner Mutter fernzuhalten, um sie zu schützen. Kurz darauf lag der Mann auf dem Boden. Der jüngere Bruder rief den Notruf, Bojan übernahm das Gespräch: „Kommt schnell, ich habe meinen Vater verletzt“, sagte er. Dieser letzte Rettungsversuch war vergeblich. Die Rettungskräfte konnten nur noch den Tod von Simeun Panic feststellen.
Bojan Panic, der in Bozen eine Oberschule besucht und dort gut integriert ist, befindet sich nicht mehr in Haft. Die Staatsanwaltschaft prüft weiterhin, ob es sich um Notwehr gehandelt hat oder ob die Grenzen der Selbstverteidigung überschritten wurden.
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