Mitglied eines internationalen Drogenkartells

Doppelleben: Polizist schleuste wohl tonnenweise Kokain zum Gardasee

Sonntag, 29. Dezember 2024 | 08:01 Uhr

Von: Ivd

Desenzano – Es klingt nach dem Anfang eines Krimis, ist jedoch erschreckend real: Ein 47-jähriger Ortspolizist aus der Gemeinde Desenzano wird beschuldigt, ein Doppelleben geführt zu haben – auf der einen Seite als Hüter des Gesetzes, auf der anderen als Rädchen in einem Uhrwerk von internationalen Drogenschmugglern und Mafiosos.

Laut den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Brescia soll der aus Kampanien stammende Beamte Tonnen von Kokain in die Provinz Brescia geschleust haben. Dabei soll er nicht nur eng mit einer albanischen Drogenmafia kooperiert haben, sondern auch seine Stellung als Polizist missbraucht haben, um seine Komplizen vor Polizeikontrollen zu warnen. Zudem wird ihm vorgeworfen, selbst Haschischdosen verkauft und sich an einem Raubüberfall beteiligt zu haben.

Der Polizist im Kartell

Die Ermittlungen brachten ans Licht, dass der Polizist Teil eines 22-köpfigen Drogenkartells gewesen sein soll, das eng mit Netzwerken in Deutschland, Belgien und den Niederlanden verknüpft war. Die kriminelle Organisation agierte offenbar wie ein „Familienunternehmen“, das in der Lage war, Drogen im Wert von bis zu 300.000 Euro zu handeln.

Besonders brisant: Auch nach der Verhaftung des angeblichen Chefs der Bande soll dieser über ein sichergestelltes Mobiltelefon Anweisungen aus einer Haftanstalt in Padua erteilt haben. Mithilfe von Telefonüberwachungen, Umwelt- und Telematik-Abhörmaßnahmen konnten die Ermittler die Aktivitäten der Gruppe dokumentieren.

Der suspendierte Beamte steht nicht nur wegen des Drogenhandels, sondern auch wegen Geheimnisverrats und Beihilfe unter Verdacht. Besonders schwer wiegt der Vorwurf, dass er an einem Raub am 27. Februar beteiligt gewesen sein soll. Dabei wurden 48.000 Euro aus dem Fahrzeug eines Mannes gestohlen, der Bargeld aus falschen Rechnungen von Brescia in die Schweiz transportieren wollte.

Ein Abgrund aus Korruption

Die Ermittlungen, die bald zu mehreren Untersuchungshaftbefehlen führen sollen, zeichnen das Bild eines Mannes, der tief in ein kriminelles Netzwerk verwoben war. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, nicht nur die Drogenlieferungen zu ermöglichen, sondern durch sein Insiderwissen als Polizist auch den Schutz der Organisation vor Strafverfolgung gewährleistet zu haben.

Der Fall verdeutlicht auf erschreckende Weise, wie weitreichend und tief Korruption in italienischen Behörden verwurzelt ist – sogar in die Reihen jener, die eigentlich dem Schutz der Gesellschaft dienen sollen. Die Justiz wird nun entscheiden, wie es für den 47-Jährigen und seine mutmaßlichen Komplizen weitergeht.

Kommentare

Aktuell sind 19 Kommentare vorhanden

Kommentare anzeigen