Von: ka
Casaletto Lodigiano/Lombardei – Der Fall eines erschossenen Einbrechers erschüttert die italienische Öffentlichkeit und heizt die Diskussion um Sicherheit, „Selbstjustiz“ und Notwehr kräftig an.
Es ist kurz nach 3.00 Uhr am frühen Freitagmorgen als eine dreiköpfige Einbrecherbande rumänischer Nationalität in ein Landgasthaus – Osteria dei Amis – in Gugnano, einer Fraktion von Casaletto Lodigiano in der Lombardei, einbrechen wollte. Die drei Übeltäter hatten es auf das Tagesinkasso und die Zigarettenstangen abgesehen. Da aber das verbrecherische Trio den Alarm ausgelöst hatte, wurde der Besitzer des Lokals, der 67-jährige Mario Cattaneo, der zusammen mit seiner Frau und der Familie seines Sohnes im Obergeschoss wohnte und schlief, auf die Einbrecher aufmerksam. Mario Cattaneo stieg, bewaffnet mit einem Jagdgewehr und gefolgt von seiner Frau Fiorenza und seinem Sohn Gianluca, die Treppe hinab zum Eingang des Lokals.
Um sich den Fluchtweg abzusichern, hatten die Diebe den Riegel der Eingangstür des Lokals blockiert und davor einige im Außenbereich des Lokals gefundene Tische und Stühle aufgehäuft. Mario Cattaneo gelang es trotzdem die Tür aufzureißen, wobei er sich aber an beiden Händen verletzte, stand aber dann vor den übereinandergelegten Gartenmöbeln. Er gab sich aber nicht geschlagen. Er stieg auf einen Tisch, den er bis zum Türpfosten geschoben hatte, und schob den Lauf seines Jagdgewehres mit Kaliber 12 aus einer kleinen Luke. Laut seiner Aussage habe dann ein Einbrecher den Lauf seines Gewehres ergriffen, wobei sich ein Schuss gelöst habe.
Der 76-jährige Pietro Colombi, der durch die Alarmsirene aus dem Schlaf gerissen worden war, wurde auf dem Balkon stehend Zeuge des Einbruchs und der Bluttat. Fiorenza schrie ihren Mann an: „Geh ins Haus und leg das Gewehr weg!“ Kurze Zeit später hörte er weitere Sätze und Schreie: „Wieso hast Du es geladen? Wieso hast Du geschossen?“ Daraufhin fragte Colombi selbst seinen Nachbarn: „Hast Du ihn getroffen?“ „Ja“, antwortete Cattaneo.
Einer der Einbrecher wurde im Rücken auf Schulterhöhe getroffen. Der Dieb – er wurde am Samstag von seinem aus der Schweiz herbeigeeilten Bruder als der 33-jährige rumänische Staatsbürger P.U. identifiziert – versuchte noch zu fliehen, brach aber nach 150 Metern zusammen und verblutete mitten auf einer kleinen Straße. Seine Komplizen gaben noch einen kurzen Notruf ab und setzten dann ihre Flucht fort. Wegen der ungenauen Ortsangabe konnten aber die Rettungskräfte den verletzten Einbrecher nicht rechtzeitig finden. Gegen 6.00 Uhr am Freitagmorgen fand ein weiterer Nachbar die Leiche des 33-jährigen Rumänen.
Mario Cattaneo, gegen den nun wegen Vorsätzlicher Tötung ermittelt wird, gibt sich keine Ruhe: „Ich wollte ihn nicht töten“, wiederholt er immer wieder. Immer wieder denkt er an den Tod des 33-jährigen Rumänen, der auch sein Leben für immer verändern wird. Indes steht das ganze Dorf hinter Mario Cattaneo. Politiker wie Matteo Salvini(Lega Nord), der nach einem neuen Gesetz, das die Notwehr regeln soll, ruft und Giorgia Meloni (Fratelli d’Italia) stellten sich hinter den 67-jährigen Lokalinhaber.
Politische Beobachter meinen, dass wegen der in der öffentlichen Wahrnehmung gestiegenen Einbruchskriminalität der Druck auf das Parlament, die Notwehr neu zu regeln, immer größer wird.
Und was meinen unsere Leser? Wo endet die Notwehr und wo beginnt die vorsätzliche Tötung?