Von: ka
Chieti – Ein Scheidungsverfahren vor einem Gericht in der Kleinstadt Chieti nahm eine unglaubliche Wende. Die vermeintliche Trumpfkarte eines Ehemannes im Scheidungskrieg erwies sich als katastrophales Eigentor.
Auf den Fotos, die eigentlich ihre „unordentliche Haushaltsführung“ beweisen und dazu dienen sollten, ihr die Schuld am Ende der Ehe zuzuschieben, war im Vordergrund die Ehefrau in sehr freizügigen und sexuell eindeutigen Posen zu sehen. Anstatt sein Ziel zu erreichen, handelte der Mann sich eine Anzeige wegen des strafrechtlich neu eingeführten Strafbestandes des Rache-Pornos ein.
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— Il Centro (@Il_Centro) November 2, 2019
Ein Mann und eine Frau waren außerstande, eine Abmachung für eine einvernehmliche, eheliche Trennung zu finden. In der Auseinandersetzung um die Schuld am Ende der Ehe fuhren die beiden fort, sich während der Anhörung vor Gericht zu streiten und sich gegenseitig alle nur möglichen Vorwürfe an den Kopf zu werfen. Ziel war es, sich über die Schuld des Partners, eigene – meist finanzielle – Vorteile zu erschleichen.
Insbesondere warf der Mann seiner Nochehefrau vor, sich nicht ausreichend um den gemeinsamen Haushalt gekümmert und die Wohnung immer in wüster Unordnung hinterlassen zu haben. Genau genommen beschuldigte er sie, im Sinne des Artikels 143 des italienischen Zivilgesetzbuches – „Mit der Eheschließung erwerben Ehemann und Ehefrau die gleichen Rechte und übernehmen die gleichen Pflichten. Aus der Ehe entspringt die gegenseitige Pflicht zur Treue, zum geistigen und materiellen Beistand, zur Mitarbeit im Interesse der Familie und zum Zusammenleben. Beide Ehegatten sind, jeder entsprechend seinem Vermögen und seiner Fähigkeit zu Berufsausübung oder Haushaltsführung, verpflichtet, zur Deckung der Bedürfnisse der Familie beizutragen“ – ihre Pflichten in der Ehe missachtet zu haben.
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— ASIpress (@red_ASIpress) November 2, 2019
Um das herrschende Chaos in der ehelichen Wohnung zu beweisen, deponierte er am Gericht eine Compact Disc mit einer Vielzahl von Fotos. Schade nur, dass auf den Fotos neben der angeblichen Unordnung im Vordergrund seine Frau in sehr freizügigen und sexuell eindeutigen Posen zu sehen war. Als der Anwalt der Frau die vermeintlichen „Beweisfotos“ der Gegenseite zu Gesicht bekam, machte er zuerst große Augen und informierte dann sofort seine Mandantin.
In der Folge begaben sich beide zu den Carabinieri und zeigten den Ehemann wegen Verstoßes gegen den strafrechtlich neu eingeführten Strafbestand des Rache-Pornos – Artikel 612ter des italienischen Strafgesetzbuches – an. Laut dem erst vor wenigen Monaten eingeführten Strafbestand, der in Zukunft sogenannte Rache-Pornos verhindern soll, ist jede Verbreitung sexuell eindeutiger Bilder ohne Zustimmung der Betroffenen strengstens verboten. Im Falle von Zuwiderhandeln sieht der Artikel Haftstrafen von bis zu sechs Jahren vor.
Che
le separazioni non siano mai semplici è un dato di fatto, ma ciò che è arrivato
a fare un marito nel corso del procedimento civile ha quasi dell’assurdo. #carabinieri #chieti #fotoocè #separazione https://t.co/HC2PR3avrR pic.twitter.com/oCo2f3yuwk— VoxPublica.it (@VoxpublicaNews) November 2, 2019
Während die zuständige Staatsanwaltschaft von Chieti nun entscheiden muss, ob die Vorlage der Bilder vor Gericht diesen Straftatbestand erfüllt, hat die Gattin die Löschung der Bilder aus den Verfahrensakten beantragt. So hat sich die vermeintliche Trumpfkarte im Scheidungskrieg für den Ehemann als riesiger Boomerang erwiesen.