Von: Ivd
Salò – Über 100 Jahre nach der Ernennung und fast 80 Jahre nach seinem Tod entzieht die am Westufer des Gardasees gelegene Kleinstadt Salò Benito Mussolini seine Ehrenbürgerschaft. Damit möchte die Stadt ein klares Zeichen gegen den Faschismus setzen. Die Entscheidung fiel am Mittwochabend und wurde durch die neue Mehrheit der Mittelinks-Parteien im Rat ermöglicht. Bisher waren alle vorherigen Versuche an der Regierungsbeteiligung rechter Parteien gescheitert.
Seit 1924 war Mussolini Ehrenbürger der Stadt, die vielen Urlaubern durch ihre Nähe zu Gardone Riviera bekannt sein wird. Salò ist untrennbar mit der Geschichte des italienischen Faschismus verbunden. Nach seiner Absetzung als Regierungschef 1943 errichtete Mussolini dort mit Hitlers Unterstützung Hitlers die „Republik von Salò“, der zweite und letzte faschistische italienische Staat, gelenkt von Hitler mit Strohmann Mussolini.
Zahlreiche Ehrenbürgerschaften in Italien
Salò ist nicht die erst Gemeinde, die sich von der Last des Faschismus lossagen will und Mussolini die Ehrenbürgerschaft kündigt. Wie viele Gemeinden Mussolini noch immer als Ehrenbürger führen, ist nicht bekannt. Trotz des großen öffentlichen Drucks werden politische- und Bürgerbewegungen immer wieder von rechten Kräften in ihren Vorhaben gebremst. Die Verehrung des „Duce“ ist vielerorts bis heute ein großes Thema.
Eine ehemalige Verehrerin heißt Giorgia Meloni und ist heute Ministerpräsidentin von Italien. Als Teenagerin sagte sie dem französischen Fernsehen einmal „Mussolini war ein guter Politiker, der alles für Italien getan hat.“ Der Präsident des Senats, Ignazio La Russa, hat bis heute eine Statue des Kriegsverbrechers, Mörders und Mitverantwortlichen der Judenverfolgung in Europa in seinem Wohnzimmer stehen.
Mussolini mag aus den Ehrenlisten verschwinden, doch sein Erbe sorgt weiterhin für Zündstoff. Während einige Gemeinden den Diktator aus ihren Geschichtsbüchern streichen, bleibt er für andere eine Vorbildfigur. Das gerade eine Stadt mit der Geschichte Salòs diesen Schritt macht, könnte ein wichtiges Zeichen für weitere Gemeinden sein.
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