Von: mk
Sanremo – Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wird nun doch nicht mit einer Videonachricht beim Festival von Sanremo dabei sein. Dies hat Stefano Coletta, der zuständige Direktor für den Bereich Unterhaltung der italienischen Fernsehanstalt RAI, bestätigt. Allerdings hat man einen Kompromiss gefunden.
Selenskyj hatte dem Sender die Ausstrahlung einer zuvor aufgezeichneten kurzen Friedensbotschaft aus Kiew für den Schlussabend des Festivals angeboten. Nachdem der TV-Sender und Festivalmoderator Amadeus dem Vorschlag zunächst zugesagt hatten, wurden dann aber auch kritischen Stimmen aus Politik und Kultur laut.
Lega-Chef Matteo Salvini, der schon mal mit einem Putin-Shirt auf dem Roten Platz in Moskau fotografiert wurde, war der Ansicht, dass man mit einem Auftritt bei Sanremo keinen Krieg beenden könne. Auch Beppe Grillo, Mitgründer der Fünf-Sterne-Bewegung, bezeichnete Selenskyjs Ansinnen als „Kriegspropaganda“.
Daraufhin meldeten sich Intellektuelle, Schriftsteller und Diplomaten in einer Petition zu Wort und sprachen sie sich gegen eine „Militarisierung“ des Schlagerfestivals aus.
Nun scheint man allerdings einen Kompromiss gefunden zu haben. Festivalmoderator Amadeus soll einen Brief vorlesen, den Selenskyj der Fernsehanstalt RAI schickt. Man sei bereits in Kontakt mit dem Botschafter, erklärte Coletta. Über den Inhalt des Briefes wisse man noch nichts. „In den kommenden Tagen können wir mehr sagen“, so der Direktor.
Auch Festivalmoderator hat sich zur gefundenen Lösung geäußert. „Ich finde es sehr romantisch, diesen Brief zu erhalten und vorzulesen. Man habe viel über diese Rede diskutiert. „Der Wunsch des ukrainischen Präsidenten war es, dabei zu sein“, so Amadeus. Allerdings habe er sich nicht auf die Form festgelegt. Über den Botschafter habe er dann den Wunsch geäußert, einen Brief zu schreiben. „Wir werden ihn so vorlesen, wie er kommt. Wir haben nur darum gebeten, dass er ins Italienische übersetzt wird“, fügte der Moderator hinzu.
Das Schlagerfestival Sanremo ist bekanntermaßen ein Fixpunkt der italienischen Kultur. Vor dem Fernseher versammelt sich Anfang Februar die ganze Nation, um den Künstlern zu lauschen. Karrieren wie die von Adriano Celentano oder Zucchero haben hier ihren Ausgangspunkt. Der Sieger des Festivals wird Italien beim Eurovision Song Contest (ESC) vertreten.