Homeland, Europas erstes Skigebiet ohne Aufstiegsanlagen – VIDEO

„Ein Modell, das man kopieren kann – Berg heißt Anpassung“

Dienstag, 01. April 2025 | 07:14 Uhr

Von: ka

Madesimo/Montespluga/Bergamo – Im Alpendorf Montespluga arbeitet eine Agentur aus Bergamo seit 2022 an der Zukunft des Skifahrens. „Es gibt eine Alternative zum herkömmlichen Skifahren, Wintertourismus kann nachhaltig sein“, ist Walter Bossi, Geschäftsführer von Homeland, Europas erstem Skigebiet ohne Aufstiegsanlagen, zuversichtlich. Der Erfolg gibt dem 27-Jährigen recht.

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Das Dorf Montespluga ist im Winter fast menschenleer. Die Menschen, die das ganze Jahr über in dem Alpendorf nahe der Schweizer Grenze leben, kann man an einer Hand abzählen. Dennoch geht eine Agentur aus Bergamo, Spiagames, das nicht unerhebliche Risiko ein, in Montespluga an der Zukunft des Skisports zu bauen. Doch bei Spiagames, seit fast 30 Jahren im Outdoor-Bereich tätig, ist man überzeugt, den richtigen Weg gefunden zu haben.

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Der 27-jährige Walter Bossi, Direktor von Homeland, dem ersten Skigebiet Europas ohne Aufstiegsanlagen, erklärt, dass die Idee, ein „Skigebiet ohne Lifte“ zu schaffen, während der Pandemie geboren wurde. Im Jahr 2022 nahm das Projekt mit der Eröffnung des Skigebiets Montespluga, einem kleinen Ortsteil von Madesimo in der Provinz Sondrio, konkrete Formen an.

Homeland Explore è stato parte del servizio su Madesimo girato dalla troupe di Sky Ultra: condividano con piacere quanto trasmesso settimana scorsa.#homeland #madesimo #valchiavenna #homelandexplore Discover Madesimo Mountain360 Guide Alpine Valtellina Valchiavenna Turismo Campodolcino Turismo

Posted by Homeland Explore on Thursday, February 15, 2024

„Während der Pandemie blieben die Skilifte geschlossen. Das hat die Menschen dazu gebracht, die Berge anders zu erleben und das Skitourengehen wiederzuentdecken. Wir glauben, dass sich der Mensch den verschneiten Hängen anpassen muss und nicht umgekehrt“, sagt Walter Bossi, der aus der Brianza nördlich von Mailand stammt.

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Rund drei Kilometer vom Splügenpass entfernt befindet sich die Homeland-Basis. Es handelt sich um einen modernisierten Container, in dem zwei Räume eingerichtet wurden, von denen einer vermietet und der andere für Kurse und Teambuildingsitzungen genutzt wird. Das Gebäude ist aus Holz, das Licht fällt durch große Fenster. „Es soll eine Kontinuität zum Außenbereich herstellen“, betont der 27-Jährige gegenüber dem Lokalmedium BergamoNews.

Im „Skigebiet“ gibt es elf Routen mit einer Gesamtlänge von 35 Kilometern. Infotafeln und Karten mit QR-Codes verweisen auf die Website, auf der alle Informationen zu den Routen zu finden sind. Neben dem klassischen Skitourengehen bietet Homeland auch eine Reihe anderer Aktivitäten, die die Umwelt nicht belasten, wie Splitboarding, Schneeschuhwandern und Wandern in den Rätischen Alpen.

Viele mögen die Nase rümpfen, doch der Erfolg gibt den Machern von Homeland recht. Mittlerweile zählt das „Skigebiet ohne Lifte“ nicht nur Einheimische und italienische Wintersportler zu seinen Kunden, sondern auch Touristen aus Frankreich, Polen und Großbritannien.

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„Wir arbeiten wie ein Labor, jedes Jahr kommt eine neue Zutat hinzu. Und die Zahlen geben uns recht. Ziel ist es, das Modell zu einer großflächigen Alternative zum traditionellen Skifahren auszubauen. Geeignete Gebiete haben wir bereits im Visier. Wir investieren ab einer Höhe von 1.900 Metern. Angesichts des Klimawandels muss ein Gebiet zudem eine Reihe von Parametern erfüllen, um geeignet zu sein“, erklärt Bossi.

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Es ist nicht schwer, zwischen den Zeilen den Widerstand gegen das Projekt des Zusammenschlusses der Skigebiete Colere-Lizzola zu lesen, das von Bürgern und Verbänden wegen Fragen der wirtschaftlichen und ökologischen Nachhaltigkeit heftig kritisiert wird.

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„Wir müssen zu einem respektvollen Umgang mit den Bergen zurückkehren. Unser Modell basiert auf den Grundwerten des Skibergsteigens. Es geht darum, sich mit Körper und Geist dem Hang anzupassen“, betont Walter Bossi. Die erfolgreiche Austragung des Skialp Fest 2025, dem wichtigsten Festival des Skibergsteigens, das vom 7. bis 9. März in Homeland stattfand, sieht Walter Bossi als Bestätigung des eingeschlagenen Weges.

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Doch Homeland soll erst der Anfang sein. Der Traum der Spiagames-Macher ist es, die Via Spluga, den 70 Kilometer langen Wanderweg zwischen Italien und der Schweiz, auch im Winter begehbar zu machen. Für nächstes Jahr ist zunächst die Eröffnung von zwei Tiny Houses, zwei streng ökologischen Holzhäuschen zum Übernachten, geplant. „Wir setzen uns für einen nachhaltigen grenzüberschreitenden Tourismus ein“, ist sich Bossi sicher, ein Gegenmodell zum klassischen Skifahren im Skigebiet geschaffen zu haben.

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Könnte dieser Weg auch in einigen Südtiroler Bergregionen beschritten werden?

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