Brite kann auf Sizilien sein Glück kaum fassen

Ein-Euro-Häuser: Schnäppchen gegen die Landflucht

Dienstag, 28. Mai 2024 | 07:04 Uhr

Von: Ivd

Italien bietet in mehreren Regionen verfallene Häuser zum Preis von einem Liter Milch an. Die Ein-Euro-Häuser sollen dem Bevölkerungsschwund in ländlichen Gebieten entgegenwirken. Nun bezieht ein Mann aus Großbritannien sein Eigenheim und ist überglücklich.

George Laing entdeckte das Ein-Euro-Haus-Projekt zufällig bei einer Online-Suche nach günstigen Immobilien. Trotz anfänglicher Skepsis kaufte er ein dreistöckiges Haus auf Sizilien. Der Kauf einer solchen Immobilie kann mit hohen Instandhaltungsmaßnahmen und Verpflichtungen verbunden sein und sollte gut überlegt sein. Doch als er das Haus zum ersten Mal betrat, bestand kein Zweifel: Davon hatte George immer geträumt.

Das Haus war stark renovierungsbedürftig: Es hatte weder fließendes Wasser noch Strom, und das Dach war löchrig. Dennoch erkannte George das Potenzial der Immobilie. Er wollte ein eigenes Projekt, an dem er Neues lernen kann. Und wenn er alles selbst machen würde, spart er sich eine Menge. Mit geschätzten Renovierungskosten von rund 17.000 Euro entschied er sich, die Arbeiten selbst durchzuführen. Bis heute hat er etwa 5.900 Euro investiert und ist überglücklich mit seiner Entscheidung.

Auch in der Toskana

Ein weiteres Beispiel für das Ein-Euro-Haus-Projekt findet sich in Vergemoli, einem kleinen Dorf in der Toskana. Bürgermeister Michele Giannini berichtet, dass seine Gemeinde in den letzten 50 Jahren von 3.000 auf 700 Einwohner geschrumpft ist. Um diesem Trend entgegenzuwirken, kaufte die Gemeinde verfallene Häuser von ihren Besitzern und bot sie für einen Euro an.

Paolo Giusti kam so zu einem fast 300 Jahre alten Haus in Fabbriche di Vallico. Trotz des baufälligen Zustands des Hauses plant er, es in ein kleines Hotel zu verwandeln. Die Renovierungskosten schätzt er auf mindestens 100.000 Euro. Angesichts der hohen Grundstückskosten in der Toskana sah er dem aber entspannt entgegen.

Positive Auswirkungen auf die Gemeinden

Die Ein-Euro-Initiative hat bereits zu positiven Veränderungen geführt. In Vergemoli wurden rund 100 Häuser verkauft, etwa die Hälfte davon für einen Euro. Diese Verkäufe haben nicht nur die Bevölkerung stabilisiert, sondern auch die lokale Wirtschaft angekurbelt. Viele der neuen Eigentümer investieren erhebliche Summen in die Renovierung der alten Gebäude. Das Geld geht dann an lokale Baufirmen und Architekten. Die Gemeinde half bei der Suche nach adäquaten Anbietern.

Nationale Resonanz

Das Konzept der Ein-Euro-Häuser hat sich in ganz Italien verbreitet. Derzeit bieten etwa 70 Gemeinden solche Häuser an, um die Landflucht zu bekämpfen und ihre Dörfer wiederzubeleben. Die Initiative hat nicht nur internationalen Anklang gefunden, sondern auch die lokale Wirtschaft gestärkt und neue Hoffnung in die betroffenen Regionen gebracht. In Vergemoli wurde im vergangenen Jahr erstmals seit einem Jahrzehnt wieder ein Kind geboren. Gleichzeitig ist es für viele Menschen oft die einzige Möglichkeit, ihren Traum vom Eigenheim in einem italienischen Dorf zu verwirklichen. Ein Gewinn für alle Beteiligten.