Schreckliches Verbrechen erschüttert Lombardei – VIDEO

Ehefrau von Ex-Liebhaberin ermordet und verbrannt

Montag, 21. Januar 2019 | 08:13 Uhr

Von: ka

Erbusco/Gorlago – Ein schreckliches Verbrechen erschüttert die Lombardei. Zwei Tage nach dem Fund einer verbrannten Frauenleiche gelang es der Staatsanwaltschaft und den Carabinieri, eine 43-jährige Frau, Chiara Alessandri, als mutmaßliche Täterin zu überführen. Die Frau, bei der es sich um die ehemalige Geliebte des Ehemannes des Opfers handelt, wird beschuldigt, Stefania Crotti aus Rache und Eifersucht zuerst in eine Falle gelockt und sie dann erschlagen und verbrannt zu haben.

ANSA/FILIPPO VENEZIA

Es war am Freitag gegen 15.30 Uhr am Nachmittag, als ein Mountainbiker in der Franciacorta in der Nähe von Erbusco eine schreckliche Entdeckung machte. Am Wegesrand seiner Fahrtstrecke lag eine verbrannte Leiche. Der zutiefst schockierte Sportler verständigte sofort die Carabinieri. Die am Fundort der Leiche eingetroffenen Carabinieribeamten sowie Mitglieder einer Spezialeinheit begannen umgehend mit den Ermittlungen und der Spurensicherung. Bald wurde klar, dass es sich bei der verbrannten Leiche um die sterblichen Überreste einer etwa 40-jährigen, etwas kleiner als 1,70 Meter großen, europäisch aussehenden Frau handelte. Laut ersten Ergebnissen der Gerichtsmediziner war die Frau zuerst ermordet und – um die Spuren zu verwischen – anschließend verbrannt worden.

Nach diesen ersten Erkenntnissen begannen die Carabinieri damit, als vermisst gemeldete Frauen, die zu dieser Beschreibung passen, mit den Daten des Gerichtsmediziners abzugleichen. Sie wurden bald fündig. Stefano Del Bello, Ehemann der 42-jährigen Stefania Crotti, hatte, nachdem sie am Donnerstagnachmittag von der Arbeit nicht nach Hause gekommen war, eine Vermisstenanzeige aufgegeben. Er hatte die Nachricht vom Verschwinden seiner Frau auch auf der Facebook-Seite seines Heimatortes Gorlago „Sei di Gorlago se..“ veröffentlicht, und die Leser der Seite gebeten, ihm bei der Suche nach seiner Frau, die auch Mutter ihrer gemeinsamen, siebenjährigen Tochter ist, zu helfen.

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Aber all seine Hoffnungen, seine Frau lebend wiederzusehen, wurden zunichtegemacht, als die Carabinieri ihn baten, die Leiche zu identifizieren. Die Carabinieribeamten mussten ihm die traurige Nachricht überbringen, dass der Ehering, den die verbrannte Frauenleiche am Finger trug, auf seinen Namen und das Datum der gemeinsamen Hochzeit im Jahre 2012 lautete.

Stefano Del Bello wurde von Freitagnacht bis zum späten Samstagvormittag von den Carabinieri angehört. Laut ersten Ermittlungsergebnissen hatte der Ehemann der Ermordeten mit dem Tod von Stefania Crotti nichts zu tun. Der tiefe Blick in das Intimleben des Ehepaars brachte die Ermittler aber schnell auf eine andere, weit vielversprechende Spur.

Facebook/Stefania Crotti

Zu Beginn des Sommers des letzten Jahres geriet nach acht Jahren Verlobungszeit und sieben Jahren Ehe die Beziehung zwischen Stefania Crotti und ihrem Mann Stefano Del Bello in eine tiefe Krise. Die beiden Eheleute beschlossen, sich zu trennen. Stefano Del Bello mietete sich eine andere Wohnung und kehrte nur untertags in die kleine Villa der Familie zurück, um vor der siebenjährigen Tochter Martina die tiefe Ehekrise ihrer Eltern geheimzuhalten. In dieser Zeit lernte Stefano Del Bello die 43-jährige Chiara Alessandri kennen. Die 43-jährige, geschiedene Mutter von drei Kindern lebte in Gorlago in fast direkter Nachbarschaft zur Villa des Ehepaars Del Bello/Crotti. Stefano Del Bello begann mit Chiara Alessandri ein außereheliches Verhältnis. Aber die Beziehung zwischen den beiden dauerte kaum mehr als zwei Monate. Stefano und Stefania kamen nach den Krisenmonaten überein, es noch einmal zu versuchen. Gemeinsam suchten sie ein Tatoo-Studio auf und ließen sich den Neubeginn ihrer Liebe jeweils auf ihren Unterarmen tätowieren. Stefania Crotti entschied sich für „Believe“, während ihr Mann sich den Schriftzug „Liberi di sbagliare, liberi di ricominciare“(Frei, einen Fehler zu begehen, frei, neu zu beginnen, Anmerkung der Redaktion) in den Unterarm stechen ließ. In einem ersten Moment schien es so, dass sich die zurückgelassene Chiara Alessandri mit dem Ende ihrer Beziehung zu Stefano abgefunden hätte. Dem war aber anscheinend nicht so.

Die Ermittler konzentrierten sich sofort auf die 43-jährige Ex-Liebhaberin des Ehemannes des Opfers. Am Samstag suchte auch ein Freund von Chiara Alessandri spontan die Carabinieri auf. Er sagte aus, dass er am Donnerstag Stefania Crotti zur Villa von Chiara Alessandri gefahren hatte. Als Chiara Alessandri am Samstag in die Carabinierikaserne gebracht wurde, galt sie bereits als die Hauptverdächtige im Mordfall Stefania Crotti. Mit einer Vielzahl von belastenden Indizien und Beweisen konfrontiert – in ihrem Auto waren Blutspuren und Haare des Opfers sichergestellt worden – brach Chiara Alessandri in der Nacht vom Samstag auf Sonntag nach stundenlangem Verhör zusammen.

ANSA/Facebook/Chiara Alessandri

Laut einer ersten Rekonstruktion der Carabinieri und der Staatsanwaltschaft von Brescia hatte der Freund am Donnerstag gegen 15.30 Uhr Stefania Crotti mit einem Vorwand, dass ihr Mann sie mit einem Geschenk überraschen wolle, sie dazu überredet, ihm ins Auto zu folgen und mit ihm nach Gorlago zu fahren. Um die Falle glaubwürdig erscheinen zu lassen, hatte der Freund Stefania Crotti eine angeblich von ihrem Mann stammende rote Rose und ein Billet mit dem Schriftzug „Ti amo“ übergeben. Laut den Ermittlern hatte sich die nichtsahnende Frau auch die Augen verbinden lassen. In Gorlago hatte aber auf Stefania nur der Tod gewartet. Laut ersten Erkenntnissen hatte Chiara Alessandri in der Garage der Villa Stefania Crotti mit einem Hammer oder einer großen Zange erschlagen und anschließend die Leiche in ihr Auto geladen. Dann fuhr sie in die rund eine halbe Autostunde entfernte Franciacorta bei Erbusco und verbrannte dort die Leiche von Stefania Crotti zwischen den Weinreben.

„Ich wollte nur eine Aussprache. Dann haben wir uns gestritten…aber ich wollte sie nicht töten“, beteuerte Chiara Alessandri immer wieder gegenüber den Carabinieri. Die Beamten glaubten ihr aber kein Wort. Eine Auswertung verschiedener Überwachungskameras sowie der von ihrem Smartphone angedockten Telefonzellen ergab, dass Chiara Alessandri in der vergangenen Zeit immer wieder die Gegend um Erbusco aufgesucht hatte. Laut Ansicht der Ermittler hatte die 43-Jährige schon lange die Falle sowie den Mord an Stefania Crotti geplant und hatte zu diesem Zweck in der Gegend um Erbusco nach geeigneten Orten zur Entsorgung der Leiche gesucht. Chiara Alessandri wurde mit der Anschuldigung, Stefania Crotti aus Rache und Eifersucht zuerst erschlagen und dann verbrannt zu haben, wegen vorsätzlichen Mordes festgenommen und in eine Haftanstalt überstellt.

Gorlago – der Wohnort des Opfers und der mutmaßlichen Täterin – steht unter Schock. In der Dorfgemeinschaft herrscht tiefe Trauer. „Die Arbeit und die Familie waren ihr Leben“, so Stefano über seine ermordete Ehefrau. Der Mordfall löste in Italien – ein Land in dem viele Frauen Männern zum Opfer fallen – auch eine Debatte aus. „Und wenn Frauen Frauen morden?“, fragte sich ein Leser.