Von: ka
Ollolai – Ollolai, eine landschaftlich schöne Gemeinde im gebirgigen Inneren Sardiniens, ist wie viele andere Kleinstädte und Dörfer Süditaliens und Sardiniens stark von Bevölkerungsschwund und Geburtenmangel betroffen. Innerhalb von nur wenigen Jahrzehnten hat sich die Zahl der Einwohner von Ollolai, das fast 1.000 Meter über dem Meeresspiegel liegt, auf weniger als 1.200 Seelen halbiert.
Der umtriebige Bürgermeister von Ollolai, Francesco Columbu, der dem langsamen Sterben seines Dorfes nicht tatenlos zusehen will, versucht schon seit Jahren, mit verschiedenen Angeboten „neue Sarden“ nach Ollolai zu locken. Neben der verlockenden Offerte, für den symbolischen Preis von nur einem Euro im Gemeindegebiet ein Haus oder eine Wohnung zu erwerben, finden sich auch Angebote, die digitale Nomaden dazu verleiten sollen, von Ollolai aus im Smart Working und Homeoffice zu arbeiten.
👉CNN Oggi servizio su Ollolai.✅️Un villaggio italiano offre case a 1 dollaro agli americani sconvolti dal risultato delle elezioni negli Stati Uniti.#Ollolai #CNN #caseaundollaro #comunediollolai
Posted by Comune di Ollolai on Tuesday, November 19, 2024
Die Nachfrage war bisher aber eher mäßig. Francesco Columbu besaß jedoch den Riecher, in Trumps Wiederwahl jene Steilvorlage zu erkennen, die sein Ollolai-Wiederbelebungs- und Neubesiedlungsprojekt so dringend braucht. Der umtriebige Bürgermeister von Ollolai und sein Gemeinderat entwarfen eine Werbekampagne, die sich speziell an von den US-Wahlen enttäuschten Demokratenwähler und Anti-Trump-US-Amerikaner richtet. Ohne Donald Trump beim Namen zu nennen, was sich allein schon aus rechtlichen und politischen Gründen verbietet, schnürten der listige Bürgermeister und die Seinen ein Paket von Angeboten und Hilfen, das offenbar jenseits des großen Teichs viel Gefallen findet.
„Sind Sie von der Weltpolitik genervt? Sind Sie auf der Suche nach einem ausgeglicheneren Lebensstil und möchten gleichzeitig neue Chancen wahrzunehmen? Dann ist es an der Zeit, ihre Flucht ins atemberaubende Paradies Sardiniens zu planen!“, heißt es auf der eigens zu diesem Zweck geschaffenen Webseite LIVE IN OLLOLAI.
„Ganz gleich, ob Sie ein 1-Euro-Haus zum Renovieren oder ein bezugsfertiges Haus suchen, wir begleiten Sie bei jedem Schritt Ihrer Reise, von der Organisation von Besichtigungsterminen über die Suche nach Bauunternehmern bis hin zum Durchlaufen der notwendigen Behördengänge“, heißt es auf der Webseite, die den Neubürgern ein Rundum-sorglos-Paket verspricht.
#ollolai
Posted by Comune di Ollolai on Thursday, November 21, 2024
Der Erfolg der Werbekampagne übertraf alle Erwartungen. Innerhalb von nur wenigen Tagen griffen mehr als 30.000 Interessierte auf das von der Gemeinde ins Leben gerufene Portal zu. Nicht weniger als 3.000 US-Amerikaner registrierten sich auf der Seite LIVE IN OLLOLAI als an den Angeboten interessierte Nutzer.
Der Hype um Ollolai nahm solche Ausmaße an, dass sogar US-Medien wie die CNN auf die sardische 1.200-Einwohner-Gemeinde aufmerksam wurden. „Wir wollen uns in erster Linie an die Amerikaner wenden. Natürlich können sich auch Menschen aus anderen Ländern bewerben, aber für US-Bürger wird das Verfahren beschleunigt. Wir setzen darauf, dass sie uns helfen, die Gemeinde wiederzubeleben, sie sind unsere Trumpfkarte“, erklärt Francesco Columbu gegenüber der CNN.
Den potenziellen Neubürgern von Ollolai stehen drei Offerten zur Auswahl. Während die digitalen Nomaden, die sich für das Arbeitsmodell WORK FROM OLLOLAI interessieren, für kostenlose Übergangsunterkünfte ansuchen können, besteht für alle anderen die Möglichkeit, entweder renovierungsbedürftige Ein-Euro-Häuser oder bezugsfertige Häuser zu Preisen bis zu 100.000 Euro – oder 105.000 Dollar – zu erwerben. In Ollolai soll ein spezielles Team bereitstehen, das die Käufer und Neubürger bei ihrer Wahl beraten und sie bei allen Behördengängen begleiten und unterstützen soll.
LIVE IN OLLOLAI beweist, wie wichtig es für eine Werbekampagne ist, den Nerv der Zeit zu treffen. Während bis zur US-Wahl nur mäßige Nachfrage herrschte, soll es inzwischen Tausende geben, die nur darauf warten, die sardische Berggemeinde zu ihrem Lebensmittelpunkt zu machen. Die Gemeindeoberen von Ollolai weisen jedoch darauf hin, dass die Anzahl der verfügbaren Häuser und Wohnungen begrenzt ist. Die meisten von ihnen befinden sich im historischen Ortszentrum von Ollolai.
„Natürlich können wir den neu gewählten US-Präsidenten nicht direkt beim Namen nennen, aber wir alle wissen, dass er derjenige ist, vor dem viele Amerikaner jetzt fliehen. Viele wollen das Land verlassen. Wir haben diese Website speziell für jene US-Bürger geschaffen, die nach der Wahl überlegen, in ein anderes Land zu ziehen und dortzubleiben“, so der Bürgermeister von Ollolai gegenüber CNN.
In Süditalien sowie auf Sizilien und Sardinien gibt es viele Kleinstädte und Dörfer, die stark von Bevölkerungsschwund und Geburtenmangel betroffen sind. Das Modell Ollolai könnte daher bald Schule machen. Die Einwohner von Ollolai hingegen warten auf nichts anderes, als ihre neuen Mitbewohner, ihre „neuen Sarden“, willkommen zu heißen.
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4 Kommentare auf "Ein Euro reicht: „Sie helfen uns, das Dorf am Leben zu erhalten“"
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..ein enttäuschter und frustrierter N.G. könnte dort auch seine Zelte aufschlagen!
Wer will do schun a bleibm, do pfeift jo nimma a mo do leschte Huhne fan Loch ausa😅
So lange es irgendwo Wahlen gibt, wird es immer einen Teil der Wähler treffen, welcher mit dem Ergebnis nicht zufrieden/einverstanden ist, das liegt in der Natur der Sache… Die Entscheidung auszuwandern steht dann (in einer “Demokratie”) jedem frei
Bin gespannt wieviele Ollolaianer das Weite suchen werden, sobald sich die Amis versuchen bei ihnen daheim einzunisten. Dieser Andrang steigert den Preis ja gewaltig! 😉