Von: ka
Trient – Nach dem Auffinden zweier Bärenkadaver sind die Tierschützer von Anfang an davon ausgegangen, dass die beiden Bären keines natürlichen Todes gestorben seien. Nun bestätigt die Staatsanwaltschaft von Trient, dass die beiden Großraubtiere, die im vergangenen Herbst in den Wäldern des Trentino tot aufgefunden worden sind, der Wilderei zum Opfer gefallen sind. Während der Bär Mj5 dem Bericht der Staatsanwaltschaft zufolge mit einer Schusswaffe erlegt worden ist, wird für die Bärin F36 angenommen, dass sie einem Giftköder zum Opfer gefallen ist.
Die Bestätigung, dass beide Bären Opfer von Wilderei geworden sind, ist Teil des Antrags der Staatsanwaltschaft von Trient auf Archivierung der Ermittlungsakte gegen den Trentiner Landeshauptmann Maurizio Fugatti und den Bürgermeister von Caldes, Antonio Maini, die die Umstände des gewaltsamen Todes von Andrea Papi zum Inhalt hat.
Der junge Bergläufer wurde am 5. April 2023 in den Wäldern des Val di Sole von der Bärin Jj4 getötet. In der umfangreichen, 60 Seiten starken Ermittlungsakte nimmt Staatsanwältin Patrizia Foiera eine sorgfältige und gewissenhafte Untersuchung des gesamten „Lebenslaufs“ der Bärin Jj4 vor, dessen Kernpunkt der Vergleich des Verhaltens der Bärin mit demjenigen von anderen als problematisch geltenden Bären ist.
Im Antrag der Staatsanwältin findet sich auch die bisher nicht bekannte Todesursache des Bären Mj5, der nur einen Monat vor der Tragödie im Gemeindegebiet von Caldes, am 5. März 2023, im Rabbi-Tal den Wanderer Andrea Cicolini angegriffen und verletzt hat.
Nach dem Angriff auf den Wanderer bat der Trentiner Landeshauptmann das staatliche Höhere Institut für Umweltschutz und Umweltforschung ISPRA um eine Stellungnahme. Nachdem die staatliche Behörde das betreffende Großraubtier als „Risikobär“ eingestuft und somit Grünes Licht gegeben hatte, ordnete Maurizio Fugatti am 19. April 2023 die Entnahme des Bären an. Da die Tierschützer beim zuständigen Verwaltungsgericht jedoch sofort einen Eilantrag auf Aussetzung der Abschussverfügung des Landeshauptmanns stellten, dem das Gericht prompt stattgab, blieb der Bär – allerdings nur vorerst – am Leben.
Jemand, der mit der Entscheidung des Gerichts offenbar nicht einverstanden war, soll zum Gewehr gegriffen haben. Einige Monate später, am 10. Oktober 2023, wurde der Kadaver des 300 Kilogramm schweren Bären in einem Wald bei Bresimo am Nonsberg entdeckt. Der Kadaver wurde ins Tierseucheninstitut gebracht und dort einer eingehenden Untersuchung unterworfen. Aus dem Bericht der Staatsanwaltschaft von Trient geht hervor, dass der Bär „wahrscheinlich durch eine Schusswaffe“ getötet wurde.
Die Bärin F36, die drei Monate nach dem Tod von Andrea Papi, am 30. Juli 2023 in der Ortschaft Mandrel im Gemeindegebiet von Sella Giudicarie auf einem Waldweg zwei Jäger angegriffen hatte, erlitt ein ähnliches Schicksal. Die Bärin, die ihr Junges begleitet hatte, hatte auf die fliehenden Jäger einen „Scheinangriff“ unternommen. Einer von ihnen war auf eine Tanne geklettert. Die Bärin, die den Jäger auf den Baum gefolgt war, hatte ihn noch an einer Gamasche erwischt, woraufhin der Trentiner Jäger zu Boden gestürzt war.
Auf einen Antrag bei der ISPRA folgte auch in diesem Fall eine Abschussanordnung. Zum legalen Abschuss der sechs Jahre alten Bärin kam es aber nicht mehr. Die Bärin F36 wurde am 27. September 2023 tot aufgefunden. Die Experten vermuten, dass die Bärin einem Giftköder zum Opfer gefallen ist.
Nach der Bestätigung durch die Staatsanwaltschaft, dass zumindest zwei der insgesamt sieben in den letzten beiden Jahren tot aufgefundenen Bären Opfer von Wilderei geworden sind, laufen die Tierschützer Sturm.
„Die beiden Bären sind Opfer eines von der Politik geschaffenen Klimas des Hasses geworden. Das Töten von Bären ist ein feiger und barbarischer Akt, der zudem illegal ist. Mit unserer Anzeige wollen wir dazu beitragen, dass die Täter zur Rechenschaft gezogen werden“, so der für Wildtiere zuständige Verantwortliche der Tierschutzorganisation LAV, Massimo Vitturi.