Von: ka
Vicenza – Die Berggemeinden des Gebietes Pasubio Piccole Dolomiti in der Provinz Vicenza in Venetien leiden seit Jahrzehnten unter Abwanderung. Um der Entvölkerung der Bergregion entgegenzuwirken, verlassene Dörfer wiederzubeleben und – so die Hoffnung der Initiatoren – neue Einwohner anzulocken, hat der Gemeindeverband L’Unione montana Pasubio Piccole Dolomiti das Projekt „Green communities Piccole Dolomiti Case a 1 Euro“ ins Leben gerufen.
Wie die Verantwortlichen des Gemeindeverbandes betonen, werden die verlassenen Häuser den Käufern zum symbolischen Preis von einem Euro angeboten. Einzige Bedingung ist, dass sie renoviert und bewohnt werden. Manch einer mag diese Idee belächeln, doch andernorts haben sich solche und ähnliche Initiativen als sehr erfolgreich erwiesen. Aus Südtiroler Sicht interessant ist, dass die „Kleinen Dolomiten“ nur eineinhalb Autostunden von Südtirol entfernt liegen.
Da die Ausschreibung am 1. April auf der offiziellen Homepage des Gemeindenverbandes L’Unione montana Pasubio Piccole Dolomiti veröffentlicht wurde, hielten sie viele für einen Scherz, doch die Mitgliedsgemeinden glauben fest an den Erfolg des Projektes „Green communities Piccole Dolomiti Case a 1 Euro“.
Das ehrgeizige Projekt zielt darauf ab, unbewohnte Immobilien in jedem Erhaltungszustand zu sammeln, deren Eigentümer bereit sind, sie für den symbolischen Preis von einem Euro abzugeben. Diese Gebäude werden dann denjenigen zur Verfügung gestellt, die sich verpflichten, sie mit eigenen Mitteln wieder bewohnbar zu machen.
Die Ausschreibung stellt eine konkrete Möglichkeit dar, verlassenen und unrentablen Gebäuden neues Leben einzuhauchen. Hintergrund ist die Tatsache, dass in den zehn Gemeinden der Gebirgsunion – Monte di Malo, Piovene Rocchette, Posina, Recoaro Terme, San Vito di Leguzzano, Santorso, Schio, Torrebelvicino, Valdagno und Valli del Pasubio – nicht weniger als 10.000 verlassene Gebäude gezählt wurden. Häufig sind die Eigentümer froh, wenn sie sich von diesen Immobilien trennen können, ohne einen Gewinn zu erzielen. Denn mit dem „Verkauf“ ihrer verlassenen Gebäude können sie sich nicht nur der Steuerlast, sondern auch der Verantwortung für die Gefahren, die von einsturzgefährdeten Häusern ausgehen, entledigen.
Auf der anderen Seite gibt es immer mehr Menschen und Familien, die wieder in einer natürlicheren Umgebung leben möchten, wo die höhere Lebensqualität die Nachteile des Stadtlebens aufwiegt. Gleichzeitig gibt es angesichts der Krisen in der Welt immer mehr Leute, die sich in abgelegene Gebiete zurückziehen wollen. Aus dem Zusammentreffen dieser unterschiedlichen Bedürfnisse ist das Projekt „1-Euro-Häuser“ entstanden.
Wie aus der Ausschreibung hervorgeht, gliedert sich die Initiative in zwei Phasen. In der ersten Phase geht es darum, Eigentümer zu finden, die bereit sind, ihre unbewohnten Häuser abzugeben. Interessierte Inhaber von verlassenen und verfallenen Gebäuden haben laut Ausschreibung bis zum 30. Juni Zeit, ihre Verkaufsbereitschaft zu bekunden.
Danach werden Käufer gesucht, die sich nach dem offiziellen Erwerb des Gebäudes mit der symbolischen Zahlung von einem Euro dazu verpflichten, die Kosten für die Sanierung, Renovierung, Restaurierung und Sicherung des Gebäudes zu tragen und sich schließlich darin niederzulassen.
„Dieses Projekt ist eine große Chance für unsere Region. Um falsche Erwartungen zu vermeiden, ist es jedoch wichtig, dass die Menschen den Geist dieses Projekts verstehen. Künftige Käufer müssen sich darüber im Klaren sein, dass der Erwerb einer Immobilie zum Nulltarif ein ernsthaftes Engagement für deren Umgestaltung voraussetzt. Deshalb erwarten wir von den Eigentümern baufälliger oder ungenutzter Gebäude eine Geste der Großzügigkeit und der Liebe zu unserer Heimat“, betont Moses Squarzon, Präsident des Gemeindeverbandes L’Unione montana Pasubio Piccole Dolomiti.
Ähnliche Erfahrungen in anderen Teilen Italiens haben bereits gezeigt, dass Initiativen dieser Art wirksam dazu beitragen können, die Entvölkerung ländlicher und gebirgiger Gebiete zu stoppen und neues Leben in Orte zu bringen, die Gefahr liefen, verlassen zu werden.
Die Initiative, die Teil des vom PNRR mit 4,3 Millionen Euro geförderten Projekts „Green communities“ zur Schaffung einer lokalen Energiegemeinschaft ist, könnte jungen Menschen helfen, bezahlbaren Wohnraum zu finden. Gleichzeitig bietet das Projekt Interessierten die Möglichkeit, in den „1-Euro-Häusern“ Handwerksbetriebe einzurichten oder sie touristisch zu nutzen. Unter anderem ist es erlaubt, die restaurierten Häuser als Beherbergungsbetrieb zu verwenden – sei es in Form einer kleinen Frühstückspension oder als Urlaub auf dem Bauernhof bis hin zum sogenannten Albergo diffuso, einem Hotel mit Zimmern in mehreren Gebäuden im selben Dorf.
In ganz Italien wächst das Interesse an „1-Euro-Häusern“. Jüngstes Beispiel ist Penne in den Abruzzen, wo das Projekt weltweit Beachtung findet. Nachdem sogar CNN aus Penne berichtet hatte, erhielt die Gemeinde über 1.300 Anfragen per E-Mail, die sich alle auf die „1-Euro-Häuser“ in Penne bezogen.
Aus Südtiroler Sicht ist interessant, dass die „Kleinen Dolomiten“ nur eineinhalb Autostunden von Südtirol entfernt sind. Wäre das nicht eine Chance, die man nutzen könnte?
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